03.09.2015 18:37:48

MÄRKTE EUROPA/Draghi beflügelt Aktien - Euro stürzt ab

   Von Thomas Leppert

   FRANKFURT (Dow Jones)--EZB-Chef Draghi hat geliefert, was die Börse von ihm erhoffte. Auf den ersten Blick sind es zunächst keine guten Nachrichten. So sieht Draghi Gefahren für die Wirtschaft und hat die Wachstumsprognose gesenkt. Auch kommt die Inflation nicht in Schwung, sogar Monate der Deflation schließt der EZB-Chef nicht mehr aus. Düstere Aussichten, wäre da nicht die Hoffnung, dass die Europäische Zentralbank bei einer so schlechten Großwetterlage einspringt und das Anleihekaufprogramm verlängert.

   Mit der in Aussicht gestellten, möglichen Verlängerung des Programms, das unweigerlich mehr Euros auf den Markt flutet, fiel die Gemeinschaftswährung auf ihr Tagestief bei knapp unter 1,11 Dollar. Ein schwacher Euro ist die Triebfeder für die europäische Wirtschaft. Bereits Anfang des Jahres ließ die Schwäche des Euro die Börsen steigen. Der Dax haussierte 2,7 Prozent auf 10.318 Punkte. Der Euro-Stoxx-50 legte um 2,2 Prozent auf 3.270 Punkte zu. Damit gab es an der Börse einen weiteren Tag mit starken Kursschwankungen.

   Die Äußerungen von Mario Draghi fielen nach Einschätzung von Jan Holthusen, Leiter des Anleiheresearch der DZ Bank, "dovish" aus. EZB-Präsident Mario Draghi habe auf die Risiken hingewiesen, die sich für Konjunktur und Preise aus den jüngsten Turbulenzen in den Emerging Markets ergeben könnten. Dabei betonte Draghi, dass die EZB weitere expansive Maßnahmen ergreife, wenn sich die Risiken materialisierten.

   Die Anhebung des Emissionslimits von 25 auf 33 Prozent sei ein klares Signal, dass die EZB ihren expansiven Kurs unter allen Umständen fortsetze. Die Notenbank sei fest entschlossen, ihr Ankaufprogramm bis mindestens September 2016 fortzuführen. Sollte es weitere Maßnahmen geben, erwartet Holthusen eher eine Verlängerung der Ankäufe als eine deutliche Aufstockung der monatlichen Ankaufbeträge.

   Allerdings fragt sich Holthusen auch, was die Anleihekäufe bisher bewirkt haben. Die EZB habe ihr Ankaufprogramm vorbereitet und gerechtfertigt, indem sie sich auf die - ölpreisbedingt - stark gesunkene Inflation fokussierte. Nun steige die Inflation nicht wie gewünscht, weil der Ölpreis erneut gefallen sei. Daher müsse sich die EZB die Frage nach dem Erfolg der quantitativen Lockerung gefallen lassen.

   Neben der Notenbankpolitik gab es eine Reihe von Analystenkommentaren und Unternehmensnachrichten, die die Kurse bewegten. An der Londoner Börse stiegen Rio Tinto um 4,0 Prozent. Der Bergwerkskonzern ist zuversichtlich, was die Nachfrage nach Eisenerz angeht. Glencore erholten sich um 6,6 Prozent, nachdem sie am Vortag um 8 Prozent eingebrochen waren. easyJet hat nach den zwei wichtigen Sommermonaten Juli und August die Gewinnprognose für dieses Jahr erhöht. Der Kurs sprang um 5,3 Prozent nach oben, in seinem Sog legten auch Ryanair um 2,9 Prozent zu.

   Syngenta zogen um 3,5 Prozent an. Der Kurs profitierte davon, dass das Management des Schweizer Konzerns nach der geplatzten Übernahme durch Monsanto mit dem in Aussicht gestellten Verkauf seines Gemüsesaatgutgeschäfts die Aktionäre besänftige, meinte Analyst Andreas Ruhlmann von der IG Bank. Außerdem ergebe sich bei einem erfolgreichen Verkauf der Sparte die Möglichkeit, dass sich Monsanto mit einem neuen Gebot zurückmelde.

