27.06.2013 22:14:59
|
Neue OZ: Kommentar zu Ägypten/Demonstrationen/Präsident
Es ist nicht leicht, für die Probleme Ägyptens eine zentrale Ursache auszumachen. Arbeitslosigkeit, Benzinmangel, Korruption: Diese Motive für Proteste gegen Staatspräsident Mohammed Mursi sind denen, die beispielsweise in Brasilien gerade zu Demonstrationen geführt haben, ganz ähnlich - aus wirtschaftlicher Not entstandene Frustration. Auch die westliche Welt ist damit vertraut.
Aber es geht in Ägypten nicht nur um die Entwicklung der Wirtschaft. Wie viel Religion gehört zum Staat? In dieser zentralen Frage bleibt das Land geteilt. Die jungen, säkularen Ägypter, die mit ihrer Energie den Sturz Mubaraks vor mehr als zwei Jahren in die Wege geleitet haben, sind enttäuscht und werden es sein, solange Muslimbruder Mursi das Sagen hat. Gleichzeitig ist es eine Tatsache, dass die Muslimbrüder bei den so hart erkämpften freien Wahlen die Zustimmung vieler Ägypter erhalten haben. Liberal gegen streng religiös: Die ägyptische Gesellschaft muss zusätzlich zu vielem anderen diese hohe Grundanspannung aushalten. Sie wird auf absehbare Zeit nicht zu lösen sein.
Mursi weiß inzwischen, welche Folgen das haben kann. Deshalb macht er versöhnliche Angebote in alle Richtungen. Doch dass er damit die Proteste beenden wird, ist unwahrscheinlich; er hat in seiner kurzen Zeit an der Macht zu viel Vertrauen verspielt - sogar bei einem Teil derer, die ihn vor einem Jahr noch gewählt haben. Ägyptens Gesellschaft wird unruhig bleiben. Anne Diekhoff
Originaltext: Neue Osnabrücker Zeitung Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/58964 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_58964.rss2
Pressekontakt: Neue Osnabrücker Zeitung Redaktion
Telefon: +49(0)541/310 207
Wenn Sie mehr über das Thema Aktien erfahren wollen, finden Sie in unserem Ratgeber viele interessante Artikel dazu!
Jetzt informieren!