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MAN-Aktie im Plus: Investor Siegfried Wolf wird doch Werk in Steyr übernehmen

MAN-Aktie im Plus: Investor Siegfried Wolf wird doch Werk in Steyr übernehmen

Der Vertrag über den Verkauf wurde am Donnerstag in München vom Aufsichtsrat besiegelt, bestätigten er und MAN-CEO Andreas Tostmann. Im April war Wolf noch mit seinem ersten Angebot bei der Belegschaft abgeblitzt, worauf er nachbesserte. Arbeiterbetriebsrat Helmut Emler zeigte sich überrascht und erklärte, "wir nehmen den Verkauf zur Kenntnis".

Wolfs verbessertes Konzept sieht die Beschäftigung von 1.400 Mitarbeitern vor. Derzeit besteht die Stammbelegschaft aus rund 1.900 Personen. Tostmann bestätigte in einem sozialen Netzwerk den Deal: "Das ist eine gute Nachricht: Für Steyr, für Oberösterreich, für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor Ort - und für MAN. Das Werk in Steyr bleibt erhalten!" Die Firma WSA von Investor Siegfried Wolf werde den Standort übernehmen. Damit würden Arbeits- und Ausbildungsplätze gerettet und es gebe eine klare Zukunftsperspektive.

Als einzige tragfähige Alternative zur Schließung sei nur der Verkauf an WSA in Frage gekommen, da darüber hinaus - trotz gegenteiliger Berichte - bis zuletzt keine weiteren Kaufinteressenten industriell schlüssige Angebote vorgelegt hätten. Damit das gelingen konnte, hätten beide Seiten aufeinander zugehen müssen. Das sei jetzt passiert. Es habe Handlungsdruck bestanden: Die Maßnahmen zur Schließung seien bereits weit vorangeschritten gewesen. "Ich freue mich deshalb sehr, dass wir gemeinsam die Rettung erreicht haben und das Werk unter der Führung von WSA eine echte Zukunft hat", hielt Tostmann fest.

Die gemeinsamen Pläne mit WSA sollen der großen Mehrheit der Mitarbeiter, ebenso wie den Auszubildenden, weiterhin gute und sichere Arbeitsplätze sowie Entwicklungsperspektiven bieten. Der Verkauf sei für alle Beteiligten die bestmögliche Lösung. Der Vorstand habe dem Verkauf bereits Mittwochabend zugestimmt. Heute seien laut Tostmann die Unterschrift unter den Vertrag und die Zustimmung des Aufsichtsrats erfolgt: "Wir werden jetzt alles dafür tun, den Standort planvoll zu übergeben."

Siegfried Wolf schilderte in einer Presseausendung, bis Anfang 2023 würden weiter im Auftrag von MAN Lkw und Lkw-Komponenten hergestellt und parallel dazu neue Fertigungen aufgebaut. Von diesen sollen ab 2023 sieben neue Nutzfahrzeugtypen unter der Marke "Steyr" für den Export auf den Weltmarkt vom Band laufen.

Wolf will dabei seine Zusagen aus dem verbesserten Übernahme- und Sozialplankonzept einlösen: Es sollen 1.250 Mitarbeiter und sämtliche Lehrlinge beschäftigt werden. Die maximale Lohnreduktion werde minus 15 Prozent vom Nettobezug betragen. Zusätzlich könnten in einer mit dem Land Oberösterreich geschaffenen, zweckgebundenen offenen Forschungs- und Entwicklungsgesellschaft weitere 150 Beschäftigte Arbeit finden.

Insgesamt sei es so möglich, zwei Drittel der bisher am Standort tätigen Stammbelegschaft zu halten. Bei der neuen Produktlinie - sieben Nutzfahrzeuge vom Kastenwagen über einen Citybus bis zum Lkw - werde man in Steyr künftig auf die Schwerpunkte Elektromobilität, Wasserstofftechnologie und autonomes Fahren setzen. "Damit kann der traditionelle Industriestandort mit seinen hoch qualifizierten Beschäftigten unter der wiederbelebten Marke Steyr einer erfolgreichen Zukunft entgegensehen", versicherte Wolf in der Mitteilung.

