21.07.2017 22:17:56
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Mittelbayerische Zeitung: Noch immer im Abseits / Trotz vieler Titel bleibt die Begeisterung für die Fußball-Frauen aus. Schuld sind auch DFB und Uefa. Leitartikel von Alex Huber
Regensburg (ots) - Sie gewannen zwei Weltmeisterschaften, holten
die Goldmedaille bei den Olympischen Spielen 2016 und triumphierten
bei sechs der bisher acht ausgetragenen Europameisterschaften.
Dennoch findet die Deutsche Fußball-Nationalmannschaft der Frauen
noch immer kaum Beachtung. Namen wie Däbritz, Laudehr und Mittag sind
nur wenigen ein Begriff. Der Damen werden vielfach belächelt und
stehen im Schatten. Der Fokus richtet sich vielmehr auf den Fußball
der Männer und andere Sportarten - und das völlig zu Unrecht. Schuld
an diesem Missverhältnis zwischen Erfolg und öffentlicher Anerkennung
haben nicht zuletzt die Uefa und der DFB selbst. Mit der WM 2011 im
eigenen Land schien der Frauen-Fußball eine neue Dimension zu
erreichen. Nie zuvor war das Interesse am Sport der Damen so groß.
Doch schnell stagnierte die Begeisterung, als die DFB-Auswahl im
Viertelfinale gegen den späteren Turniersieger Japan ausschied. Mit
der WM in Deutschland und dem erhofften Titelgewinn wollte der DFB
die Frauen an die Popularität der Männer heranführen. Weil die
Fußballerinnen dem Druck diesmal nicht standhielten, schlug das
Vorhaben fehl. Sechs Jahre später bestreiten die DFB-Frauen ihre
EM-Partien in halbleeren Stadien. Die (Fernseh-) Zuschauer blicken
lieber auf die Tour de France oder auf eines der Testspiele von
Borussia Dortmund oder des FC Bayern in China. Die Auslandsreisen der
finanzstarken männlichen Profi-Teams dienen einzig der noch besseren
Vermarktung. Sportlich sind die Partien nahezu belanglos. Bei der
Tour de France sind die deutschen Ambitionen spätestens seit dem Aus
von Marcel Kittel passé. Für die DFB-Damen, die bei der EM in den
Niederlanden als Top-Favorit auf den Titel gelten, begeistert sich
kaum jemand. Nicht einmal die Uefa bringt ihrem eigenen Event die
angemessene Wertschätzung entgegen. Vielmehr lässt sie es verkümmern.
Auf der offiziellen EM-Homepage des europäischen Fußball-Verbandes
finden sich nur spärliche Informationen und magere
Nullachtfünfzehn-Berichte. Bei Turnieren der Männer wird dagegen
sogar Jogi Löws Scherz mit einem Balljungen inszeniert. Die
Anerkennung der Uefa fehlt, vielleicht weil die internen Experten den
Frauen-Fußball für kaum vermarktbar halten. Begleitet vom ständigen
Vergleich mit dem Männer-Fußball führen die Frauen einen harten Kampf
um Anerkennung. Dabei ist der Fußball der Frauen sogar der
ehrlichere. Theatralische Schauspieleinlagen, Tätlichkeiten oder
Rudelbildungen sieht man selten. Während sich die Männer immer
unsportlicherer Mittel bedienen, pflegen die Frauen die ursprüngliche
Kultur des Spiels. "Frauen heulen weniger rum, liegen nie am Boden",
erklärte kürzlich Hoffenheims Coach Julian Nagelsmann. "Wir empfehlen
Schwimmen, Leichtathletik, Turnen oder Skilaufen. Das sind eher
frauliche Betätigungen", sagte einst Max Morlock, Weltmeister von
1954. Noch immer scheint er damit vielen Fußballfans aus der Seele zu
sprechen. Behauptungen, Frauen-Fußball sei zu schlecht, zu langsam
und zu langweilig, sind falsch. Dass Frauen in Sachen Dynamik
vielleicht noch etwas hinterherhinken, liegt in der Natur der Sache.
Doch das Niveau des Frauen-Fußballs entwickelt sich rasend schnell -
während man bei den 0:8- und 0:7-Siegen der DFB-Elf von Jogi Löw in
der WM-Quali gegen San Marino gewiss nicht von Spannung sprechen
kann. Wer erkennt, dass Frauen keinen Männer-Fußball spielen, hat den
Sport verstanden. Frauen spielen Frauen-Fußball -nicht nur
erfolgreich, sondern auch attraktiv - und das hat nichts mit den
schöneren Fußballwaden zu tun.
OTS: Mittelbayerische Zeitung newsroom: http://www.presseportal.de/nr/62544 newsroom via RSS: http://www.presseportal.de/rss/pm_62544.rss2
Pressekontakt: Mittelbayerische Zeitung Redaktion Telefon: +49 941 / 207 6023 nachrichten@mittelbayerische.de
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