24.08.2015 12:33:46
|
Neue Studie: Windgas senkt die Kosten der Energiewende um Milliarden und ermöglicht 100 Prozent Erneuerbare
Den Berechnungen der Wissenschaftler zufolge wird ein Stromsystem mit Windgas-Anlagen ab Mitte der 2030-er Jahre günstiger sein als eines ohne. Bereits 2040 liegt die jährliche Ersparnis zwischen zwei und sechs Milliarden Euro und steigt bis 2050 auf zwölf bis gut 18 Milliarden Euro an.
"Mit Hilfe von Windgas erreichen wir bis 2050 eine erneuerbare Vollversorgung im Stromsystem zu deutlich geringeren Kosten als beim von der Bundesregierung angestrebten Mix von 80 Prozent erneuerbaren und 20 Prozent fossilen Energieträgern", erklärt Marcel Keiffenheim, Leiter Politik und Kommunikation bei der Energie-Genossenschaft Greenpeace Energy, "und dies bei voller Versorgungssicherheit für den Industriestandort."
Ohne Windgas-Anlagen, die überschüssigen Strom aus Wind- und Solaranlagen z. B. per Elektrolyse in Wasserstoff wandeln und damit speicherbar machen, wäre eine Stromerzeugung zu 100 Prozent aus Erneuerbaren nicht erreichbar. Und dies unabhängig davon, wie viele erneuerbare Kraftwerke zugebaut werden, ergab die Analyse.
"Die Anfangsinvestitionen in den Ausbau von Windgas-Anlagen erhöhen die Kosten eines Stromsystems mit Windgas zwar zunächst", erklärt Thorsten Lenck von Energy Brainpool, "diese Ausgaben amortisieren sich aber zusehends und werden bis 2050 deutlich überkompensiert, zeigen die von uns berechneten Szenarien."
Bislang wird überschüssiger Wind- und Solarstrom, der gerade nicht verbraucht oder vom Netz aufgenommen werden kann, kaum genutzt. Mit dem weiteren Ausbau erneuerbarer Energien werden die Stromüberschüsse stark zunehmen und 2050 bis zu 154 TWh pro Jahr betragen. Dies entspricht rund 20 Prozent der deutschen Bruttostromerzeugung im Jahr 2012.
Mit Windgas, das als Wasserstoff oder nach einem weiteren Syntheseschritt als Methan in die bereits vorhandenen deutschen Gasspeicher eingespeist werden kann, lassen sich auch bei hohen Anteilen erneuerbarer Energien im Stromsystem lange "Dunkelflauten" überbrücken, also Phasen mit wenig Wind oder Sonneneinstrahlung: "Die heute vorhandenen Speicherkapazitäten im Erdgas-System reichen theoretisch aus, um den deutschen Strombedarf für mehr als drei Monate zu decken", erklärt Prof. Dr.-Ing. Michael Sterner von der OTH Regensburg. "Keine andere Speichertechnologie in Deutschland hat dafür ausreichende Kapazitäten, dazu ist Windgas über Zeiträume von zwei Wochen hinaus günstiger als jeder andere Speicher."
Aber auch in anderen Wirtschaftsbereichen wie Verkehr und Chemie wird Windgas zur Dekarbonisierung notwendig. "Nur durch den Einsatz von Windgas in der Kraftstoff- und Rohstoff-Herstellung können diese Sektoren ihre Klimaziele erreichen", so Sterner.
"Windgas gewährleistet auch bei einer regenerativen Vollversorgung die Sicherheit und Zuverlässigkeit unserer Energieversorgung, wie wir es heute gewohnt sind", resümiert der Energiespeicher-Experte. Daher sei es eine Frage der energiewirtschaftlichen Vernunft, diese Technik einzuführen. Dafür brauche es nun einen Entwicklungsplan. "Ohne eine Speicherwende ist die Energiewende nicht zu schaffen", betont Sterner.