Emler gratulierte Wolf, der am Donnerstag in Steyr war, zum Kauf des "tollen Werkes". Jetzt wolle sich der Betriebsrat so schnell wie möglich mit dem neuen Eigentümer an einen Tisch setzen. Denn "je mehr Arbeitsplätze erhalten werden umso besser", klang Emler eher zweckoptimistisch. Wie die Belegschaft den Verkauf aufgenommen hat, dazu machte er keine Angaben. Noch im April hatten ja zwei Drittel gegen Wolfs Übernahmekonzept votiert.

Politik über Rettung des Werkes durch Wolf erfreut

Die Rettung des MAN-Werkes in Steyr mit einer Übernahme durch den Investor Siegfried Wolf hat Donnerstagnachmittag allseits politische Freude ausgelöst. Entsprechende Stellungnahmen kamen von Bundeskanzler Sebastian Kurz und Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck (beide ÖVP). Weiters von ÖVP-Mitgliedern der oberösterreichischen Landesregierung, von der SPÖ, Grünen, Neos, Wirtschaftskammer und Industriellenvereinigung.

Kurz dankte allen Beteiligten, dass sich eine positive Lösung mit breiter Unterstützung abzeichne. "Jetzt gilt es positiv in die Zukunft zu blicken und den Standort langfristig durch Innovationen abzusichern." Schramböck bezeichnete die Übernahme durch Wolf als eine Lösung ganz im Sinne des Standortes. "Damit hat sich wieder einmal gezeigt, dass verfrühte Rufe nach uralt Rezepten wie Verstaatlichungen, nicht der Weisheit letzter Schluss sind."

Landeshauptmann Thomas Stelzer und Wirtschaftslandesrat Markus Achleitner (beide ÖVP) versicherten: "Das Angebot des Landes, im Bereich Forschung & Entwicklung Unterstützung zu leisten, bleibt natürlich weiterhin aufrecht". Denn um die Zukunftsfähigkeit des Werks in Steyr abzusichern, gelte es, den Standort auf die Transformation der Mobilität auszurichten, insbesondere in den Bereichen E-Mobilität und Wasserstoff.

Die oberösterreichische SPÖ-Vorsitzende Birgit Gerstorfer stellte fest: "Die Entschlossenheit der Belegschaft hat Arbeitsplätze gerettet". Jene, die sich gegen die Mitsprache und Entscheidung der Belegschaft ausgesprochen haben, würden nun eines Besseren belehrt.

Die Grüne Wirtschaftssprecherin Ulrike Schwarz begrüßte die von Investor Wolf selbst festgelegte Schwerpunktsetzung auf nachhaltige Mobilität. Er sei lang genug im Geschäft, um zu wissen, dass sich die Autobranche völlig wandle und der Weg nur zu nachhaltiger Mobilität führen könne. Der NEOS-Landessprecher Felix Eypeltauer zeigte sich über die jüngste Entwicklung froh. Er kritisierte aber, was zuletzt in Steyr passiert sei, "ist das desaströse Ergebnis eines ganzen Jahrzehnts an versäumter, unzureichender Standort- und fehlender Innovationspolitik." Es brauche eine Senkung der Lohnnebenkosten, um den Standort konkurrenzfähig zu machen.

Die Präsidentin der Wirtschaftskammer Oberösterreich Doris Hummer bezeichnete den nunmehr fixierten Verkauf als eine sehr gute und wichtige Nachricht für die Betriebe und Zulieferer in der ganzen Region. Damit sei sichergestellt, "dass viele Unternehmen im Sog der Nachfolgefirma weiter im Geschäft bleiben und so viele wichtige Arbeitsplätze gesichert bleiben". Der Präsident der Industriellenvereinigung Oberösterreich Axel Greiner verwies darauf, dass das Know-how der Mitarbeiter und die Innovationskraft des traditionsreichen Automotivstandortes Steyr die Basis seien, um den Standort in eine positive Zukunft zu führen. Für jene Mitarbeiter, die ihren Arbeitsplatz verlieren werden, stehe ein umfassender Sozialplan zur Verfügung und aufgrund des hohen Fachkräftemangels in der oö. Industrie sei die Nachfrage nach qualifiziertem Personal überdurchschnittlich hoch.

Die MAN-Aktie notiert via XETRA zwischenzeitlich 0,28 Prozent höher bei 72,30 Euro.

(APA)

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Bildquelle: MAN

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