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Clever investieren 22.12.2012 03:00:00

Levermann-Methode : Deutschlands beste Qualitätsaktien

Vor gut einem Jahr stellten wir unseren Lesern Aktien vor, die nach einem von Ex-Fondsmanagerin Susan Levermann entwickelten Qualitätscheck als besonders aussichtsreich galten. Zu den kaufenswerten Bluechips gehörten der Chemieriese BASF und der Pharmakonzern Merck. Beide DAX-Titel schlugen sich seither mit Kursgewinnen von jeweils gut 40 Prozent besser als der ohnehin schon gut laufende deutsche Leitindex, der im selben Zeitraum um 32 Prozent stieg. Die Aktien von BASF und Merck untermauerten also die von Levermann aufgedeckten Outperformer-Qualitäten.

Laut Levermann bescheren die mithilfe ihres quantitativen Checks ausgewählten Standardwerte Anlegern im Schnitt eine Outperformance von gut fünf Prozent pro Jahr gegenüber Leitindizes wie dem DAX. Bei kleineren Nebenwerten mit einem Börsenwert von weniger als fünf Milliarden Euro ist der Test allerdings nicht ganz so aussagekräftig, die Trefferquote mitunter nicht so hoch wie bei schwergewichtigen Bluechips.

Wer dennoch auf Small und Mid Caps nicht verzichten möchte, sollte auf Werte fokussieren, die nach der sogenannten Levermann-Methode möglichst viele Punkte — mindestens sieben von zwölf — erzielen.

Deutschlands beste Aktien
Um Anlegern bei der Suche nach aussichtsreichen Outperformern die Qual der Wahl zu erleichtern, hat €uro am Sonntag zehn deutsche Aktien herausgesucht, die aktuell im Levermann-Test besonders stark punkten und deshalb kaufenswert sind (siehe Tabelle unten).

Neben Dauerbrenner BASF, der mit acht Punkten wieder unter den besten deutschen Aktien zu finden ist, gelang auch BMW mit sechs Zählern als zweiter DAX-Wert noch der Einzug in die Top Ten. Ebenfalls sechs Punkte erhielt der Versicherer Hannover Rück. Der MDAX-Titel ist zwar grundsätzlich eine Aktie aus der zweiten Reihe. Mit einem Marktwert von gut sieben Milliarden Euro gilt das Schwergewicht aber bei Levermann nicht mehr als Nebenwert im klassischen Sinn und ist somit auch mit einer Punktzahl unterhalb von sieben Zählern kaufenswert.

Orientiert haben wir uns bei der Aktienzusammenstellung an der Internetseite levermann-aktien.de von Thomas Schöberl. Der Ingenieur beschäftigt sich schon lange mit statistischen Auswahlverfahren, sogenannten quantitativen Systemen und entwickelte eine Software, die exakt ermitteln kann, welche Aktien die Kriterien von Levermann erfüllen. Interessierte Anleger bekommen auf ­seiner Homepage gegen ­Gebühr tagesaktuell die besten Levermann-Aktien aus einer Datenbank mit über 700 Titeln automatisch herausgefiltert.

Diese technische Unterstützung ist hilfreich und spart Anlegern vor allem Zeit bei der Recherche. Zumal Susan Levermann selbst empfiehlt, ihren Check mindestens alle zwei Wochen durchzuführen, nach Möglichkeit öfter. Selbst bei nur rund zehn Minuten Aufwand pro Aktie würde dies allein für die 110 größten deutschen Werte einen immensen Zeitaufwand bedeuten.

Entspannt zum Reichtum
Doch was genau ist eigentlich die Levermann-Methode? Der Qualitäts­check kombiniert fundamentale Kriterien mit markttechnischen und psychologischen Aspekten. 2010 veröffentlichte die ehemalige DWS-Fondsmanagerin ihr Buch „Der entspannte Weg zum Reichtum“, in dem sie ihre Methode anschaulich beschreibt. Die Grundidee des Qualitätschecks besteht darin, Aktien über Branchen- und Ländergrenzen hinweg vergleichbar zu machen. ­Levermann entwickelte dazu anhand öffentlich zugänglicher Informationen ein für jedermann nachvollziehbares Punkteschema.

