22.12.2013 22:14:59
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Neue OZ: Kommentar zu Chodorkowski
Diplomatisch zurückhaltend hat sich der freigelassene Kremlkritiker Michail Chodorkowski bei seinem Auftritt vor den internationalen Medien im Berliner Mauermuseum gezeigt. Der wohl weltweit prominenteste Ex-Häftling hielt sich mit offener Kritik am russischen Präsidenten Wladimir Putin betont zurück, mehrfach wich er geschickt in allgemeine Formulierungen aus und empfahl, die Olympischen Winterspiele als reines Fest des Sportes zu betrachten.
Chodorkowski sendet mit seiner Ankündigung, künftig weder politisch noch geschäftlich aktiv zu werden, ein klares Signal an Putin: Der mächtige Kreml-Herrscher muss Chodorkowski nicht als ernst zu nehmenden Konkurrenten fürchten. Nicht einmal eine Symbolfigur der russischen Opposition will der ehemalige Geschäftsmann werden. Was hinter dieser Zurückhaltung steckt, lässt sich lediglich vermuten. Möglicherweise erlangte Chodorkowski nur unter Bedingungen, etwa einer politischen Abstinenz, die Freiheit. Bezeichnend ist jedenfalls, dass er zu den Hintergründen seiner Freilassung sagt, er könne nicht zu tief ins Detail gehen. Damit nimmt er auch Rücksicht auf Hunderte politische Häftlinge, die nach wie vor in russischen Gefängnissen einsitzen, aber anders als er selbst nicht den Schutz der Prominenz genießen. Deren Situation will er nicht gefährden. Mit dieser Vorsicht belegt Chodorkowski auch, dass Russland von Rechtsstaatlichkeit und Meinungsfreiheit noch weit entfernt ist.
Christof Haverkamp
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