MDAX
20.03.2013 15:36:31
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Loewe-CEO Harsch will zurück zu alten Tugenden
Von Ursula Quass
Der Vorstandschef der Loewe AG bezichtigt das frühere Management bei dem einstigen Edel-TV-Hersteller schwerer Fehler und will zurück zu alten Tugenden. Es habe "falsche Investitionsneigungen" gegeben, sagte , Matthias Harsch beim Münchner Management Kolloquium. So sei zu viel in den Standort im bayerischen Kronach investiert worden. "Mehr in die Technologie zu investieren, wäre sinnvoller gewesen." Auch die Lagerbestände hätten ein "teilweise atemberaubendes Niveau" erreicht. Zudem sei der Trend zu großformatigen Fernsehgeräten verschlafen worden und schon seit drei Jahren im Kurzarbeitsmodus gearbeitet worden. "Dass das geht, hat auch mich überrascht." Harsch steht erst seit Anfang des Jahres an der Spitze des seinen Worten nach "letzten Kämpfers auf europäischem Terrain" in der Branche.
Um den Turnaround zu schaffen, will Harsch alte Qualitäten des Unternehmens neu beleben. "Loewe muss wieder eine richtige Premiummarke werden", gab Harsch als Losung aus. "Jeden Monat Rabattaktionen nachzuwerfen, reicht nicht." Immerhin sieht der Vorstandschef "erste Anzeichen einer leicht anziehenden Nachfrage". Allerdings seien Deutschland, Österreich, die Schweiz und die Benelux-Länder die einzigen Märkte, die "noch einigermaßen performen". Das Geschäft im krisengeschüttelten Südeuropa sei dagegen "völlig eingebrochen".
Der heftige Preisverfall, der auch unter weitaus größeren Herstellern Opfer fand, könne dagegen kaum noch weitergehen. Schon jetzt würden gerade noch die Herstellungskosten gedeckt.
Wie lange der japanische Großaktionär Sharp angesichts seiner eigenen Nachfrageprobleme noch Partner bleibe, sei fraglich, sagte Harsch. "Der nächste Partner wird eher aus der chinesischen Ecke kommen", sagte der Vorstandschef. Blind den Wettbewerbern nacheifern will der Manager aber nicht: "Wir wollen weg von der Masse. Alles, was Samsung macht, wollen wir nicht machen." In erster Linie gehe es Loewe um Qualität.
Loewe steckt derzeit tief in den roten Zahlen. 2012 lag der operative Verlust bei 29 Millionen Euro und damit rund dreimal höher als im Jahr zuvor. Der Umsatz sank um 9 Prozent. Eine einschneidende Sparkur soll nun helfen, das Ruder herumzureißen. Wie schon angekündigt, werden 180 Arbeitsplätze gestrichen, davon 130 in der Fertigung. Das entspricht laut Harsch jeder fünften Stelle.
Neben einvernehmlichen Vertragsauflösungen und Teilzeitvereinbarungen gibt es auch betriebsbedingte Kündigungen. Um den Personalabbau sozialverträglich zu gestalten, wurde eine Transfergesellschaft gegründet. Die verbleibenden Mitarbeiter müssen auf bis zu zehn Prozent des Monatsgehalts verzichten. Außerdem wurde die Tariferhöhung auf 2014 verschoben. Urlaubs- und Weihnachtsgeld werden laut Loewe mit einer Pauschale abgegolten.
Der Sanierungstarifvertrag läuft den Angaben zufolge bis Ende 2014 und beinhaltet auch eine Erfolgsbeteiligung bei verbesserter Geschäftslage. Neben dem Arbeitsplatzabbau war das die Grundlage, dass die Banken die Kreditlinien von Loewe bis Ende März 2014 verlängert haben.
Die Loewe AG hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich. Nach dem erfolgreichen Börsendebüt 1999 hatten die Franken Anfang des Jahrtausends das Aufkommen der Flachbildschirme verschlafen und waren schon einmal tief in die Verlustzone gerutscht. Nachdem sich der Aktienkurs binnen anderthalb Jahren auf 30 Euro verdoppelt hatte, folgte der tiefe Absturz. Bis 2004 verlor das Papier fast 90 Prozent, ehe mit Sharp der zwischenzeitliche Retter genaht war.
Nach einer Aufschwungphase mit japanischer Hilfe nahm allerdings die Konkurrenz im TV-Geschäft massiv zu - so heftig, dass der Preisverfall und das Überangebot auch unter weitaus größeren Herstellern Opfer fanden. Großaktionär Sharp kam selbst ins Trudeln und bemüht sich derzeit, durch Anteils- und Fabrikverkäufe Geld in die Kassen zu holen. In der Nische, die sich Loewe mit design-orientierten Highend-Fernsehern gesucht hatte, wurde es eng. Die Liquidität schmolz drastisch ab, sodass nun die Restrukturierung die Rettung sein soll.
Auch personell gesehen blickt das Unternehmen auf unruhige Zeiten zurück. Nachdem der inzwischen auch schon wieder aus dem Aufsichtsrat ausgeschiedene einstige Vorstandschef Rainer Hecker 2008 in das Kontrollgremium gewechselt war, waren stetige Wechsel an der Unternehmensspitze die einzige Konstante. Im Januar 2013 hat mit Harsch wieder ein neuer Chef das einst unter Loewe-Opta firmierende Unternehmen übernommen. Dessen Chefkontrolleur ist seit einer Woche Michael Blatz, langjähriger Partner der Unternehmensberatung Roland Berger und seit November 2012 Mitglied im Loewe-Aufsichtsrat. Hecker soll der Firma noch beratend verbunden bleiben.
Kontakt zur Autorin: ursula.quass@dowjones.com
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March 20, 2013 10:05 ET (14:05 GMT)
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