29.05.2024 15:20:00
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Lob und Kritik an Aufstockung des Tourismus-Saisonnierkontingents
Um den Arbeitskräftemangel im Tourismus etwas zu mildern, stockt das Wirtschaftsministerium das Saisonnierkontingent von außerhalb der EU auf. Konkret werden 200 neue Kontingentsarbeitsplätze zusätzlich zu den bisher 4.295 geschaffen, kündigte Wirtschaftsminister Martin Kocher (ÖVP) am Mittwoch vor dem Ministerrat an. Von der zuständigen Gewerkschaft kam scharfe Kritik, die Hoteliervereinigung zeigte sich erfreut.
Von den neuen Kontingentplätzen sollen voraussichtlich 170 auf Kärnten entfallen, weitere 30 auf Niederösterreich. In den beiden Bundesländern sei der Bedarf für die bevorstehende Sommersaison besonders groß, so Kocher. Durch die Aufstockung der Kontingente könne die Regierung einen Beitrag dazu leisten, dass Tourismusbetriebe in der bevorstehenden gut gebuchten Sommersaison genug Möglichkeiten haben, Personal zu finden.
Die Zahl der zusätzlichen Plätze klinge "vielleicht überschaubar", sagte Tourismus-Staatssekretärin Susanne Kraus-Winkler (ÖVP), für die beiden Bundesländer sei es aber ein wichtiger Schritt. In Kärnten gibt es derzeit 292 Kontingentplätze, in Niederösterreich 68, im Vergleich dazu verfügen Tirol und Salzburg jeweils über mehr als 1.200 Plätze.
"Diese Maßnahme der Regierung ist weder kreativ noch nachhaltig. Regelmäßig das Kontingent der Saisonarbeitskräfte aus dem Ausland hochzuschrauben und die Arbeitsbedingungen dabei links liegen zu lassen, lehnen wir entschieden ab", kritisierte Berend Tusch von der zuständigen Gewerkschaft vida. Die Zuständigen sollten Berufe im Tourismus attraktiver machen, statt Saisonnierkontingente zu steigern. "Es braucht gebührende Löhne und stabile Arbeitsverhältnisse und außerdem Maßnahmen zu Saisonverlängerungen. Nur so können Arbeitskräfte aus der jeweiligen Region in der Branche gehalten werden. Der Tourismus ist nicht ohne Grund eine Branche, aus der Arbeitskräfte flüchten", so Tusch.
"Ein Gebot der Stunde" in der Steigerung des Kontingents sieht hingegen die Hoteliervereinigung (ÖHV). "Das geht auf alle Fälle in die richtige Richtung", erklärte deren Präsident, Walter Veit. Allerdings brauche es "größere Schritte", verwies er auf 50.000 Arbeitskräfte vom Westbalkan, die ab Juni in Deutschland offene Stellen besetzen würden.
Für saisonale Spitzenzeiten können die Kontingente um 50 Prozent überschritten werden. Die Kontingente wurden voriges Jahr samt dem Überziehungsrahmen ausgeschöpft. Forderungen nach einer Abschaffung der Saisonkontingente erteilte Kocher erneut eine Absage. Grundsätzlich sei die derzeitige Lösung gut, sagte er und verwies auf die Einführung der Stammsaisonnier-Regelung und den Trend zu mehr Ganzjahresarbeitsplätzen. Über die Rot-Weiß-Rot-Karte seien im Vorjahr 1.064 Drittstaatenangehörige für Ganzjahresarbeitsplätze im Tourismus nach Österreich gekommen, so der Wirtschaftsminister.
Ende April waren beim Arbeitsmarktservice (AMS) rund 10.000 offene Stellen im Tourismusbereich gemeldet. Zugleich gab es einen Beschäftigungsrekord - rund 195.000 Personen waren zu diesem Zeitpunkt und damit außerhalb der Hauptsaison unselbstständig im Tourismus beschäftigt. In Österreich gebe es genügend Arbeitssuchende und solche, die in die Tourismusbranche zurückkehren möchten, hieß es von der vida.
phs/jeg/tpo
ISIN WEB http://www.vida.at

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