14.11.2012 18:55:42

MÄRKTE EUROPA/US-Fiskalklippe und Wachstumssorgen belasten

Von Manuel Priego-Thimmel FRANKFURT--Die Berg- und Talfahrt an Europas Börsen hat sich am Mittwoch fortgesetzt. Nach der Erholung am Vortag ging es mit den Notierungen schon wieder nach unten. Die drohende US-Fiskalklippe und Wachstumsängste bleiben die Hauptthemen für die Anleger. Daneben trübte die Streikwelle in Europa aus Protest gegen die Sparmaßnahmen der Regierungen die Laune der Anleger. Viele Investoren halten sich in dem aktuellen Umfeld zurück oder bauen gar Positionen ab. Der Dax verlor 0,9 Prozent auf 7.102 Punkte, für den Euro-Stoxx-50 ging es 0,8 Prozent auf 2.473 nach unten.

   Die Unsicherheiten um die Fiskalklippe liegen den Anlegern weiter schwer im Magen. Zwar laufen Sondierungsgespräche zur Lösung des US-Haushaltsstreits, mit ersten ernsthaften Verhandlungen rechnen Marktteilnehmer aber erst für Freitag. Immerhin hat es zuletzt versöhnlichere Töne einiger Republikaner gegeben, die Steuererhöhungen nicht mehr grundsätzlich ausschließen. Die Anleger stellen sich dennoch auf schwierige und langwährende Verhandlungen ein.

   Auch sorgen sich die Anleger um das zukünftige Wachstum. So sind die Einzelhandelsdaten aus den USA im Monat Oktober enttäuschend ausgefallen. Zudem warnte die Bank of England (BoE), dass die britische Wirtschaft erst 2015 das Niveau von vor der Krise wieder erreichen wird - und das bei erhöhter Inflation. Mit anderen Worten: Die BoE bereitet das Land auf eine Phase der Stagflation vor. Das sind keine guten Nachrichten für Aktien, wie ein Blick in die 70er-Jahre verdeutlicht.

   Daneben stand vor allem der schwelende Streit unter den Geldgebern Griechenlands im Fokus. Derzeit scheint unsicher, ob sich der Internationale Währungsfonds (IWF) an weiteren Finanzhilfen für Griechenland beteiligen wird, wenn die Eurozone keinem weiteren Schuldenschnitt zustimmt. Für etwas Erleichterung sorgte, dass sich Griechenland am Vortag gut 4 Milliarden Euro am Markt besorgen konnte und damit am Freitag fällig werdende Schulden bezahlen kann.

   Am Devisenmarkt schlug sich das in einem anziehenden Euro nieder, der im Tageshoch bis auf fast 1,2760 Dollar stieg. Die Renditen für spanische Benchmarkanleihen stiegen um 6 Basispunkte auf 5,90 Prozent an. Damit nähern sich die Renditen wieder dem kritischen Niveau von 6 Prozent. Spanien macht aber weiter keine Anstalten, einen Hilfsantrag in Brüssel zu stellen. Im Handel glaubt man aber zunehmend, dass die Finanzmärkte eine Entscheidung schon bald erzwingen könnten.

   Bei der Auktion deutscher Schatzanweisungen ist die Rendite erstmals seit Juli wieder knapp ins Minus gerutscht, was ein Indiz für die Flucht der Anleger in vermeintlich sichere Anlagehäfen ist. Gleichwohl erzielte auch Italien bei der Emission drei- und elfjähriger Anleihen niedrigere Zinsen als zuletzt. Hier schlug sich nieder, dass Italien zuletzt zu Lasten Griechenlands und Spaniens etwas aus dem Fokus der Schuldenkrise geraten war.

   Gegen den allgemeinen Markttrend ging die Infineon-Aktie nach Zahlen mit Aufschlägen von 5,9 Prozent auf 5,55 Euro aus dem Handel. Unter Marktteilnehmern zeigte man sich über den Anstieg überrascht. Experten sprachen von nur gemischten Zahlen. Der Jahresüberschuss hat im vierten Geschäftsquartal die Erwartungen zwar geschlagen, mit Blick auf das neue Geschäftsjahr ist Infineon aber vorsichtig. "Anscheinend hatte man schlimmeres befürchtet", versuchte ein Teilnehmer eine Erklärung für die Kursreaktion.

