07.10.2014 18:36:31

MÄRKTE EUROPA/Wachstumsängste haben Börsen fest im Griff

   Von Manuel Priego-Thimmel

   Die Serie schwacher Konjunkturdaten ist auch am Dienstag nicht abgerissen. Die deutsche Industrieproduktion ist im August eingebrochen. Sie fiel saisonbereinigt um 4 Prozent gegenüber dem Vormonat. Erwartet wurde ein Rückgang von nur 1,5 Prozent. Die ernüchternden Daten knüpften nahtlos an die schwachen Zahlen vom Montag zu den Auftragseingängen an. Analysten schließen nun eine Rezession in Deutschland nicht mehr aus.

   Daneben hat der IWF vor erhöhten Gefahren für die Weltwirtschaft gewarnt und die Wachstumsprognosen nach unten angepasst. Die globale Wirtschaft soll dieses Jahr nur noch um 3,3 Prozent wachsen. Bislang ging der Währungsfonds von einem Wachstum von 3,4 Prozent aus. Deutlich kräftiger fiel die Korrektur für die Eurozone aus. Hier soll die Wirtschaft nur noch um 0,8 Prozent zulegen nach bislang erwarteten 1,1 Prozent.

   Der Dax verlor 1,3 Prozent auf 9.086 Punkte, für den Euro-Stoxx-50 ging es um 1,8 Prozent auf 3.082 Punkte nach unten. Mit Abgaben von 2 Prozent erwischte es die Börse in Madrid noch etwas heftiger. Neben den allgemeinen Wachstumsängsten belastete hier die Nachricht, dass sich eine Krankenschwester mit dem Ebola-Virus infiziert hat. Dies ist der erste bestätigte Ebola-Fall außerhalb Afrikas.

   Die Angst vor einer Ausbreitung des hochgefährlichen Virus führte zu hohen Abgaben im Luftfahrt-Sektor. Anleger befürchten nun mögliche Reisebeschränkungen als Konsequenz, die besonders den Flugverkehr stark beschneiden könnten. Lufthansa gaben um 5,3 Prozent nach, IAG 6,6 Prozent und Air France-KLM 4,6 Prozent. TUI-Papiere verloren mit einem Minus von 3,6 Prozent ebenfalls kräftig. Der Sektor büßte 3,2 Prozent ein.

   An den Devisenmärkten notierte der Euro zu Börsenschluss in Europa wenig verändert bei 1,2628 Dollar. Händler sehen die Gemeinschaftswährung übergeordnet weiter im Abwärtstrend. Schwache Wirtschaftsdaten aus Europa, die Erwartung weiterer Lockerungsmaßnahmen durch die EZB sowie eine erste Leitzinserhöhung in den USA in den kommenden Monaten stellen eine schwere Bürde für die Gemeinschaftswährung dar. Im Handel schließt man ein baldigen Fall bis auf 1,20 Dollar nicht aus.

   Der Bergbausektor wurde von der Rückkehr der Übernahmefantasie etwas gestützt. Dieser war mit einem Minus von 0,5 Prozent "Tagesgewinner" in Europa. Den Auslöser hierfür lieferte die Meldung, dass Rio Tinto ein Übernahmeangebot von Glencore abgelehnt habe. "Das wäre eine Megafusion in dem Sektor", so ein Händler. Allerdings dürfte es für einen solchen Zusammenschluss schwierig werden, die Zustimmung der Wettbewerbshüter zu erhalten.

   Von den Analysten der Citigroup hieß es, dass sich ein Zusammenschluss von Glencore und Rio Tinto stabilisierend auf den Preis bei Eisenerz hätte auswirken können. Das Ende des Wachstums-Booms in China sowie in den vergangenen Jahren aufgebaute Überkapazitäten haben dieses Jahr zu einem Einbruch der Eisenerzpreise geführt. Rio Tinto gewannen 0,8 Prozent. Für Glencore ging es dagegen um 2,4 Prozent abwärts.

   Commerzbank verloren nach einer Verkaufsempfehlung des Bankhaus Lampe 3,1 Prozent. Trotz einer bestätigten Jahresprognose fielen die Titel von DMG Mori Seiki um 1,1 Prozent. Belastend wirkte hier der Einbruch der deutschen Produktion. Mit einem Plus von 0,8 Prozent war die Wirecard-Aktie einer der wenigen Gewinner an der Börse. Das Unternehmen hatte dank eines starken Neukundengeschäfts die Jahresprognose angehoben.

   Weiter abwärts ging es mit Zalando und Rocket Internet. Beide Titel haben damit noch keinen einzigen Tag seit ihrem Börsendebut im Plus schließen können. Händler führten weiter die sehr hohe Bewertung beider Unternehmen als Grund für die Kursverluste an. "Bei Rocket wurden die Bewertungs-Multiples beim Börsengang mit denen von Alibaba in China begründet", sagte ein Händler: "Das rächt sich jetzt". Rocket Internet verloren 6,9 und Zalando 2,2 Prozent.

=== Index Schluss- Entwicklung Entwicklung Entwicklung stand absolut in % seit Jahresbeginn Euro-Stoxx-50 3.082,10 -56,57 -1,8% -0,9% Stoxx-50 2.960,21 -44,80 -1,5% +1,4% Stoxx-600 330,85 -5,15 -1,5% +0,8% XETRA-DAX 9.086,21 -123,30 -1,3% -4,9% FTSE-100 London 6.495,58 -68,07 -1,0% -3,8% CAC-40 Paris 4.209,14 -77,38 -1,8% -2,0% AEX Amsterdam 406,51 -5,73 -1,4% +1,2% ATHEX-20 Athen 329,84 -7,53 -2,2% -14,3% BEL-20 Bruessel 3.122,08 -48,57 -1,5% +6,8% BUX Budapest 17.963,83 -67,60 -0,4% -3,2% OMXH-25 Helsinki 2.854,78 -53,88 -1,9% +0,7% ISE NAT. 30 Istanbul 90.708,46 +459,82 +0,5% +10,0% OMXC-20 Kopenhagen 736,85 -14,59 -1,9% +19,7% PSI 20 Lissabon 5.537,71 -30,18 -0,5% -16,0% IBEX-35 Madrid 10.430,70 -215,00 -2,0% +5,2% FTSE-MIB Mailand 19.771,71 -348,02 -1,7% +4,2% RTS Moskau 1.106,80 -13,40 -1,2% -23,3% OBX Oslo 525,77 -8,99 -1,7% +4,4% PX Prag 964,29 -13,53 -1,4% -2,5% OMXS-30 Stockholm 1.337,63 -28,08 -2,1% +0,4% WIG-20 Warschau 2.436,39 -10,50 -0,4% +1,5% ATX Wien 2.147,29 -24,42 -1,1% -15,7% SMI Zuerich 8.561,99 -161,05 -1,8% +4,4%

DEVISEN zuletzt +/- % Di, 8.11 Uhr Mo, 17.25 Uhr EUR/USD 1,2628 0,04% 1,2623 1,2576 EUR/JPY 136,73 -0,27% 137,10 137,30 EUR/CHF 1,2128 0,03% 1,2125 1,2126 USD/JPY 108,27 -0,32% 108,62 109,16 GBP/USD 1,6073 -0,04% 1,6080 1,6012 === Kontakt zum Autor: manuel.priego-thimmel@wsj.com

   DJG/mpt/ros

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   October 07, 2014 12:06 ET (16:06 GMT)

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