19.12.2014 20:17:58
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Neue Westfälische (Bielefeld): Ein Jahr Große Koalition Beruhigt die Nerven Alexandra Jacobson, Berlin
Bielefeld (ots) - Keine Frage, die Große Koalition ist und bleibt
die Lieblingsregierung der Deutschen. Politischer Streit steht
hierzulande nicht so hoch im Kurs. Und bei dem Bündnis von CDU/CSU
und SPD herrscht ein hohes Maß an Konsens. Mag es auch mal ein
Gerangel über die Pkw-Maut oder die Frauenquote geben, diese
Differenzen werden meistens rasch abgeräumt. Der Mangel an
Auseinandersetzung ist indes an sich kein Gütesiegel. Die
Ausländermaut bleibt Murks, auch wenn alle hurra rufen. Und in der
Rentenpolitik hat die Große Koalition sehr viele Milliarden Euro
ausgegeben, ohne wirklich etwas gegen die Altersarmut zu tun. Das
wird sich in Zukunft bitter rächen. Schwarz-Rot beruhigt aber
trotzdem die Nerven in einer Welt, wo es kriegerisch zugeht, nicht
nur in Syrien oder dem Irak, sondern sogar in der Ukraine. Einer
Welt, wo die Flüchtlingsströme anwachsen und nicht zuletzt die
Eurokrise immer noch für ein angespanntes Hintergrundrauschen sorgt.
Besonders beruhigend finden es viele, dass diese Koalition von Angela
Merkel geführt wird. Von der heißt es, dass sie über keine Visionen
verfüge und dass sie zur Entpolitisierung und Ermüdung des Publikums
beitrage. Da mag etwas Wahres dran sein. Aber vielleicht wollen die
Menschen auch gar nicht so viel über Politik nachgrübeln. Sie schauen
sich in Europa oder im Rest der Welt um und denken: So schlecht läuft
es bei uns doch gar nicht. Vielen reicht das. Die Große Koalition hat
gehalten, was sie versprochen hat. Das ist viel wert. Denn wenn sich
die Menschen auch nicht so groß für die Details von Politik
interessieren, wollen sie zumindest nicht verschaukelt werden. Nach
nur einem Jahr steht fast alles im Gesetzblatt, was im
Koalitionsvertrag vereinbart wurde: Rente mit 63, Mütterrente,
Mindestlohn, Mietpreisbremse, Elterngeld plus, Pflegereform,
Frauenquote. Derzeit grassiert an den Stammtischen die
Politikerschelte, deshalb ist es auch mal Zeit für ausdrückliches
Politikerlob: In dieser Regierung sind Minister, die ihren Job gut
machen. Zum Beispiel der Oberdiplomat Frank-Walter Steinmeier, der
gemeinsam mit Merkel einen dialog-orientierten und wertebasierten
Kurs in der Russlandpolitik eingeschlagen hat und sich dabei auch von
den Putin-Verehrern nicht aus dem Tritt bringen lässt. Wolfgang
Schäuble hat der wachsenden Staatsverschuldung einen Riegel
vorgeschoben und ist dabei, die internationale Steuerhinterziehung zu
erschweren. Sigmar Gabriel versucht, die Energiewende handhabbar zu
gestalten und seiner Partei beizubringen, dass der Wohlstand
erwirtschaftet werden muss, bevor er verteilt werden kann. Sein Job
wird demnächst schwieriger, weil die Herzensthemen der SPD
abgearbeitet sind. Von den Freihandelsabkommen bis zum Abbau der
kalten Progression geht es künftig um Projekte, die unter
Sozialdemokraten stark umstritten sind. Außerdem wartet die SPD mit
wachsender Ungeduld darauf, dass sich ihre emsige Arbeit in den
Umfragen auszahlt. Bleibt der Aufwärtstrend aus, wird der Frust unter
den Genossen ansteigen. Wie geht die Große Koalition zu Ende? Sie
wird bis 2017 halten, dafür sind alle beteiligten Politiker Profis
genug. Merkel möchte offenbar auch nach 2017 Kanzlerin bleiben und
hätte wohl gegen Schwarz-Grün nichts einzuwenden. Für die
Sozialdemokraten ist das keine gute Nachricht. Aber es ist sowieso
fraglich, ob die SPD eine Chance besitzt, das Kanzleramt zu erobern,
solange Merkel diesen Platz besetzt hält.
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