04.08.2015 22:39:47

MÄRKTE USA/Lockhart drückt Aktien und Renten und stützt Dollar

   Von Florian Faust

   NEW YORK (Dow Jones)--Die US-Finanzmärkte haben am Dienstag einmal mehr ganz im Zeichen der Geldpolitik gestanden. Ungewöhnlich deutliche Hinweise auf eine erste US-Leitzinsanhebung bereits im September belasteten Wall Street sowie Rentenmarkt und stützten zugleich den Dollar. "Meine Prämissen für das Treffen im September sind Stand heute, dass die Wirtschaft bereit und die Zeit angemessen ist, eine Veränderung durchzuführen", sagte Dennis Lockhart, Präsident der US-Notenbankfiliale in Atlanta, im Gespräch mit dem Wall Street Journal. Nachdem sich die Wall Street über weite Strecken kaum verändert gezeigt hatte, drehte sie mit den Aussagen des Währungshüters etwas deutlicher ins Minus.

   Der Dow-Jones-Index verlor 0,3 Prozent auf 17.551 Punkte, S&P-500 und Nasdaq-Composite büßten jeweils 0,2 Prozent ein. Umgesetzt wurden an der NYSE (Montag: 832) Millionen Aktien. Dabei entfielen auf 1.448 (1.246) Kursgewinner 1.691 (1.919) -verlierer, unverändert gingen 105 (89) Titel aus dem Handel. Dass der Markt nicht deutlicher reagierte, lag an Hintertürchen, die sich Lockhart in gewohnter Fed-Manier offen hielt. Anleger mussten daher weiter über den Termin der Zinswende spekulieren. Etwas mehr Klarheit über die kurzfristige Geldpolitik könnte der US-Arbeitsmarktbericht liefern, der jedoch erst zum Wochenschluss veröffentlicht wird. Bis dahin dürften Investoren ihr Pulver trocken halten, glaubt man im Handel. Nach Ansicht von Marktstratege Kenny Polcari von O'Neil Securities wird die Zinsspekulation am Markt ohnehin etwas überstrapaziert. "Weil die Fed um bis zu 25 Basispunkte erhöhen wird, heißt das nicht, dass die Zinsen auf 8 Prozent zulegen. Ein Schritt von 25 Basispunkten bringt niemanden um. Ich denke, das ist zu wenig."

   Etwas Rückenwind erhielten Aktien indes von der Ölpreiserholung und positiven Konjunkturdaten. Der Auftragseingang der US-Industrie erholte sich im Juni etwas stärker als prognostiziert, nachdem er in den Vormonaten jeweils gesunken war. Vor allem aber die moderate Erholung der Ölpreise, die am Vortag auf den tiefsten Stand seit vier Monaten abgestürzt waren, verhinderte ein stärkeres Abrutschen der Aktienkurse.

   Der Preis für ein Barrel der US-Leichtöl der Sorte WTI erholte sich um 1,3 Prozent auf 45,74 Dollar, europäisches Referenzöl der Sorte Brent verteuerte sich um 0,9 Prozent auf 49,99 Dollar. Zu Wochenbeginn war es für die Ölsorten um 4,1 bzw. 5,2 Prozent nach unten gegangen. Doch die Belastungsfaktoren blieben: eine maue Konjunktur in China und die Aussicht auf eine zusätzliche Ölschwemme aus dem Iran, wobei ein Ende des Ölbooms in den USA nicht absehbar ist. Händler sprachen unverändert von einem Bärenmarkt bei Rohöl und einer Überversorgung des Marktes um 1,5 bis 2,0 Millionen Fass am Tag. Der Energiesektor im S&P-500 gab daher trotz der Stabilisierung der Ölpreise weiter nach. Chevron und Exxon Mobil ermäßigten sich um weitere 0,5 bzw. 1,1 Prozent.

