17.12.2014 22:42:30
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MÄRKTE USA/Ölpreiserholung und geduldige Fed beflügeln Wall Street
Von Claudia Nehrbaß
Der Mittwoch hat dem US-Aktienmarkt endlich die ersehnte Erholung gebracht. Eingeleitet wurde die Aufwärtsbewegung vom Ölpreis, der nach einer langen Talfahrt wieder zulegte. Steil nach oben ging es dann, als das Kommunique der US-Notenbank die Angst vor einer baldigen Zinserhöhung milderte.
Während ihrer Pressekonferenz im Anschluss an die Zinssitzung machte Notenbankchefin Janet Yellen dann aber klar, dass die Federal Reserve unverändert auf eine straffere Geldpolitik zusteuert. Das ließ die Kurse am Aktienmarkt vorübergehend bröckeln. Anleihekurse und Ölpreis kamen dagegen nachhaltig zurück, während der Dollar kräftig anzog.
Der Dow-Jones-Index stieg um 1,7 Prozent auf 17.357 Punkte. Der S&P-500 gewann 2,0 Prozent und der Nasdaq-Composite 2,1 Prozent. Das Umsatzvolumen war mit 1,05 (Dienstag: 1,02) Milliarden Aktien erneut sehr lebhaft. Kursgewinner waren mit 2.843 Titeln klar in der Überzahl. Ihnen standen nur 373 -verlierer gegenüber. Unverändert schlossen 51 Titel.
In ihrem Begleittext zum Zinsbeschluss sprachen die Währungshüter nun davon, dass sie bei der Straffung der Geldpolitik "geduldig" sein können. Diese neue Orientierung für die Märkte stehe im Einklang mit der früheren Erklärung, dass die Zinsen "beträchtliche Zeit" niedrig bleiben werden, hieß es in der Erklärung. Die neue Sprachregelung beruhigte jene Anleger, die befürchtet hatten, der Passus "beträchtliche Zeit" werde ersatzlos gestrichen.
Fed-Chefin Yellen sagte dann aber, dass die Notenbank bei jeder ihrer Sitzungen die Zinsen erhöhen könne. Sie sagte ferner, dass fast alle Mitglieder des Offenmarktausschusses der Fed im kommenden Jahr Zinserhöhungen erwarteten. Das weckte Befürchtungen, dass die erste Zinserhöhung vielleicht nicht mehr lange auf sich warten lässt.
Unterm Strich agiere die Fed aber nach wie vor aktienmarktfreundlich, sagte Rex Macey von Wilmington Trust. Die Notenbank beobachte die Entwicklung genau, überstürze aber nichts. Das komme an der Börse gut an.
Neben dem Öl zeigte sich auch beim zweiten großen Belastungsfaktor der vergangenen Tage, dem Rubel, eine Entspannung. Die russische Währung hat sich etwas erholt, nachdem die Zentralbank des Landes verschiedene Vorschriften für die Banken gelockert und Interventionen am Devisenmarkt zugunsten des Rubel angekündigt hat. Der Rubel gewann immerhin 9 Prozent zum Dollar.
Ein heiß diskutiertes Thema an den Märkten war auch die Annäherung der USA an Kuba. US-Präsident Obama will nach mehr als einem halben Jahrhundert ohne diplomatische Beziehungen das Verhältnis zu dem Inselstaat normalisieren. Das weckte Hoffnungen auf ein Ende des Handelsembargos und einen neuen Absatzmarkt für US-Unternehmen.
Der WTI-Ölpreis stieg um 1,0 Prozent bzw 0,54 Dollar auf 56,47 Dollar je Barrel - dies obwohl ein enttäuschend geringer Rückgang der Rohöllagerbestände in Amerika das bestehende Überangebot bestätigt hatte. Händler zweifelten daher an der Nachhaltigkeit der Erholung. Wahrscheinlich sei der Anstieg vor allem technisch bedingt gewesen. Nachdem der WTI-Preis die Marke von 57,15 Dollar überwunden hatte, habe sich der Preisanstieg beschleunigt. Der Preis für das Barrel Brentöl stieg um 1,9 Prozent bzw 1,17 Dollar auf 61,18 Dollar.
