MÄRKTE EUROPA/Kleiner Rücksetzer vor dem Kür-Programm

   Von Herbert Rude

   FRANKFURT (Dow Jones)--Auf einen kleinen Rücksetzer stellen sich Marktteilnehmer am Mittwoch an den europäischen Aktienmärkten ein. "Die Pflicht ist durch, vor der Kür ist eine Verschnaufpause angemessen", sagt ein Händler. Der Dax sei nach dem jüngsten Vorstoß erneut knapp an die 11.000er Marke gestiegen. "Für einen weiteren Anstieg fehlen erst einmal die Impulse", sagt er. Der Dollar baue die jüngsten Gewinne nicht weiter aus, und von den Auslandsbörsen kämen ebenfalls kaum Entscheidungshilfen. Von daher werde der Handel erst einmal sehr technisch geprägt sein.

   Bei knapp 11.070 Punkten liegen dem DAX sowohl die 200-Tage-Linie als auch der Abwärtstrend im Weg, der vom März-Rekordstand herunterläuft. Einen ersten Anlauf hatte der DAX bereits Anfang November abgebrochen. Da die überkaufte Lage nun abgebaut ist, sind die Chancen jetzt besser. Allerdings benötigt der DAX für einen erfolgreichen Angriff Impulse aus dem Umfeld, wie es im Handel heißt.

   Im Blick steht unter anderem das Protokoll der letzten US-Notenbank-Sitzung. Sollte sich der Euro noch weiter abschwächen, steigen die Chancen auf eine Attacke auf die Widerstandszone.

   Thema Nummer eins ist neben der Terror-Gefahr der Plan von Air Liquide für eine Übernahme des US-Konkurrenten Airgas. Die Franzosen bieten 13,4 Milliarden Dollar inklusive Schulden oder 143 Dollar je Aktie für Airgas Inc. in den USA. Die Übernahmeprämie liegt rund 20 Prozent über dem 52-Wochen-Hoch der Airgas-Aktie. Mit der Fusion würden sie zum größten Unternehmen der Branche weltweit werden und Linde überholen. "Der Gesamtmarkt war zuletzt sehr M&A-getrieben und das unterstreicht, dass die Hoffnungen weiter berechtigt sind", sagt ein Händler. Selbst Linde-Aktien dürften daher davon profitieren. Die Aktien von Air Liquide dürften allerdings zunächst kräftig nachgeben.

   Auf dem Gesamtmarkt laste unverändert die Baisse bei den Rohstoffwerten. "Das Umfeld bleibt düster", sagt ein Händler. Die Talfahrt des Kupferpreises geht weiter, und Gold ist schon am Dienstagabend auf neue Fünfjahrestiefs gerutscht. Der Preis für die Ölsorte Brent liegt an den Jahrestiefs. "Erholungen bleiben wohl erst einmal Eintagsfliegen", sagt ein Marktteilnehmer mit Blick auf die Rohstoff- und Öl-Aktien. Dramatisch ist die Lage bei Glencore. Nachdem der Kurs in den vergangenen Tagen schon wieder 30 Prozent verloren hat, rückt erneut der hohe Schuldenstand in den Blick des Markts, wie ein Händler sagt.

   Dagegen rechnen Händler mit weiter steigenden Kursen bei Werten mit starkem Russland-Geschäft. "Die Russland-Sanktionen dürften bald fallen", sagt ein Marktteilnehmer. Das zeige sich darin, dass sich Moskau und Paris im Kampf gegen den IS nun abstimmten. Profitieren sollten unter anderem METRO und Stada, aber auch die Autohersteller oder Werte wie Nokian Tyres.

   Im SDAX stehen Ströer und TLG Immobilien im Blick. Während bei Ströer der Familieneigentümer einen Teil seiner Aktien verkauft, will TLG Immobilien das Wachstum mit einer Kapitalerhöhung finanzieren. Beide Titel dürften durch das zusätzliche Aktienangebot belastet werden, und zwar je nach Nachfrage bei den Platzierungen. Bei TLG Immobilien kommen Aktien für etwa 100 Millionen Euro an den Markt, bei Ströer sind es sogar gut 300 Millionen Euro.

DEVISEN zuletzt +/- % 0.00 Uhr Di, 18.05 Uhr EUR/USD 1,0645 -0,0% 1,0646 1,0635 EUR/JPY 131,23 -0,1% 131,39 131,33 EUR/CHF 1,0809 +0,1% 1,0798 1,0813 USD/JPY 123,30 -0,1% 123,42 123,48 GBP/USD 1,5198 -0,1% 1,5217 1,5212

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   November 18, 2015 01:40 ET (06:40 GMT)

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