Im Strombereich müssten laut Studie bis 2050 maximal 134 Gigawatt an Windgas-Anlagen gebaut werden. Dieser Bedarf sinkt, wenn ergänzend zu Windgas andere und vielleicht günstigere Möglichkeiten zum Ausgleich der schwankenden Produktion erneuerbarer Energien erschlossen werden, etwa Batteriespeicher, kundenseitige Verbrauchsanpassung oder steuerbare erneuerbare Energien.
"Als Langzeitspeicher wird Windgas aber in jedem Fall unverzichtbar sein", sagt Marcel Keiffenheim von Greenpeace Energy. "Damit die Technologie verfügbar sein wird, wenn wir sie brauchen, müssen allerdings zügig regulatorische Hemmnisse abgebaut werden, die Investitionen in Windgas heute häufig erschweren." Als Beispiele nennt er eine einfachere Genehmigung von Windgas-Projekten, besseren Zugang zu Regelenergie-Märkten und die Möglichkeit, überschüssigen Windstrom zum tatsächlichen Marktwert beziehen zu können.
"Mit zunehmender technologischer Reife wird Windgas immer kostengünstiger werden", sagt Marcel Keiffenheim, "damit diese für die Energiewende zentrale Technologie ihr Potenzial entfalten kann, müssen nun aber faire Marktbedingungen geschaffen werden."
Hintergrundinfos:
Die Kurzfassung der Studie "Warum Windgas die Energiewende sicher macht und Kosten senkt", kann auf der Webseite von Greenpeace Energy heruntergeladen werden: www.greenpeace-energy.de/presse.html
Die Energie-Genossenschaft Greenpeace Energy wurde 1999 von Greenpeace Deutschland gegründet und arbeitet bis heute nach den ökologischen Vorgaben der Umweltschutzorganisation. Greenpeace Energy versorgt rund 110.000 Kunden mit Ökostrom und mehr als 10.500 Kunden mit dem Gasprodukt proWindgas. Die 100-prozentige Tochter Planet energy hat neun Windparks und drei Solaranlagen errichtet und ist an zwei Windparks beteiligt. Als Genossenschaft ist Greenpeace Energy in alleinigem Besitz seiner 23.000 Genossenschaftsmitglieder und arbeitet aus Prinzip nicht profitmaximierend.
Die Forschungsstelle für Energienetze und Energiespeicher (FENES) an der Ostbayerischen- Technischen Hochschule (OTH) Regensburg ist eine Hochschuleinrichtung, die sich mit energietechnischen, energiewirtschaftlichen und energiepolitischen Fragestellungen im Bereich der Strom- und Energieversorgungsnetze und Energiespeicher-Technologien befasst. Die Kernkompetenz von FENES liegt im Bereich Energiespeicher in zwei Bereichen: der chemischen Energiespeicherung und der energiewirtschaftlichen Systemanalyse.
Energy Brainpool ist ein unabhängiger Marktspezialist für die Energiebranche mit Fokus auf den Strom- und Energiehandel in Europa. Mit seinem fundamentalen Energiemarktmodell Power2Sim bietet das Analyseinstitut langfristige Strompreisprognosen und -szenarien bis 2050 an. Die Expertise umfasst zudem die Analyse, Prognose und Modellierung der Energiemärkte und -preise, wissenschaftliche und praxisnahe Studien, individuelle Beratungsangebote sowie Training und Experten-Schulungen für die Energiebranche.
OTS: Greenpeace Energy eG newsroom: http://www.presseportal.de/nr/16698 newsroom via RSS: http://www.presseportal.de/rss/pm_16698.rss2
Wegen sonstiger Materialien und weiterer Infos wenden Sie sich bitte an:
Pressekontakt Michael Friedrich Politik und Kommunikation Greenpeace Energy eG Telefon 040 / 808 110 - 655 michael.friedrich@greenpeace-energy.de www.greenpeace-energy.de
Wenn Sie mehr über das Thema Aktien erfahren wollen, finden Sie in unserem Ratgeber viele interessante Artikel dazu!
Jetzt informieren!