28.05.2008 07:27:00

Milch-Boykott: Bauern setzen auf europäische Solidarität

        FRANKFURT/BERLIN (dpa-AFX) - Die deutschen Milchbauern wollen ihren Lieferboykott ausweiten und setzen dabei auch auf die Unterstützung ihrer europäischen Kollegen. "Wir haben viele Solidaritätserklärungen aus dem Ausland erhalten", sagte der Vizechef beim Bundesverband Deutscher Milchviehhalter (BDM), Stefan Mann, der "Frankfurter Rundschau" (Mittwoch). So hätten die Milchbauernverbände aus den Niederlanden, der Schweiz, Österreich, Belgien, Luxemburg und Teilen Frankreichs ihre Unterstützung zugesagt. Mit Irland liefen Gespräche. Welche Ausmaße der Boykott letztlich annehme, werde sich aber erst in den nächsten Tagen zeigen. "Ich rechne aber damit, dass noch mehr Länder dazukommen", sagte Mann der Zeitung.

    Die FDP forderte die Bundesregierung zu Steuerentlastungen für die Landwirte auf. Mit weniger Ökosteuern und Agrardiesel-Steuern für Traktoren könnte ein Ausgleich für die gestiegenen Energie- und Futtermittelkosten gefunden werden, sagte der agrarpolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, Hans-Michael Goldmann. "Ich fordere die Bundesregierung auf, neben der notwendigen symbolischen Unterstützung endlich die Rahmenbedingungen für die heimischen Milchbauern zu verbessern."

    Allein die Ökosteuer belaste die deutsche Agrarwirtschaft Jahr für Jahr mit über 500 Millionen Euro. Zudem sollte eine weitere Erhöhung der Futtermittelkosten über Importbeschränkungen für gentechnisch veränderte Eiweißfuttermittel aus Übersee verhindert werden. "Alleine mit Symbolpolitik sind die Probleme der Milchbauern nicht zu lösen." Der Boykott sei aber das falsche Signal.

    Beim Milchindustrieverband beobachtet man die Lage noch mit Gelassenheit. Eine Abfrage bei den Molkereiverbänden in den Niederlanden, Frankreich und Österreich habe ergeben, dass dort von einem Lieferboykott keine Rede sei. Und bei den Molkereien hierzulande habe der Ausfall lediglich zwischen fünf und 30 Prozent betragen, sagte Verbandsgeschäftsführer Eckhard Heuser der "Frankfurter Rundschau". Ein solcher Rückgang könne durch die saisonal bedingte Überproduktion aufgefangen werden. "Sollte es aber eine Woche lang einen Lieferausfall von 50 Prozent geben, haben wir ein Problem. Dann wird die Versorgung mit Frischmilch knapp", räumte Heuser ein.

    Mit dem beispiellosen Lieferboykott machen Deutschlands Bauern ihrer Wut über zu niedrige Milchpreise Luft. Von zahlreichen Höfen mussten die Tanklastwagen am Dienstag ohne Milch in die Molkereien zurückkehren. "Wir sind entschlossen erst dann wieder zu liefern, wenn wir die Zusage erhalten, dass kostendeckende Preise bezahlt werden", sagte der BDM-Vorsitzende Romuald Schaber./gö/DP/zb

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