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03.07.2016 22:02:39

Mittelbayerische Zeitung: Kante Zeigen / Kommentar zum CSD

Regensburg (ots) - Seit den blutigen Schlachten, die sich die New Yorker Polizei 1969 mit Schwulen und Lesben lieferte, erinnert der CSD an die Rechte sexueller Minderheiten. Eigentlich war man geneigt, die jährlichen Umzüge für überholt zu halten. Sexuelle Selbstbestimmung schien als akzeptierter Standard in der Gesellschaft verankert. Zuletzt zeigte sogar die katholische Kirche eine neue Offenheit. Erst vor einer Woche forderte Papst Franziskus Respekt für Schwule und erklärte: Homosexuelle haben eine Entschuldigung für ihre Behandlung durch die Kirche verdient. Parallel gewinnen aber auch schwulenfeindliche Kreise an Kraft. Menschen, die ihren nicht-heterosexuellen Lebensentwurf leben, werden ausgegrenzt, diffamiert, schikaniert, umgebracht. Zuletzt häuften sich die Beispiele: In den USA wirbt Donald Trump bei Homo-Hassern offen um Stimmen. In Russland kriminalisiert Wladimir Putin Männer, die Männer lieben. Und in der Türkei von Recep Tayyip Erdogan erwischte es vor einer Woche auch Volker Beck. Die Polizei nahm den Grünen-Abgeordneten in Istanbul bei der "Pride Week" fest. Höhepunkt schwulenfeindlicher Attacken war das Blutbad von Orlando. Bei einem gezielten Gewaltakt in einem Club für Homosexuelle und Lesben starben im Juni 49 Menschen. Und das folgende Bekenntnis der Vereinten Nationen für Toleranz und gegen Diskriminierung war keineswegs Konsens: Vertreter von Saudi-Arabien, Russland sowie aus Afrika und Asien protestierten heftig gegen die Einsetzung eines UN-Experten, der die Rechte sexueller Minderheiten stärken soll. Die Beispiele machen klar: Der CSD ist mehr als eine Traditionsveranstaltung, die nostalgisch an längst gewonnene Kämpfe erinnert. Das öffentliche, laute Bekenntnis zu einer offenen Gesellschaft braucht es bis heute. Genau wie 1969.

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