Insgesamt werden bei ihrer Analyse 13 Kennzahlen abgeklopft, wovon sich zwei ausschließen. Maximal kann eine Aktie in diesem quantitativen Modell also zwölf Punkte erreichen. Da bei krasser Verfehlung der Kriterien auch Minuspunkte vergeben werden, ist es nicht ganz einfach, auf eine hohe Punktzahl zu kommen. Standardwerte sind laut Levermann ab vier Punkten mögliche Kaufkandidaten, Nebenwerte unter fünf Milliarden Euro Marktkapitalisierung sollten wegen des höheren Risikos mindestens sieben Punkte zusammenbekommen.

Alle Small und Mid Caps in unserer Top-Ten-Liste erhalten sieben oder acht Punkte, sodass auch kleinere Nebenwerte, wie etwa SHS Viveon, Schaltbau, Splendid Medien oder die Aktie des Münchner Modehauses Ludwig Beck, in diesem Punkt bedenkenlos als Kaufkandidaten durchgehen.

Anhand des Levermann-Screenings werden klassische Bewertungsparameter wie niedriges Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV unter zwölf), hohe Marge (über zwölf Prozent vor Zinsen und Steuern) oder solide Eigenkapitalquote (über 25 Prozent) unter die Lupe genommen. Ebenso werden das Kursmomentum auf Sicht von sechs und zwölf Monaten berücksichtigt und die Tendenz, ob Gewinnschätzungen zuletzt angehoben oder gesenkt wurden.

Auch die Reaktion der Börse auf die Quartalszahlen am Tag der Veröffentlichung wird gecheckt. Damit es einen Punkt in dieser Rubrik gibt, muss die Aktie am Tag der Zahlenvorlage mindestens ein Prozent besser abschneiden als der Vergleichsindex. „Dieser Tag zeigt an, wie das aktuelle Sentiment, also die Einstellung der Mehrheit der Marktteilnehmer, gegenüber der Aktie ist“, sagt Levermann. Ihrer Meinung nach sei es ungemein hilfreich, wenn Unternehmen positiv überraschen können. Und das sei am besten an der Reaktion auf die Zahlen abzulesen.

Wichtige Erkenntnisse aus ihrer Zeit als Fondsmanagerin ließ Levermann ebenfalls in ihre Methode einfließen. Wenn etwa eine Aktie drei Monate in Folge besser läuft als der Vergleichsindex, führt das bei Fondsmanagern häufig zu Gewinnmitnahmen, stellte Levermann fest. Schneidet ein Titel ein Quartal lang schlechter ab, bedeutet das oft Nachholpotenzial. Auch Analystenempfehlungen spielen für Levermann eine Rolle, allerdings meist als Kontra-Indikator, frei nach dem Motto: Vergeben alle Experten das Rating „Kaufen“, kann eine Aktie nur noch abgestuft werden — und umgekehrt.

Quickcheck für Eilige
Anleger, die nicht stets alle 13 Kriterien bei einer Aktie durchprüfen wollen, können sich gut am Quickcheck (siehe Quickcheck) orientieren. Die abgespeckte Levermann-Variante berücksichtigt die wichtigsten fünf Kriterien. Für jedes erfüllte Kriterium (zum Beispiel KGV im Fünf­jahresdurchschnitt unter zwölf) gibt es einen Punkt, bei krasser Verfehlung (etwa KGV über 16) wird ein ­Minuspunkt vergeben. Standardtitel sollten mindestens drei, Small Caps vier Punkte ­zusammenbekommen.

Aktien, die beim Quickcheck auf weniger als zwei oder gar auf eine negative Gesamtpunktzahl kommen, müssen in der Regel nicht eingehend ­analysiert werden, denn solche Titel gehören — zumindest im Anlageuniversum von Susan Levermann — ohnehin nicht ins Depot.

von Lars Winter, Euro am Sonntag

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