27.10.2014 11:21:37
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MÄRKTE EUROPA/Schwächerer ifo erwischt Anleger auf falschem Fuß
Von Manuel Priego Thimmel
Die Freude über den Stresstest des europäischen Bankensektors hat nicht lange gewährt. Der ifo-Geschäftsklimaindex ist im Oktober mit 103,2 schwächer als die Prognose ausgefallen. Nach dem besseren deutschen Einkaufsmanagerindex in der vergangenen Woche hatten einige Anleger auch beim ifo auf positive Überraschungen gesetzt. Stattdessen dürften nun die Wachstumsängste der Investoren wieder Oberhand gewinnen. Der Dax gibt 0,3 Prozent auf 8.967 Punkte nach - im Tageshoch notierte der Index bei 9.086. Der Euro-Stoxx-50 verliert 0,3 Prozent auf 3.022 Punkte.
Noch augenfälliger ist der Stimmungsumschwung im Bankensektor. Kurz nach Handelsbeginn lag die Branche noch zwei Prozent vorne. Mit Abschlägen von 0,8 Prozent ist der Sektor nun Schlusslicht im Branchenvergleich. Und das, obgleich die Ergebnisse des Stresstests mit Erleichterung zur Kenntnis genommen werden. Insgesamt 25 der 130 getesteten Kreditinstitute haben den Test nicht bestanden. Große Banken sind allerdings nicht betroffen. Das Kapitalloch im Sektor wird mit 25 Milliarden Euro angegeben.
Wie die Societe Generale anmerkt, bezieht sich diese Zahl aber auf die Bilanzen Ende 2013. In der Zwischenzeit hätten sich viele Kreditinstitute bereits an den Märkten Kapital besorgt, so dass der eigentliche Kapitalbedarf gerade einmal bei rund 10 Milliarden Euro liegt. Die Anleger dürften den Stresstest schnell abhaken und sich anderen Themen zuwenden. Händler machen neben dem ifo gleich mehrere Gründe aus, warum die Branche nun mit Abschlägen notiert.
Zum einen seien viele der am Wochenende veröffentlichen Ergebnisse bereits vorher durchgesickert und somit in den Kursen schon eingepreist gewesen. Daneben verweist die Deutsche Bank auf das grundsätzliche Glaubwürdigkeitsproblem des Tests. Auch wenn dieser glaubwürdiger als ähnliche Übungen in der Vergangenheit ausgefallen sei, gebe es doch Kritik an dem Verfahren. So moniere etwa ifo-Chef Hans-Werner Sinn, dass bei den Stresstests kein Deflationsszenario untersucht worden sei.
Im DAX reagiert die Commerzbank-Aktie positiv auf den Test und steigt 2,8 Prozent. Deutsche-Bank-Aktien gewinnen immerhin 0,5 Prozent, und das trotz erhöhter Rückstellungen der Bank für Rechtsstreitigkeiten. Die Banken in der Peripherie geben indes nach: BBVA verlieren 0,5 Prozent und Santander 1,2 Prozent. In Mailand bricht die Aktie von Monte dei Paschi gleich um 17,6 Prozent ein. Mit einem Loch von 2,1 Milliarden Euro ist der Kapitalbedarf der Bank aus Siena der mit Abstand größte im gesamten Sektor. Alle Optionen zur Deckung würden geprüft.
Das Dementi eines Verkaufs der Marine-Sparte an Rheinmetall lastet laut Händlern leicht auf der ThyssenKrupp-Aktie, die 0,4 Prozent nachgibt. Zuvor hatte die WirtschaftsWoche berichtet, die Übernahme von ThyssenKrupps Militärsparte TKMS durch Rheinmetall stehe kurz vor dem Abschluss. Die Absage enttäuscht einige Anleger. Die Rheinmetall-Aktie leidet derweil unter einem Bericht in der Süddeutschen Zeitung. Die Staatsanwaltschaft sieht es demnach als erwiesen an, dass Rheinmetall die griechische Armee bestochen hat, um an Aufträge zu kommen. Rheinmetall-Papiere verlieren 2,2 Prozent.
Im DAX verliert das BASF-Papier 2,2 Prozent. Gleich eine ganze Reihe von Banken hat sich negativ geäußert. Unter anderem haben Credit Suisse, Merrill Lynch, Citigroup und Deutsche Bank die Kursziele gesenkt. Der enttäuschende ifo-Index ist in dem Zusammenhang für den konjunktursensiblen Titel nicht hilfreich. Gegen den Trend steigen DMG Mori Seiki 1,5 Prozent. Der gleichnamige japanische Partner und Großaktionär hat gute Zahlen vorgelegt und die Gewinnerwartungen für das laufende Geschäftsjahr nach oben angepasst.
Am Devisenmarkt reagiert der Euro mit leichten Aufschlägen auf die Ergebnisse des Stresstests und zieht Richtung 1,27 Dollar an. Die Commerzbank zweifelt aber an der Nachhaltigkeit der Bewegung. Die EZB werde auch nach dem Stresstest unverändert in Alarmbereitschaft stehen und ihre Geldpolitik am Ende wohl weiter lockern müssen, um der schleppenden Konjunktur und Inflation unter die Arme zu greifen. Der enttäuschende ifo-Index spreche für ein schwaches viertes Quartal.
DEVISEN zuletzt +/- % 0.00 Uhr Fr, 17.35 Uhr EUR/USD 1,2690 +0,1% 1,2676 1,2673 EUR/JPY 136,80 -0,2% 137,13 137,00 EUR/CHF 1,2056 -0,1% 1,2062 1,2059 USD/JPY 107,82 -0,3% 108,19 108,10 GBP/USD 1,6108 +0,1% 1,6095 1,6085 Kontakt zum Autor: manuel.priego-thimmel@wsj.com
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