T-Mobile US, Verizon & Co. |
26.08.2015 11:26:54
|
Mobilfunkkonzerne streiten über WLAN-Frequenzen
Das macht Startups wie Republic Wireless und Unternehmen wie Google Sorgen. Sie haben Dienste aufgebaut, die auf den WLAN-Netzen basieren, und fürchten nun, dass die Signale von Verizon und T-Mobile andere WLAN-Dienste verdrängen könnten. WLAN-Netze in Wohnhäusern, Büros, Flughäfen und Cafés bedienen bereits über die Hälfte der globalen Nachfrage nach mobilen Daten.
Google schaltet die Marktaufsicht ein Bei Google ist die Sorge so groß, dass das Unternehmen im Juni einen Brief an die US-Kommunikationsaufsicht FCC schrieb. Die neue Technologie sei besonders besorgniserregend", da Mobilfunkanbieter einige WLAN-Anbieter wie Kabelfirmen, die ihren Kunden Hotspots zur Verfügung stellen, als Wettbewerber sehen könnten.
Verizon und T-Mobile sagen, dass die Expansion nötig sei, um die wachsende Nachfrage nach Daten für Smartphones und Tablets zu bedienen. Die Nutzung der unkonzessionierten Frequenzen sei eine günstige Möglichkeit, um ihre Netze schnell mit mehr Kapazität und Geschwindigkeit auszustatten. Die neue Technologie, die sie LTE-U nennen, könne problemlos neben WLAN bestehen.
Die Debatte wird inzwischen auch in der Politik ausgetragen. Vergangenen Monat schrieben sechs demokratische Senatoren einen Brief an den FCC-Vorsitzenden Tom Wheeler und baten ihn einzugreifen. Die Behörde hat nun Ermittlungen aufgenommen, um das Thema zu untersuchen. Die Unterstützer von LTE-U beteuern, dass neue Regeln oder ein Eingreifen nicht nötig seien, da die Frequenzen, die WLAN nutzt, nicht einer einzigen Technologie vorbehalten seien. Die FCC scheint dieser Argumentation folgen zu wollen. Ein hochrangiger FCC-Vertreter sagt, dass die Behörde die Situation beobachte und vorerst nicht eingreifen wolle.
Nichtsdestotrotz sammelt die FCC offenbar Fakten. Anfang des Monats schrieb Julius Knapp, Leiter des Technologiebüros der FCC, einen Brief an Verizon und andere Unterstützer von LTE-U und stellte ihnen technische Fragen - etwa warum LTE-U auch über bereits belegte Kanäle senden könne.
Verizon und T-Mobile wollen nicht warten Es gibt bisher kaum Regeln für die Nutzung der nicht lizenzierten Frequenzen. Sie bestimmen lediglich die Übertragungsstärke und stellen sicher, dass Signale nicht auf andere Kanäle abfärben.
Die neue LTE-U-Technologie ist eine Abwandlung des Mobilfunkstandards 4G, mit dem Anbieter Anrufe und Daten über ihre Netze leiten. WLAN-Verbindungen laufen über lizenzfreie Frequenzen und suchen offene Kanäle, bevor sie Signale senden. LTE-U prüft zwar alle Kanäle, sendet dann aber über den Kanal mit dem wenigsten Verkehr anstatt auf einen freien Kanal zu warten. Das bedeutet, dass WLAN-Signale verdrängt werden könnten, sagen Kritiker, was der Geschwindigkeit und Qualität der Verbindungen schaden würde.
Verizon schuf im April 2014 gemeinsam mit Mobilfunkausrüstern wie QUALCOMM und Ericsson eine Gruppe namens "LTE-U Forum" zur Entwicklung des Standards. Internationale Gruppen versuchen ebenfalls, eine ähnliche Technologie auszutüfteln. Anders als LTE-U soll diese jedoch die gleichen Vorfahrtsregeln" wie WLAN beachten. Verizon und T-Mobile wollen jedoch nicht warten, bis ein solcher Standard fertig ist. Beide Anbieter sagen, dass sie LTE-U ab dem kommenden Jahr umsetzen wollen. Dadurch hätten sie womöglich einen zweijährigen Vorsprung vor Wettbewerbern, die auf den internationalen Standard warten.