   Vivendi schlossen gegen den Trend knapp im Minus. Die Analysten von Jefferies wiesen darauf hin, dass bei der Musiktochter UMG die Gewinnmarge im zweiten Quartal stark gefallen sei.

   Am deutschen Aktienmarkt legten die Papiere des Dialyse-Anbieters FMC um 4,0 Prozent besonders stark zu, denn Händlern zufolge hat Goldman Sachs die Aktie von "Neutral" auf "Kaufen" erhöht. Die UBS hatte Continental auf "Kaufen" hochgestuft, was den Kurs um 4,0 Prozent antrieb. Von der neuerlichen Schwäche im Euro profitierten besonders die Automobilwerte, der Sektor legte um 3,3 Prozent zu.

   Evonik gaben um 1,8 Prozent nach. Der Kurs litt unter einem gestiegenen Aktienangebot: nach Aussage von Händlern stößt ein Evonik-Aktionär rund 7 Millionen Aktien im Gesamtvolumen von rund 222 Millionen Euro ab. Um 2,1 Prozent abwärts ging es für Zeal Network. Der Wettanbieter, vielen besser bekannt unter dem alten Namen Tipp24, musste wieder einmal einen unerwartet hohen Jackpot ausschütten und hat daher die Gewinnprognose für 2015 gesenkt.

Index Schluss- Entwicklung Entwicklung Entwicklung stand absolut in % seit Jahresbeginn Euro-Stoxx-50 3.270,09 +71,23 +2,2% +3,9% Stoxx-50 3.096,99 +74,54 +2,5% +3,1% Stoxx-600 362,24 +8,38 +2,4% +5,8% XETRA-DAX 10.317,84 +269,79 +2,7% +5,2% FTSE-100 London 6.194,10 +110,79 +1,8% -5,7% CAC-40 Paris 4.653,79 +98,87 +2,2% +8,9% AEX Amsterdam 444,55 +10,99 +2,5% +4,7% ATHEX-20 Athen 189,50 +6,49 +3,5% -28,5% BEL-20 Bruessel 3.454,98 +44,58 +1,3% +5,2% BUX Budapest 21.584,76 +411,71 +1,9% +29,8% OMXH-25 Helsinki 3.118,94 +73,41 +2,4% +4,4% ISE NAT. 30 Istanbul 90.910,30 +514,85 +0,6% -14,4% OMXC-20 Kopenhagen 956,90 +21,24 +2,3% +28,5% PSI 20 Lissabon 5.088,02 +77,66 +1,5% +7,6% IBEX-35 Madrid 10.042,40 +104,10 +1,0% -2,3% FTSE-MIB Mailand 22.177,37 +565,37 +2,6% +16,6% RTS Moskau 805,23 +15,84 +2,0% +1,8% OBX Oslo 535,08 +13,79 +2,6% +2,2% PX Prag 1.011,39 +9,53 +1,0% +6,8% OMXS-30 Stockholm 1.500,21 +28,70 +2,0% +2,4% WIG-20 Warschau 2.155,07 +47,49 +2,3% -6,9% ATX Wien 2.303,67 +41,85 +1,9% +6,6% SMI Zuerich 8.775,64 +149,30 +1,7% -2,3%

DEVISEN zuletzt +/- % Do, 9.40 Uhr Mi, 17.50 Uhr EUR/USD 1,1104 -1,13% 1,1231 1,1241 EUR/JPY 133,50 -1,21% 135,14 134,91 EUR/CHF 1,0845 -0,40% 1,0888 1,0890 USD/JPY 120,22 -0,10% 120,34 120,01 GBP/USD 1,5250 -0,18% 1,5277 1,5302 Kontakt zum Autor: thomas.leppert@wsj.com

   DJG/thl/cln

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   September 03, 2015 12:07 ET (16:07 GMT)

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Glencore plc 4,23 -1,27% Glencore plc
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Rio Tinto plc 61,15 0,49% Rio Tinto plc
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