13.09.2022 15:45:40

MÄRKTE USA/Aktien nach ernüchternden Preisdaten auf Talfahrt

Von Steffen Gosenheimer

NEW YORK (Dow Jones)--Ganz anders als erwartet gestaltet sich der Handelsstart am Dienstag an der Wall Street. Nachdem die Anleger an den vergangenen Tagen in Erwartung leicht gesunkener Verbraucherpreise im August und eines bereits gesehenen Inflationshöhepunkts noch kräftig Aktien kauften, kam es nun anders.

Im Monatsvergleich stiegen die Preise minimal um 0,1 Prozent auf eine Jahresrate von 8,3 Prozent, wobei lediglich 8,0 Prozent erwartet wurden. In der Kernrate fiel der Anstieg im Monatsvergleich mit 0,6 Prozent doppelt so hoch aus wie erwartet und beträgt auf Jahressicht 6,3 Prozent; hier wurden 6,0 Prozent erwartet.

Der Dow-Jones-Index rutscht mit den derlei noch befeuerten Zinserhöhungserwartungen zum Start um 2,0 Prozent ab auf 31.718 Punkte. Noch härter trifft es die Nasdaq-Indizes, die um bis zu 3,2 Prozent nachgeben, weil die dort stärker vertretenen Wachstums- und Technikaktien als besonders zinsempfindlich gelten. Bei den heftigen Einbußen dürften auch Gewinnmitnahmen eine Rolle spielen, nachdem es an den vier Tagen zuvor deutlich nach oben gegangen war.

Marktzinsen steigen

An der Erwartung einer bevorstehenden weiteren großen Zinserhöhung in den USA um 75 Basispunkte in der kommenden Woche dürften die Preisdaten zwar nichts ändern, damit hat sich der aber Markt abgefunden bzw. angefreundet, zumal ein entschiedenes Vorgehen gegen die Inflation als alternativlos gilt. Was die Annahmen für das Zinserhöhungstempo in der Zeit danach betrifft, bedeutet der unerwartet fortgesetzte Preisanstieg aber eine klare Enttäuschung. Die Commerzbank spricht von einer beunruhigend hohen Kernteuerung.

Am Zinsterminmarkt werden für die Zinserhöhung in der kommenden Woche nun auch 100 Basispunkte für möglich gehalten - allerdings mit einer noch geringen Wahrscheinlichkeit von 12 Prozent.

Am Anleihemarkt ziehen die Renditen entsprechend an, am deutlichsten im kurzen Bereich. Im Zehnjahresbereich geht es um 8 Basispunkte auf 3,44 Prozent nach oben.

"Die US-Inflationszahlen haben bestätigt, dass die Inflation in den USA nach wie vor heiß läuft. Das hat die Situation für die Fed, die ihr Bestes getan hat, um die Inflation zu zähmen, erheblich erschwert. Die Daten haben bestätigt, dass die Kugeln der Fed die Inflation nicht abtöten, und das wird vielen Händlern Sorgen bereiten", kommentiert Naeem Aslam, Marktanalyst bei Ava Trade.

Der Dollar ist mit der Aussicht auf weiter stark steigende Leitzinsen gesucht. Nachdem er zuvor noch geschwächelt hatte, liegt der Dollar-Index jetzt 1 Prozent im Plus und der Euro liegt nur noch knapp über der Parität. Der Goldpreis (-1,2%) leidet doppelt - unter dem festeren Dollar und den steigenden Anleiherenditen, weil damit Anleihen als Anlage relativ an Attraktivität gewinnen.

Auch die Ölpreise haben teils ins Minus abgedreht. Sie leiden unter der Spekulation, dass stark steigende Zinsen Rezessions- und damit Nachfragegefahren heraufbeschwören.

Oracle-Zahlen kommen gut an

Bei den Einzelwerten stehen Oracle im Fokus. Nach Quartalszahlen mit Licht beim Umsatz und Schatten beim Gewinn liegt die Aktie 0,7 Prozent im Plus.

