28.10.2011 13:01:35
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Kurzporträts: Die Präsidenten der Europäischen Zentralbank
WIM DUISENBERG: Der Niederländer war der erste "Mister Euro". Sein kompromissloses Eintreten für Geldwertstabilität trug wesentlich dazu bei, dass die Europäer dem neuen Geld vertrauten. Den - respektvoll gemeinten - Beinamen "Mister Euro" erwarb sich der Hüne mit dem weißen Haarschopf durch den Start des Euro 1999 und die Einführung des Bargeldes Anfang 2002, die reibungslos über die Bühne ging. Während seiner fünfjährigen Amtszeit schaffte er es, die EZB durch das Minenfeld nationaler Empfindlichkeiten zu lotsen. An den Finanzmärkten sorgte der Ökonom allerdings mit lockeren Bemerkungen gelegentlich für Verwirrung. Unermüdlich mahnte der vor sechs Jahren im Alter von 70 Jahren gestorbene Niederländer die nationalen Regierungen, ihre Staatshaushalte zu sanieren und Schuldenberge abzubauen.
JEAN-CLAUDE TRICHET: Der Franzose, der 2003 den Top-Posten im Frankfurter Eurotower übernahm, steuerte den Währungsraum durch gewaltige Turbulenzen. Der "Feuerwehrmann" musste Brände löschen, auch weil die Politik nicht schnell genug handeln konnte. Dabei brach der EZB-Rat unter Führung des 68-Jährigen auch Tabus. Als Sündenfall gilt der Kauf von Anleihen europäischer Schuldenstaaten - weil die Notenbank damit für die unsolide Politik der Regierungen geradesteht. Trichet gilt als überzeugter Europäer mit viel diplomatischem Geschick, der die Fäden gern hinter den Kulissen zieht. Als EZB-Präsident wählte der Lyrik- und Opernfan seine Worte mit Bedacht - er weiß, jedes missverstandene Wort kann die Märkte verunsichern. "Als Rufer in der Wüste" mahnte Trichet unaufhörlich, die Staaten sollten ihre Haushalte in Ordnung bringen und solide wirtschaften.
MARIO DRAGHI: Der Ex-Chef der italienischen Zentralbank verfügt über internationale Erfahrung und Reputation. Auf dem Weg von Rom nach Frankfurt an die Spitze der Europäischen Zentralbank bewies er zudem Stehvermögen. Draghi setzte sich gegen seinen deutschen Widersacher Axel Weber durch, der sich mit seinem Rücktritt als Bundesbankchef selbst aus dem Rennen nahm. Der 63-jährige passionierte Bergsteiger steht vor allem für die Image-Rettung der einst von einem Skandal erschütterten italienischen Notenbank. Sein Vorgänger an deren Spitze, Antonio Fazio, hatte wegen einer Affäre um Insidergeschäfte und Marktmanipulation den Hut nehmen müssen. Internationale Sporen verdiente sich der Finanz- und Bankenexperte als Exekutivdirektor der Weltbank und als Vizepräsident von Goldman Sachs in London. /mar/DP/jsl
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