Wir gehen weit über das hinaus, was irgendwer an Regeln aufstellen könnte, um sicherzustellen, dass es gut funktioniert", sagt Dean Brenner, Senior Vice President für Regierungsangelegenheiten bei Qualcomm. Der Mobilfunkanbieter AT&T, der ein großes Netzwerk an WLAN-Hotspots betreibt, drängt die FCC dazu, keine neuen Regeln für die Nutzung lizenzfreier Frequenzen aufzustellen, plant jedoch vorerst nicht, den LTE-U-Standard selbst umzusetzen. Ein Sprecher des Unternehmens sagt, dass man die Nutzung von lizenzfreien Frequenzen durch LTE unterstütze, solange die Technologie sich mit WLAN vertrage.
Neue Mobilfunkanbieter sehen sich bedroht Es gibt einen einfachen Grund, warum die Nutzung der kostenfreien WLAN-Frequenzen so begehrt ist: Die Kosten für lizenzierte Frequenzen steigen stetig. Bei der letzten Auktion der FCC zahlten Mobilfunkanbieter über 40 Milliarden Dollar. AT&T kaufte für 18,2 Milliarden Dollar Frequenzen, Verizon für 10,4 Milliarden. Eine weitere Auktion, die für 2016 geplant ist, könnte noch lukrativer sein. Die hohen Kosten machen es schwerer für junge Unternehmen, am Markt einzusteigen. Etablierte Player haben wegen der höheren Probleme mehr Probleme, ihre Netze qualitativ hochwertig aufrechtzuerhalten. Verizon erklärte Anfang des Jahres, dass Frequenzen inzwischen so teuer geworden seien, dass sich das Unternehmen nach neuen Technologien umschauen werde, um die Geschwindigkeit seiner Netze zu verbessern.
Verbraucher verlassen sich zunehmend auf WLAN-Netze, nicht zuletzt, weil Mobilfunkanbieter ihre Smartphone-Kunden auch dazu ermutigen, um ihre Netze zu entlasten. Verbraucher gewöhnten sich an die oft schnelleren WLAN-Netze, die ihnen auch halfen, ihre kostenpflichtigen Datenkontingente klein zu halten. Der Siegeszug von WLAN begann Anfang des Jahrtausends und setzte sich seither unaufhaltsam fort.
Startups wie Wireless Republic und Scratch Wireless bieten günstige Mobilfunkdienste an, die vorrangig über WLAN-Kanäle laufen und nur auf das Mobilfunknetz zurückgreifen, wenn keine WLAN-Verbindung verfügbar ist. Unternehmen wie Google und Cablevision nutzen ebenfalls die WLAN-Technologie, um ähnliche Dienste anzubieten. All diese Modelle sind noch jung und haben deutlich weniger Nutzer als etwa Verizon mit seinen 100 Millionen Vertragskunden.
Das WLAN-Netz ist die einzige Alternative zu Mobilfunkanbietern, sagt David Morken, Mitgründer und CEO von Republic Wireless, einer Sparte von Bandwidth.com. Es ist in ihrem Interesse, womöglich in ihrem strategischen, langfristigen Interesse, WLAN als alternatives, offenes und kreatives System zu bewahren", sagt er über die Mobilfunkanbieter.
Verizon und andere Anbieter streiten ab, dass sie dem WLAN-System schaden könnten. Sie sagen, dass sie lediglich die drahtlose Internetverbindung existierender Kunden verbessern wollen. Ericsson sagt, dass LTE-U die Netzgeschwindigkeit um bis zu 150 Megabit pro Sekunde verbessern könnte.
Verbraucherschützer sind skeptisch. Harold Feld, Senior Vice President der Verbraucherschutzorganisation Public Knowledge, sagt, dass WLAN zu wichtig sei, um erst einmal die Auswirkungen von LTE-U abzuwarten. Selbst wenn die Auswirkungen minimal seien, könnten Mobilfunkanbieter das lizenzfreie Drahtlosnetzwerk langsam ersticken, sagt er. Man müsse das System nicht zerstören, um eine mächtige Waffe gegen konkurrierende Dienste zu schaffen, sagt er.
DJG/DJN/awi/kgb Dow Jones Newswires
Wenn Sie mehr über das Thema Aktien erfahren wollen, finden Sie in unserem Ratgeber viele interessante Artikel dazu!
Jetzt informieren!
Nachrichten zu Google (A)mehr Nachrichten
Keine Nachrichten verfügbar. |
Analysen zu Google (A)mehr Analysen
Aktien in diesem Artikel
AT&T Inc. (AT & T Inc.) | 22,22 | 1,30% | |
Deutsche Telekom AG (Spons. ADRS) | 28,80 | 1,41% | |
QUALCOMM Inc. | 149,46 | 0,42% | |
Telefon AB L.M.Ericsson (A) | 7,55 | 0,40% | |
T-Mobile US | 229,40 | 1,73% | |
Verizon Inc. | 41,40 | 2,08% |