20.09.2024 11:25:39
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MARKT-AUSBLICK/DAX auf Rekordjagd - das Beste kommt zum Schluss
Von Manuel Priego Thimmel
FRANKFURT (Dow Jones)--Bei 19.045 Punkten hat der DAX ein neues Rekordhoch markiert. Damit dürfte das Ende der Fahnenstange aber noch nicht erreicht sein, denn die Chancen stehen gut für ein günstiges Börsenumfeld in den kommenden Monaten. Die US-Notenbank hat den Zinssenkungszyklus eingeleitet. Die wichtigste Frage ist nun, ob die US-Wirtschaft in eine Rezession rutscht oder nicht. Derzeit sieht es nicht danach aus. Damit wäre der Weg frei für weiter steigende Kurse an den Aktienmärkten. Dafür sprechen nicht nur die Fundamentaldaten, sondern auch die Technik. Denn in wenigen Tagen beginnt das vierte Quartal und damit saisonal die beste Zeit an den Aktienmärkten.
Die Entscheidung der US-Notenbank die Leitzinsen gleich um 50 Basispunkte zu lockern war nicht unumstritten. Einige Beobachter befürchteten, dass ein großer Schritt als Eingeständnis der Fed interpretiert werden könnte, dass es um die US-Wirtschaft nicht zum Besten steht. Die Frage, ob die US-Wirtschaft in die Rezession rutscht, ist von entscheidender Bedeutung für die Finanzmärkte. Die Antwort werden die Anleger erst in einigen Monaten haben. Optimistisch stimmt allerdings das vielbeachtete GDPNow-forecast-Barometer der Federal Reserve von Atlanta. Laut der Deutschen Bank indiziert dieses aktuell ein annualisiertes US-BIP-Wachstum von 2,9 Prozent im dritten Quartal. "Nach Rezession sieht das nicht aus", so Stratege Jim Reid.
Europäische Wirtschaftsdaten nur von untergeordneter Bedeutung
Wie sich die deutsche Wirtschaft entwickelt, ist dagegen von untergeordneter Relevanz für die DAX-Entwicklung. Der Hauptgrund dafür liegt darin, dass die hiesigen Großkonzerne global aufgestellt sind und nur noch einen Bruchteil ihrer Gewinne hierzulande erwirtschaften. Die in der kommenden Woche anstehenden europäischen Einkaufsmanagerindizes sollten daher nur eine untergeordnete Rolle für die Märkte spielen. Die Commerzbank rechnet für September für den Sammelindex mit einem leichten Rückgang auf 50,5 von 51,0. "Damit würde sich der Index wieder dem Bereich nähern, in dem die Wirtschaft im Euroraum in der Vergangenheit geschrumpft ist", heißt es.
"Für die weitere Entwicklung am deutschen Aktienmarkt ist... entscheidend, ob es der US-Notenbank tatsächlich gelingen wird, der US-Wirtschaft zu einer weichen Landung zu verhelfen, also die Konjunktur zu bremsen, ohne dass es zu einer Rezession kommt", so die Commerzbank weiter. Denn nach den ersten Fed-Leitzinssenkungen in den Jahren 1984, 1989, 1995 und 1998 sei der DAX im folgenden Jahr regelmäßig weiter gestiegen, da die US-Wirtschaft weiter gewachsen sei. Dagegen sei der DAX nach den ersten Leitzinssenkungen 1981, 2001, 2007 und 2019 jeweils unter Druck gekommen, da die US-Wirtschaft trotz erster Leitzinssenkungen in die Rezession rutschte.
DAX-KBV von 1,55 liegt im Normalbereich
Die 40 DAX-Unternehmen haben, so die Commerzbank, aktuell einen Buchwert von 12.300 Punkten in ihren Bilanzen stehen, so dass bei einem DAX-Niveau von 19.000 Punkten das Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV) bei 1,55 liegt - ein recht typischer Wert in einem Umfeld mit einer globalen Konjunkturabschwächung. Sollte der US-Notenbank eine weiche Landung der Wirtschaft gelingen, dürfte sich das DAX-KBV in den nächsten Quartalen Richtung 1,6 bis 1,8 bewegen, was aktuell DAX-Niveaus zwischen 19.700 und 22.200 Indexpunkten entsprechen würde. Dieses Bewertungsniveau würde aber wahrscheinlich auch voraussetzen, dass die Wirtschaft in China wieder stärker wächst.
Sollte die US-Wirtschaft jedoch - ähnlich wie nach den ersten Leitzinssenkungen in den Jahren 1981, 2001, 2007 und 2019 - schließlich doch noch in eine Rezession rutschen, wäre wohl zwischenzeitlich ein DAX-Kurs-Buchwert-Verhältnis von 1,2 bis 1,4 wahrscheinlich. Für den DAX würde dies ein Rutsch in die Region zwischen 14.800 und 17.300 Indexpunkten bedeuten, so die Commerzbank mit Blick auf die Historie.
Saisonalität spricht für weiter steigende Kurse
Für steigende Kurse spricht auch die Saisonalität. "Ein paar Handelstage sind es zwar noch bis zum Beginn des 4. Quartals, doch das Näherrücken der letzten drei Monate des Jahres ist grundsätzlich schon mal eine gute Nachricht. Schließlich ist das letzte Quartal für die Aktienmärkte traditionell das beste", schreiben die technischen Analysten von HSBC. Dieses Verhaltensmuster ist als "Phänomen Jahresendrally" bekannt. Auf Basis der Daten seit 1988 konnten die deutschen Standardwerte im letzten Quartal im historischen Mittel um 6,49 Prozent zulegen. Dieses beeindruckende Resultat erzielt das Aktienbarometer zudem mit einer erstaunlichen Konstanz.
"In diesem Jahr wird ein starker Schlussspurt zudem durch den Dekaden- und den US-Präsidentschaftszyklus begünstigt", heißt es bei HSBC weiter. So könnte den Aktienmärkten eine klassische Wahlrally bzw ein besonders starkes 4. Quartal, passend zum typischen Verlaufsmuster des Schlussakkords in "4er-Jahren", unter die Arme greifen. Doch es gebe noch einen weiteren Mutmacher und das sei der zugrundeliegende Aufwärtstrend. Trotz des Durchatmens im September liege der DAX in diesem Jahr bisher zweistellig im Plus. "Wenn das Aktienbarometer per Ende September Kursgewinne auf der Uhr hat, dann fällt die Performance im 4. Quartal sogar noch besser aus."
Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com
DJG/mpt/ros
(END) Dow Jones Newswires
September 20, 2024 05:25 ET (09:25 GMT)

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