07.10.2016 13:30:48
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KONJUNKTUR IM BLICK/Deutsche Wachstumserwartungen steigen
Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)--Die deutschen Konjunkturdaten haben in jüngster Zeit positiv überrascht. Das dürfte für die Wachstumserwartungen institutioneller Analysten nicht ohne Folge geblieben sein. Volkswirte rechnen damit, dass sowohl die vom Zentrum für europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) erhobenen Konjunkturerwartungen institutioneller Investoren als auch der entsprechende Erwartungsindex des Beratungsunternehmens Sentix gestiegen sind. Es gibt allerdings auch Argumente für eine schwächere Stimmung.
Außerdem stehen in der kommenden Woche das Protokoll der FOMC-Sitzung vom 20./21. September und eine Rede von Fed-Chefin Janet Yellen sowie ein Treffen der Eurozone-Finanzminister auf dem Programm.
Die vergangenen zwei Wochen haben einige positive Konjunkturüberraschungen aus Deutschland gebracht. Da war zunächst der unerwartete Anstieg des ifo-Geschäftsklimas um über 3 Punkte auf den höchsten Stand seit mehr als zwei Jahren. Im August war der Index noch deutlich gesunken, was manche Ökonomen als eine verzögerte Reaktion auf den geplanten EU-Austritt Großbritanniens interpretiert hatten.
Die später für August veröffentlichten "harten Daten" überraschten ebenfalls positiv: Die Produktion im produzierenden Sektor stieg um satte 2,5 Prozent - erwartet worden waren nur 0,8 Prozent. Das natürlich vorhandene Rückschlagsrisiko für den September wird durch einen ordentlichen Zuwachs bei den Auftragseingängen von 1,0 (Prognose: 0,2) Prozent gemildert.
Gute harte Konjunkturdaten dürften Optimismus stützen Dies alles dürfte seine Wirkung auf die Konjunkturerwartungen nicht verfehlt haben. Allerdings gibt es durchaus einige Risiken. Negativ könnte zu Buche schlagen, dass nach der Ankündigung von Brexit-Verhandlungen für 2017 nun wieder stärker mögliche negative Auswirkungen eines britischen EU-Austritts diskutiert werden. Ein warnendes Beispiel ist der Absturz des Pfund-Wechselkurses.
Außerdem scheinen einige Marktteilnehmer das Szenario eines unerwartet frühen Auslaufens der EZB-Anleihekäufe nicht gänzlich abwegig zu finden, obwohl inzwischen mehrere EZB-Offizielle bestritten haben, dass die Zentralbank an so etwa denkt.
Die sentix-Konjunkturerwartungen werden am Montag um 10.30 Uhr veröffentlicht. Sie basieren auf einer Umfrage am Wochenende, so dass die frischen Eindrücke von Produktion und Auftragseingang noch mit einfließen konnten, während die Antworten in der ZEW-Umfrage (Veröffentlichung Dienstag, 11.00 Uhr) über zwei Wochen einliefen.
Bereits am Montag (8.00 Uhr) veröffentlicht das Statistische Bundesamt die Außenhandelszahlen für August. Die Exporte waren im zweiten Quartal die rechnerisch bei weitem wichtigste Wachstumsstütze der deutschen Wirtschaft gewesen. Volkswirte erwarten für das dritte Quartal eine Gegenbewegung. Je weniger stark die ausfällt, desto höher könnte am Ende das Wirtschaftswachstum in diesem Zeitraum ausfallen.
Die Eurozone-Finanzminister beraten am Montag über die Umsetzung der Reformen, die Griechenland als Gegenleistung für die milliardenschweren Hilfszahlungen der europäischen Partner zugesagt hat. Vom Urteil über diese Fortschritte wird es abhängen, ob und wann das Land die restlichen 2,8 Milliarden Euro aus dem jüngsten Hilfsprogramm ausgezahlt bekommt.
US-Notenbank veröffentlicht Minutes, Yellen spricht Zwei weitere Termine der Woche sind mit Blick auf die US-Geldpolitik von Bedeutung. Am Mittwoch (20.00 Uhr) veröffentlicht die US-Notenbank das Protokoll der FOMC-Beratungen (Minutes) vom 20. und 21. September. In dieser Sitzung war beschlossen worden, den Leitzins unverändert zu lassen. Allerdings gab es drei Stimmen für eine Zinserhöhung - ein für US-Verhältnisse bemerkenswert hohes Ausmaß an Uneinigkeit.
Am Freitag um 18.30 Uhr spricht Fed-Chefin Janet Yellen bei einer Konferenz der Boston Fed. Das gibt ihr Gelegenheit, mögliche Marktreaktionen auf die Minutes und den jüngsten US-Arbeitsmarktbericht zu kommentieren.
Kontakt zum Autor: hans.bentzien@dowjones.com
DJG/hab/smh
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October 07, 2016 07:00 ET (11:00 GMT)
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