   Nach dem Sechsmonatstief des Vortages ging es auch für Apple weiter talwärts, die Aktie des Technologiegiganten sank um weitere 3,2 Prozent und trug die rote Laterne im Dow. Berichte, wonach Apple seine Spitzenposition in China im zweiten Quartal an die heimischen Anbieter Xiaomi und Huawei verloren haben könnte, drückte den Kurs. Daneben sorgte die Berichtssaison für Impulse. AIG übertraf die Ergebnisschätzungen und erhöhte sowohl ihr Aktienrückkaufvolumen als auch die Dividende. Für AIG ging es dennoch 2,8 Prozent nach unten. Der Vorstandsvorsitzende des Versicherers, Peter Hancock, sah keine Notwendigkeit für eine größere Akquisition. Die Konsolidierung des Sektors geht damit ohne AIG über die Bühne.

   Allstate brachen um über 10 Prozent ein. Der ebenfalls im Versicherungswesen tätige Konzern verfehlte die Prognosen - in der Folge hagelte es Abstufungen durch Analysten. Der Versicherer Aetna hat beim Gewinn im zweiten Quartal die Markterwartungen dagegen übertroffen, auch wenn die Umsätze weniger stark geklettert waren als erhofft. Der Konzern erhöhte zudem seine Ziele. Die Aktie legte um 1,2 Prozent zu. Twitter stiegen nach dem Fall auf den niedrigsten Schlussstand ihrer Geschichte am Vortag nun um 0,2 Prozent.

   Der US-Telekomkonzern Sprint hat im zweiten Quartal erneut Neukunden gewonnen und den Verlust geringer gehalten als befürchtet. Die Aktie, die im Jahresverlauf bereits 19,5 Prozent eingebüßt hatte, legte um 4,5 Prozent zu. Zudem drehte sich in der Pharmabranche das Übernahmekarussell weiter. Die irische Shire will das Biopharmaunternehmen Baxalta für 30,6 Milliarden US-Dollar schlucken. Die Baxalta-Aktie legte um 11,9 Prozent zu.

   Der Goldpreis folgte zunächst den Ölpreisen nach oben, geriet dann aber mit den Lockhart-Aussagen erneut unter Druck. Für die Feinunze müssten im späten US-Handel mit 1.088 Dollar ungefähr so viel bezahlt werden wie im späten Vortagesgeschäft. Im Tageshoch war Gold mit 1.095 Dollar gehandelt worden. Die Aussicht auf eine baldige Erhöhung der US-Zinsen belastete das Edelmetall, das keine Rendite abwirft. Auch US-Rentenpapiere gerieten dank Lockhart unter Druck. Die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen stieg im späten US-Handel um sechs Basispunkte auf 2,21 Prozent und verbuchte den höchsten Tagessprung seit annähernd einem Monat. Neben den US-Renditen profitierte auch der Dollar von den Äußerungen des Fed-Vertreters. Der Euro sank im späten US-Geschäft auf 1,0891 Dollar nach Wechselkursen um 1,0952 im späten Vortageshandel.

=== INDEX zuletzt +/- % absolut DJIA 17.550,69 -0,27 -47,51 S&P-500 2.093,32 -0,23 -4,72 Nasdaq-Comp. 5.105,55 -0,19 -9,84 Nasdaq-100 4.567,47 -0,28 -13,00

Kupon Laufzeit Notierung Änderung Rendite Änderung 5/8% 2-jähr. 99 25/32 -04/32 0,728% +6,3 BP 7/8% 3-jähr. 99 15/32 -07/32 1,053% +8,1 BP 1 5/8% 5-jähr. 100 05/32 -12/32 1,594% +8,0 BP 2% 7-jähr. 100 08/32 -14/32 1,962% +7,0 BP 2 1/8% 10-jähr. 99 07/32 -17/32 2,211% +6,2 BP 2 1/2% 30-jähr. 102 03/32 -21/32 2,888% +3,3 BP

DEVISEN zuletzt +/- % Di, 8.20 Uhr Mo, 17.35 Uhr EUR/USD 1,0893 -0,62% 1,0961 1,0961 EUR/JPY 135,37 -0,30% 135,78 135,95 EUR/CHF 1,0651 0,41% 1,0608 1,0610 USD/JPY 124,27 0,27% 123,94 124,03 GBP/USD 1,5571 -0,29% 1,5617 1,5599 === Kontakt zum Autor: florian.faust@wsj.com

   DJG/DJN/flf

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   August 04, 2015 16:09 ET (20:09 GMT)

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