   Zudem half ein Kommentar von Goldman Sachs. Die Analysten sehen das erste Halbjahr des nächsten Fiskaljahres als Boden im Konjunkturzyklus und empfehlen, Kursschwächen in der Aktie zum Kauf zu nutzen. Die Titel des Stromversorgers RWE gingen mit 32,94 Euro praktisch unverändert aus dem Handel. Die am Morgen berichteten Zahlen zum dritten Quartal lagen im Rahmen der Erwartungen oder sogar leicht darüber.

   Anders als E.ON will RWE weiter beim Ausblick für das kommende Jahr bleiben. Das E.ON-Papier stand weiter unter Abgabedruck und verlor 3,1 Prozent. Verkauft wurden auch die hochvolatilen Bankenaktien. Das Deutsche-Bank-Papier büßte 2,4 Prozent ein, für die Societe-Generale-Aktie ging es 1,4 Prozent nach unten. Positiv bewerteten Händler den Zwischenbericht von Vivendi. Der französische Medienkonzern hat den Gewinnausblick nach oben genommen. Der Kurs stieg um 4,7 Prozent.

   Europäische Schlussstände von Mittwoch, den 14. November 2012:

=== Index Schluss- Entwicklung Entwicklung Entwicklung stand absolut in % seit Jahresbeginn Europa Euro-Stoxx-50 2472,84 -20,30 -0,8% 6,7 Stoxx-50 2494,97 -30,02 -1,2% 5,3 Stoxx-600 268,14 -2,46 -0,9% 9,6 Frankfurt XETRA-DAX 7101,92 -67,20 -0,9% 20,4 London FTSE-100 5722,01 -64,24 -1,1% 2,8 Paris CAC-40 3400,02 -30,58 -0,9% 7,6 Amsterdam AEX 330,67 -3,37 -1,0% 5,8 Athen ATHEX-20 284,17 8,80 +3,2% 7,3 Brüssel BEL-20 2339,23 -20,37 -0,9% 12,3 Budapest BUX 19078,73 104,39 +0,6% 12,4 Helsinki OMXH-25 2040,21 -4,51 -0,2% 5,1 Istanbul ISE NAT. 30 88815,58 -945,30 -1,1% 44,0 Kopenhagen OMXC-20 484,61 -0,93 -0,2% 24,3 Lissabon PSI 20 5298,49 -24,59 -0,5% -4,0 Madrid IBEX-35 7693,40 -20,40 -0,3% -10,4 Mailand FTSE-MIB 15252,93 -80,22 -0,5% 1,1 Moskau RTS 1363,55 -13,91 -1,0% -1,3 Oslo OBX 403,31 1,09 +0,3% 12,8 Prag PX 974,30 8,12 +0,8% 6,9 Stockholm OMXS-30 1052,22 -0,75 -0,1% 6,5 Warschau WIG-20 2366,77 12,47 +0,5% 10,4 Wien ATX 2175,90 0,53 +0,0% 15,0 Zürich SMI 6676,96 -45,80 -0,7% 12,5

DEVISEN zuletzt '+/- % Mi, 8.39 Uhr Di, 18.05 Uhr EUR/USD 1,2740 -0,21% 1,2766 1,2719 EUR/JPY 102,1459 0,61% 101,5300 101,0093 EUR/CHF 1,2039 -0,16% 1,2058 1,2044 USD/JPY 80,1900 0,83% 79,5320 79,4255 GBP/USD 1,5852 -0,90% 1,5996 1,5885 === Kontakt zum Autor: manuel.priego-thimmel@dowjones.com DJG/mpt/flf (END) Dow Jones Newswires

   November 14, 2012 12:25 ET (17:25 GMT)

   Copyright (c) 2012 Dow Jones & Company, Inc.- - 12 25 PM EST 11-14-12

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