Bei Twitter (-0,8%) haben die Aktionäre im Streit um die Übernahme durch Tesla-Chef Elon Musk mit einer deutlichen Mehrheit für den 44 Milliarden Dollar schweren Deal gestimmt, wie mit den Vorgängen vertraute Personen sagten. Dabei handelt es sich um vorläufige Ergebnisse. Musk will von dem Geschäft aber nichts mehr wissen, weil er Twitter vorwirft, die Übernahmevereinbarung gebrochen zu haben. Beide Seiten streiten darüber nun seit geraumer Zeit.

Der Software- und Cloud-Anbieter Vmware (-2,2%) wurde von der US-Börsenaufsichtsbehörde SEC verwarnt, weil das Unternehmen Investoren über seine Verkaufspraktiken irregeführt haben soll.

Rent the Runway brechen um fast 30 Prozent ein. Die E-Commerce-Plattform für das Leihen und Kaufen von Designerbekleidung will wegen wirtschaftlicher Probleme 24 Prozent der Belegschaft abbauen.

Applovin liegen 5,8 Prozent zurück nach der Aufgabe des Plans, Unity Software (-10%) für 17,5 Milliarden Dollar zu übernehmen. Unity hatte das Angebot des Spezialisten für mobile Technologie zurückgewiesen.

Peloton Interactive gehen 10 Prozent tiefer um. Die Mitbegründer John Foley und Hisao Kushi verlassen das mit Problemen kämpfende auf Fitnessgeräte spezialisierte Unternehmen.

INDEX zuletzt +/- % absolut +/- % YTD

DJIA 31.717,96 -2,0% -663,38 -12,7%

S&P-500 4.010,43 -2,4% -99,98 -15,9%

Nasdaq-Comp. 11.875,43 -3,2% -390,98 -24,1%

Nasdaq-100 12.324,00 -3,3% -415,72 -24,5%

US-Anleihen

Laufzeit Rendite Bp zu VT Rendite VT +/-Bp YTD

2 Jahre 3,73 +10,9 3,62 300,3

5 Jahre 3,58 +12,6 3,45 232,1

7 Jahre 3,53 +10,1 3,43 209,2

10 Jahre 3,44 +8,3 3,36 192,9

30 Jahre 3,54 +3,1 3,51 164,4

DEVISEN zuletzt +/- % Fr, 8:09 Mo, 17:32 % YTD

EUR/USD 1,0029 -0,9% 1,0142 1,0130 -11,8%

EUR/JPY 144,66 +0,1% 144,33 144,18 +10,5%

EUR/CHF 0,9635 -0,2% 0,9644 1,0509 -7,1%

EUR/GBP 0,8677 +0,1% 0,8667 0,8656 +3,3%

USD/JPY 144,14 +0,9% 142,28 142,36 +25,2%

GBP/USD 1,1559 -1,0% 1,1704 1,1699 -14,6%

USD/CNH (Offshore) 6,9710 +0,8% 6,9241 6,9127 +9,7%

Bitcoin

BTC/USD 21.441,17 -4,0% 22.422,17 22.299,41 -53,6%

ROHOEL zuletzt VT-Settlem. +/- % +/- USD % YTD

WTI/Nymex 88,31 87,78 +0,6% +0,53 +24,4%

Brent/ICE 93,50 94 -0,5% -0,50 +26,4%

GAS VT-Settlem. +/- EUR

Dutch TTF 192,00 190,59 +0,7% +1,41 +212,5%

METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD

Gold (Spot) 1.703,28 1.724,75 -1,2% -21,47 -6,9%

Silber (Spot) 19,61 19,79 -0,9% -0,18 -15,9%

Platin (Spot) 905,50 909,58 -0,4% -4,08 -6,7%

Kupfer-Future 3,58 3,62 -1,0% -0,04 -19,1%

YTD bezogen auf Schlussstand des Vortags

Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

DJG/DJN/gos/cln

(END) Dow Jones Newswires

September 13, 2022 09:46 ET (13:46 GMT)

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