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09.07.2015 15:32:48

MÄRKTE USA/Gebremster Kursabsturz in China macht Anlegern Mut

   NEW YORK (Dow Jones)--Der fürs erste gestoppte Kurseinbruch in China dürfte am Donnerstag auch an den US-Börsen für Aufatmen und einen freundlichen Start sorgen. Bereits in Europa reagieren die Börsen mit deutlichen Zugewinnen auf das fast 6-prozentige Plus der chinesischen Indizes. An acht der vergangenen zehn Handelstage hatten die Kurse in China zum Teil kräftig nachgegeben.

   Die vorbörslichen US-Indikationen deuten auf ein Plus von rund 1 Prozent an der Wall Street hin. Am Vortag hatten die Kurse wegen des fortgesetzten Kurseinbruchs in China noch deutlich nachgegeben. Dabei wurde der Handel überschattet, aber nicht wirklich beeinträchtigt, von einer technischen Panne im Präsenzhandel an der New Yorker Börse.

   Neben China stützen anhaltende Hoffnungen auf eine womöglich doch noch zustandekommende Einigung im Schuldenstreit mit Griechenland die Stimmung. Zudem haben offenbar die weiter geschlossenen griechischen Banken noch Liquidität bis kommenden Montag. Für eine Einigung muss Griechenland als Mindestvoraussetzung bis um Mitternacht am Donnerstag detaillierte Vorschläge unterbreiten, damit diese vor dem EU-Sondergipfel am Sonntag von den Finanzministern der Euro-Staaten noch geprüft werden können.

   Rückenwind kommt auch vom bereits am Vorabend veröffentlichten Protokoll der Sitzung der US-Notenbank im Juni, denn es lässt vermuten, dass die allseits erwartete Zinserhöhung eher später als früher kommt. Die Sorgen um die weltweiten Turbulenzen und die Schwachstellen in der heimischen Wirtschaft haben dem Protokoll zufolge auf dem vergangenen Treffen des Offenmarktausschusses eine große Rolle gespielt. Diese Bedenken könnten dazu führen, dass die Federal Reserve länger abwartet, bis sie die erste Zinsanhebung vornehmen wird.

   In die gleiche Kerbe schlagen die wöchentlichen US-Arbeitsmarktdaten. Sie sind deutlicher gestiegen, als Ökonomen im Vorfeld erwartet hatten. Zuletzt hatten Erwartungen einer schnellen Zinserhöhung nicht nur von nicht überzeugenden US-Konjunkturdaten einen Dämpfer erhalten, sondern auch von der Krise um Griechenland und an den Börsen in China.

   Für Kursimpulse könnten im Tagesverlauf außerdem die Auftritte von drei US-Notenbankern sorgen. Nach Einschätzung von Narayana Kocherlakota, Chef der Federal Reserve Bank of Minneapolis, wird die US-Notenbank ihr Inflationsziel noch für einige Jahre verfehlen. Diese Einschätzung spricht tendenziell gegen eine rasche Zinserhöhung. Kocherlakota ist aber als "geldpolitische Taube" bekannt und außerdem im Offenmarktausschuss derzeit nicht stimmberechtigt. Neben Kocherlakota äußern sich im Verlauf des Tages noch Fed-Governor Lael Brainard und Esther George, Präsidentin der Notenbankfiliale in Kansas City.

   Am Anleihemarkt kommen die Kurse nach den vier Tagen zuvor mit Kursgewinnen angesichts der wieder verbesserten Stimmung zurück. Die Zehnjahresrendite steigt auf 2,25 von 2,20 Prozent

   Unternehmensseitig steht unter anderem Procter & Gamble im Fokus. Der Kurs steigt vorbörslich um 1,4 Prozent. Der US-Kosmetikhersteller Coty hat endgültig den Zuschlag von Procter & Gamble (P&G) zum Kauf von insgesamt 43 Kosmetikmarken erhalten, darunter Wella. Den Wert der Transaktion beziffert P&G steuerlich mit 12,5 Milliarden US-Dollar. Für P&G führt der Verkauf der Marken zu einem einmaligen Gewinn von 5 bis 7 Milliarden Dollar, je nach Aktienkurs bei Abschluss der Transaktion.

   Der Getränke- und Snackkonzern PepsiCo hat unterdessen auch im zweiten Quartal die Stärke des Dollar zu spüren bekommen und weniger umgesetzt. Der Gewinn verharrte aber auf dem Vorjahresniveau und lag außerdem deutlich über der Erwartung der Analysten. Im Gesamtjahr soll außerdem das Kernergebnis nun um 8 statt um 7 Prozent zulegen. PepsiCo gewinnen 2,5 Prozent.

   Den Anfang machte mit seinen Quartalszahlen am Mittwochabend bereits traditionell Alcoa. Umsatzseitig fiel das Ergebnis besser aus als erwartet, der Gewinn lag minimal unter der Analystenprognose. Vorbörslich bewegt sich der Kurs kaum. Um 2,2 Prozent aufwärts geht es für den Drogeriebetreiber Walgreens Boots Alliance nach besser als erwartet ausgefallenen Drittquartalszahlen.

   Boeing ziehen um ein knappes Prozent an. Der US-Flugzeubauer hat von China Eastern Airlines den Auftrag zum Bau von 50 Schmalrumpfflugzeugen im Gesamtlistenpreis von gut 4,5 Milliarden Dollar erhalten. Die chinesische Staatslinie will damit ins Billigflugsegment expandieren.

   Starke Kursgewinne zeichnen sich im Mobilfunksektor ab, nachdem T-Mobile im zweiten Quartal insgesamt 1 Million Vertragskunden hinzugewonnen hat, davon 760.000 Telefonkunden. Vorbörslich zieht der T-Mobile-Kurs um 2,6 Prozent an. Sprint legen sogar um 3,8 Prozent zu.

   Der Apple-Kurs zeigt sich unterdessen wenig beeindruckt davon, dass sich die Nachfrage nach der Apple Watch drei Monate nach der Markteinführung offenbar stark beruhigt hat. Laut den Marktforschern von Slice Intelligence ist der Absatz im April um 90 Prozent eingebrochen. Demnach hat Apple in den USA weniger als 20.000 Uhren pro Tag verkauft. In der Woche nach der Markteinführung am 10. April verkaufte Apple nach Schätzungen rund 200.000 pro Tag.

   Steil abwärts geht es mit QLogic um rund 15 Prozent. Der Anbieter von Rechenzentrumstechnologie hat mit seinen Quartalszahlen die Konsensschätzungen weit verfehlt.

   Am Rohstoffmarkt ziehen die Ölpreise deutlich an. Das Barrel der US-Sorte WTI verteuert sich von knapp 52 Dollar am Vortag auf 53,06. Auch hier sorgt vor allem die vorläufige Beruhigung an den Börsen in China für eine Erholung. Die Ölpreise hatten zuletzt darunter gelitten, dass der Einbruch an der Börse dort auf die Realwirtschaft überspringen könnte, was sich auch auf die Erdölnachfrage negativ auswirken würde.

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