Nach monatelangem Streit 26.01.2021 18:05:00

MAN baut in Deutschland 3.500 Stellen ab - MAN-Aktie im Plus

MAN baut in Deutschland 3.500 Stellen ab - MAN-Aktie im Plus

Wie das Unternehmen am Dienstag in München mitteilte, steht außerdem das österreichische Lkw-Werk Steyr mit 2200 Beschäftigten zur Disposition. Hier prüft der Vorstand alle Optionen, "inklusive die eines Verkaufs oder einer Schließung".

MAN-Betriebsratschef Saki Stimoniaris sagte: "Kernpunkte des Papiers sind der Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen an den deutschen Standorten, umfangreiche sozialverträgliche Maßnahmen und Perspektiven für alle Kolleginnen und Kollegen." MAN-Vorstandschef Andreas Tostmann erklärte: "Das wird ein langer und steiniger Weg. Aber wir werden ihn jetzt mutig gemeinsam gehen und alles dafür tun, damit MAN in die Gewinnzone zurückkehrt."

Der zur VW-Tochter TRATON gehörende Bus- und Lastwagenbauer soll zu einem "führenden Nutzfahrzeughersteller im Bereich Elektro- und Wasserstoffantriebe" umgebaut werden. Das Eckpunktepapier sieht "eine Neuaufstellung des Entwicklungs- und Produktionsnetzwerks mit einem starken Fokus auf Zukunftstechnologien" vor.

Ursprünglich hatte MAN den Abbau von 9500 Stellen in Deutschland und Österreich geplant - davon etwa 5600 im Lkw-Werk München, im Dieselmotorenwerk Nürnberg und im Komponentenwerk Salzgitter. Der Betriebsrat hatte die ursprünglichen Pläne als "Kahlschlag" bezeichnet und war vor Gericht dagegen vorgegangen.

Jetzt ist vorgesehen, dass in München, wo bislang mit unbefristeten und Leiharbeitskräften insgesamt 9200 Beschäftigte tätig waren, Ende 2022 noch 7500 Stammmitarbeiter beschäftigt sind. Im Dieselmotorenwerk Nürnberg, wo bisher insgesamt 3700 Mitarbeiter beschäftigt waren, sollen in zwei Jahren 3100 Stammmitarbeiter auch Elektro- und Wasserstoffantriebe entwickeln und bauen.

Salzgitter, wo bislang 2400 Mitarbeiter arbeiten, bleibt mit 1900 Stammbeschäftigten der Montagestandort für nichtangetriebene Achsen von MAN und Scania. Das kleine Werk Wittlich in Rheinland-Pfalz bleibt erhalten. Im sächsischen Plauen bekommen alle 150 Mitarbeiter des MAN-Werks das Angebot, ins VW-Werk Zwickau zu wechseln. Den Bau leichter und mittlerer Lastwagen erwägt MAN von Steyr nach Polen zu verlagern. Mit der Neuausrichtung will MAN sein Ergebnis um 1,7 Milliarden Euro verbessern.

Betriebsratschef Stimoniaris sagte, das Eckpunktepapier sichere die Zukunft der Arbeitsplätze und des Unternehmens: "Die Investitionen in Forschung und Entwicklung sowie in die einzelnen Standorte sind festgelegt." Die Tarifverträge und Betriebsvereinbarungen sollen in diesem Jahr abgeschlossen werden.

MAN schwächelt schon seit Jahren. Die EU-Klimavorgabe, bei Lastwagen bis zum Jahr 2025 15 Prozent und bis 2030 mindestens 30 Prozent weniger Kohlendioxid auszustoßen, erhöht den Druck. Dazu kommt zurzeit die Corona-Krise.

Betriebsrat will um Erhalt von MAN Werk in Steyr kämpfen

"Was in Deutschland möglich ist, muss auch in Österreich möglich sein", meinte Betriebsrat Erich Schwarz am Dienstag zur APA.

Ursprünglich sollten 9.500 der weltweit 36.000 Arbeitsplätze vor allem in Deutschland und Österreich abgebaut werden. Das Management sei im Laufe der Verhandlungen mit dem Betriebsrat und IG Metall dann aber "von Forderungen zurückgetreten", wertete Schwarz das Ergebnis in München durchaus positiv.

Dass an der Option, das Werk in Steyr mit seinen 2.200 Mitarbeitern bis Ende 2023 aufzugeben, festgehalten wurde, zeige nur, dass die Verhandlungen mit Österreich noch nicht abgeschlossen seien. In den nächsten Tagen und Wochen wolle er mit der Gewerkschaft versuchen, eine genauso "sozial verträgliche Lösung" zu finden. Ohne einen Stellenabbau werde es auch in Steyr nicht gehen, stellte er jedoch am Dienstag klar. Oberstes Ziel sei es, das Werk zu erhalten.

Auch Oberösterreichs Wirtschaftslandesrat Markus Achleitner (ÖVP) ist der Ansicht, dass die Eckpunkte der Münchner Vereinbarung zwischen Konzernführung und Belegschaftsvertretung für das Werk in Steyr gelten müssen. "Einsparungen Ja, Erhalt des Standorts Ja, betriebsbedingte Kündigungen Nein. Der Standort Steyr kann und soll bei der angestrebten Neuausrichtung des Konzerns in Richtung Zukunftstechnologien eine wichtige Rolle spielen", betonte der Landesrat. Einmal mehr verwies er darauf, dass in Steyr "immer Gewinne geschrieben" wurden.

Weiters erklärte er, dass sich auch die Staatliche Wirtschaftskommission mit dem Fall befasse. Diese auf Bundesebene verankerte Schlichtungsstelle komme bei übergeordneten Wirtschaftsinteressen zum Einsatz, wenn in einem Betrieb zwischen Firmenleitung und Belegschaft keine Einigung erzielt werden kann. "Das MAN-Management muss vor der Staatlichen Wirtschaftskommission darlegen, welche Restrukturierungsschritte für eine positive Zukunft des Standorts Steyr vorgesehen sind". Bei Personalkosten von 14 Prozent könne "ein reines Kosten-Cutting und Verlagerung ins Ausland kein erfolgsversprechender Weg" sein. Die nächste Kommissionssitzung werde am 3. Februar mit "physischer Anwesenheit aller Teilnehmer in Linz stattfinden", so Achleitner.

"Es gibt einen Standortvertrag zum MAN-Werk in Steyr und wir verlangen, dass dieser auch eingehalten wird", stellte oö. Arbeiterkammer-Präsident Johann Kalliauer klar. Die SPÖ sprach von "einem harten Schlag gegen den Industriestandort Oberösterreich zur denkbar schlechtesten Zeit". Landesrätin Birgit Gerstorfer appellierte "erneut an Land und Bund, sich für eine Jobgarantie und den Erhalt der Arbeitsplätze dieser Menschen einzusetzen." Und die Grünen erklärten, "die Kompetenz am Standort Steyr nicht zu nutzen, ist völlig widersinnig".

Für die FPÖ Oberösterreich scheint mit der Vereinbarung in München, "das Schicksal des heimischen Standorts besiegelt". Landeshauptmannstellvertreter Manfred Haimbuchner wollte von der Bundesregierung wissen, "welche Maßnahmen, Vorschläge und Konzepte" der Geschäftsführung von MAN vorgelegt wurden, "um die drohende Kündigungswelle zulasten der oberösterreichischen Leistungsträger zu verhindern." Die MAN-Aktie notierte im XETRA-Handel am Dienstag letztlich 0,89 Prozent höher bei 45,45 Euro.

(dpa-AFX / APA)

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Bildquelle: MAN

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