15.06.2015 16:16:50

MÄRKTE EUROPA/Grexit-Sorge belastet - DAX fällt unter 11.000 Punkte

   Von Thomas Leppert

   FRANKFURT (Dow Jones)--Zum Wochenstart geht es an den Börsen in Europa erneut deutlich nach unten. Der ausgebliebene Durchbruch bei den Verhandlungen der Geldgeber mit Griechenland am Wochenende sorgt für erhöhten Abgabedruck am Aktienmarkt. Athen hält an seiner bisherigen Position fest. Streitpunkte bleiben Steuererhöhungen und die Rentenreform. Auch pocht Griechenland unverändert auf einen Schuldenerlass. "Wenig überraschend" findet Dirk Gojny von der National-Bank, dass es am Wochenende keine Einigung gegeben hat: "Zu weit liegen die Positionen auseinander."

   Der Dax verliert 1,9 Prozent auf 10.989 Punkte, nach einer enttäuschenden US-Industrieproduktion fiel er zeitweise auf sein Tagestief bei 10.953 Punkten. Für den Euro-Stoxx-50 geht es um 1,8 Prozent auf 3.441 Punkte nach unten. In Athen rauscht der Index um 5 Prozent in den Keller. Auch vom Treffen der Euro-Gruppe am Donnerstag solle man sich keine Lösung erhoffen, so Gojny weiter. Und ob es in der letzten Juni-Woche zur "üblichen Last-Minute-Lösung" kommt, sei ebenfalls nicht absehbar. Angesichts der Entscheidung des EuGH zu den Anleihekäufen der EZB am Dienstag und der Fed-Sitzung am Mittwoch dürften die Marktteilnehmer sehr zurückhaltend agieren.

   Frankreichs Präsident François Hollande hat am Vormittag ungewöhnlich eindringlich zur raschen Wiederaufnahme der erneut gescheiterten Gespräche aufgerufen. "Lasst uns keine Zeit verlieren, lasst uns so schnell wie möglich die Verhandlungen wieder aufnehmen", sagte Hollande. "Wir haben jetzt extrem kurze Fristen. Wir kommen in eine Zeit, die von Turbulenzen geprägt sein kann, wenn keine Einigung gefunden wird."

   Am Devisenmarkt gerät der Euro etwas unter Druck und notiert bei 1,1235 Dollar. Die Commerzbank warnt indes davor, die Gefahren eines möglichen Ausscheidens Griechenlands aus der Eurozone überzubewerten. "Die Argumente derjenigen, die bedingungslose Griechenland-Hilfe mit angeblich schrecklichen Grexit-Folgen für die Finanzmärkte verkaufen wollen, sind zumindest aus Sicht eines Währungs-Analysten schwach", sagt Ulrich Leuchtmann. Im März habe der Euro zwischen 1,0819 und 1,1468 Dollar geschwankt - und seitdem sei das Grexit-Risiko zweifelsohne gestiegen.

   Am Anleihemarkt schießen die Marktzinsen für griechische Anleihen nach oben. Die Rendite 10-jähriger Staatsanleihen legt um 44 Basispunkte auf 12,25 Prozent zu. Auch für die Rendite italienischer und spanischer Benchmarkanleihen geht es kräftiger nach oben. Bundesanleihen sind dagegen gesucht - hier geht es mit der Rendite um 5 Basispunkte auf 0,80 Prozent nach unten.

   Die Zinsdifferenzen bei den Ländern der Eurozone-Peripherie weiten sich damit zum Wochenstart aus. Der Spread zwischen zehnjährigen deutschen und spanischen Anleihen steigt auf 1,57 Prozentpunkte und damit auf den höchsten Stand seit vergangenem August. Im März hatte er ein Mehrjahres-Tief von 0,838 Prozentpunkten erreicht. Der Spread deutscher zu italienischen Anleihen steigt auf 1,52 Prozentpunkte und damit den höchsten Stand seit vergangenem November.

   Die Bankenaktien der Eurozone geben im Schnitt um 2,1 Prozent nach und werden somit von der weiteren Zuspitzung der griechischen Schuldenkrise überdurchschnittlich stark belastet. Italienische Papiere wie UniCredit, Intesa SanPaolo, Banca Monte dei Paschi, UBI Banca und Banco Popolare geben besonders stark nach. Finanzwerte wären von den makroökonomischen Folgen einer Pleite Griechenlands besonders stark betroffen und würden daher "abgestraft", sagen Händler.

   Auf Unternehmensseite steht der Verkauf von Kaufhof an die kanadische Hudson's Bay Company im Blick. METRO verkauft die Tochter für 2,825 Milliarden Euro. Im Handel wird der erzielte Preis als leicht enttäuschend eingestuft. Die Erwartungen hätten zwischen 2,9 und 3 Milliarden Euro gelegen. Negativ stoßen auch Aussagen zur Verwendung des Geldes auf. Metro habe eine Sonderdividende bereits ausgeschlossen.

   Analysten äußern sich dagegen weitestgehend positiv. Die DZ-Bank begrüßt den Abbau der Nettoverschuldung bei Metro. Als Folge des Verkaufs von Kaufhof werde sie um etwa 2,7 Milliarden Euro reduziert. Zudem entstehe aus dem Verkauf ein positiver EBIT-Effekt von 700 Millionen Euro. "Das sind definitiv gute Nachrichten für die Aktionäre", sagt DZ-Analyst Harald Sturm. Die Metro-Aktie gibt um 5,1 Prozent nach.

   Daneben hat die Deutsche Annington den Kauf der Süddeutschen Wohnen (Südewo) für 1,9 Milliarden Euro von Patrizia Immobilien bekannt gegeben. Sie finanziert die Übernahme mit einer Kapitalerhöhung. "Der Kurs der Deutsche Annington dürfte mit Arbitrage-Geschäften unter Druck geraten", so ein Händler. Anleger dürften die Aktien verkaufen und so Platz für Bezugsrechte schaffen. Deutsche Annington verlieren 5,5 Prozent, Patrizia steigen um 1,5 Prozent.

   Als Verlierer wird die Aktie der Deutsche Wohnen gesehen. Denn Deutsche Wohnen hatte zuletzt Spekulationen geschürt, sie könnte selbst mit Annington zusammengehen. Das wiederum würde einen Immobilienkonzern schaffen, der die nötige Größe für ein Engagement auch auf europäischer Ebene hätte, wie es im Handel heißt. "Eine solche Fusion oder Übernahme ist nun aber noch schwerer vorstellbar", sagt ein Händler. Deutsche Wohnen büßen 3,7 Prozent ein.

=== INDEX Stand +-% Euro-Stoxx-50 3.440,65 -1,77% Stoxx-50 3.303,30 -1,41% DAX 10.989,42 -1,85% FTSE 6.727,42 -0,85% CAC 4.820,54 -1,65% EUREX Stand +-Ticks Bund-Future 151,6 +81

DEVISEN zuletzt +/- % Mo, 8.30 Uhr Fr, 17.34 Uhr EUR/USD 1,1238 0,26% 1,1209 1,1276 EUR/JPY 138,63 0,24% 138,30 139,05 EUR/CHF 1,0528 0,74% 1,0451 1,0451 USD/JPY 123,36 -0,03% 123,39 123,33 GBP/USD 1,5540 -0,05% 1,5547 1,5578 === Kontakt zum Autor: thomas.leppert@wsj.com

   DJG/thl/cln

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   June 15, 2015 09:45 ET (13:45 GMT)

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