Am Devisenmarkt ging es volatil zu. Der Euro hatte schon am Vormittag unter der Sorge gelitten, dass mit der aktuellen Entwicklung in Athen die Euro-Krise wiederkehren könnte. Am Mittwoch scheiterte der erste Wahlgang der griechischen Präsidentschaftswahlen. Sollten sich die Parlamentarier in maximal drei Wahlgängen nicht auf einen neuen Präsidenten einigen, finden Parlamentswahlen statt. Deren Ausgang ist vollkommen offen. Die Gemeinschaftswährung geriet stärker unter Druck, nachdem EZB-Direktor Benoit Coeuré gesagt hatte, dass es innerhalb des EZB-Rats eine breite Mehrheit für weitere geldpolitische Maßnahmen gebe.
In einer ersten Reaktion auf das Fed-Kommunique profitierte der Euro von einem breiten Rücksetzer im Dollar und machte einen großen Teil seiner Tagesverluste wett. Während der Pressekonferenz von Fed-Chefin Yellen nahm er seine Talfahrt wieder auf und sank im späten US-Handel auf rund 1,2340 Dollar.
Anleihen standen im Schatten des Aktienmarkts, da die Investoren eher ins Risiko gingen. Auch die Aussicht auf höhere Zinsen veranlasste viele Anleger zum Verkauf. Sie spekulierten auf die Ausgabe neuer, höher verzinster Schuldtitel. Die Rendite der zehnjährigen Treasurys stieg um 6 Basispunkte auf 2,14 Prozent.
Der Goldpreis notierte zum Settlement kaum verändert bei 1.194,50 Dollar. Die Aussagen der Fed dürften kurzfristig positiv für den Goldpreis sein, meinte George Gero von RBC Capital Markets Global Futures. Gold verliert an Attraktivität, wenn die Zinsen steigen, weil das Edelmetall keine Zinsen abwirft. Ein anderer Marktteilnehmer merkte allerdings an, dass sich an den längerfristigen Aussichten nichts geändert habe, denn die US-Notenbank steuere auf eine straffere Geldpolitik zu.
An der Börse waren im Zuge der Ölpreiserholung Aktien des Energiesektors gesucht. Chevron und ExxonMobil gewannen 4,2 Prozent und 3,0 Prozent.
Die Kurse der Automobilkonzerne Ford und General Motors rückten um 2,6 Prozent und 1,4 Prozent vor. Die Titel seien im wesentlichen mit dem breiten Markt gestiegen, sagten Händler. Hoffnungen, dass Kuba zu einem interessanten Absatzmarkt für die US-Hersteller werde und Neuwagen die berühmten Oldtimer auf der Insel ablösen könnten, dürften sich nicht so bald erfüllen, hieß es. Dazu müsse erst die kubanische Wirtschaft wiederbelebt werden.
Oracle verteuerten sich um 1,3 Prozent. Der SAP-Konkurrent legte nach der Schlussglocke am Mittwoch Quartalszahlen vor.
INDEX zuletzt +/- % absolut DJIA 17.356,87 1,69 288,00 S&P-500 2.012,88 2,03 40,14 Nasdaq-Comp. 4.644,31 2,12 96,48 Nasdaq-100 4.165,10 1,85 75,50
Kupon Laufzeit Notierung Änderung Rendite Änderung 1/2% 2-year 99 25/32 dn 3/32 0,609% +4,8BP 1% 3-year 99 26/32 dn 7/32 1,064% +7,2BP 1 1/2% 5-year 99 16/32 dn 12/32 1,604% +7,8BP 1 7/8% 7-year 99 20/32 dn 16/32 1,933% +7,6BP 2 1/4% 10-year 100 30/32 dn 22/32 2,146% +6,6BP 3% 30-year 105 10/32 dn 24/32 2,733% +3,6BP
DEVISEN zuletzt +/- % Mi. 8.01 Uhr Di, 17.28 Uhr EUR/USD 1,2341 -1,12% 1,2481 1,2496 EUR/JPY 146,72 0,28% 146,31 146,96 EUR/CHF 1,2008 -0,01% 1,2009 1,2010 USD/JPY 118,89 1,41% 117,24 117,57 GBP/USD 1,5558 -1,03% 1,5721 1,5729 Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com
DJG/cln
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December 17, 2014 16:11 ET (21:11 GMT)
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