19.10.2014 20:27:58
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Neue Westfälische (Bielefeld): KOMMENTAR Familiensynode im Vatikan Zeichen der Bewegung Marius Müller-Meiningen, ROM
Bielefeld (ots) - Die zu Ende gegangene Bischofssynode im Vatikan
ist eine Zäsur in der jüngeren Geschichte der katholischen Kirche.
Niemals zuvor haben sich die versammelten Spitzenexponenten der Kurie
und der Bischofskonferenzen so offen mit dem Thema Familie befasst.
Wenn die katholische Kirche über Familie sprach, dann bedeutete dies
bisher die Bestätigung der bestehenden, rigorosen Lehre zu Themen wie
Ehe, Partnerschaft und Sex. Die Perspektive hat sich geändert. Die
Mehrheit der Kirchenführer verschanzt sich nun nicht mehr hinter den
sogenannten nicht verhandelbaren Prinzipien. Zum ersten Mal forderten
die Synodenväter einen neuen Blick auf die Familie. Anstatt explizit
homosexuelle Handlungen oder nichteheliche Partnerschaften zu
verurteilen, erkannten die Bischöfe erstmals positive Elemente an in
Situationen, die nicht dem Ideal der katholischen Doktrin
entsprechen. Die katholische Kirche blickt erstmals nicht mehr in die
Schlafzimmer der Menschen, sondern in ihre Wohnzimmer. Auch wenn im
Schlussdokument eine ausdrückliche Öffnung gegenüber Homosexuellen,
wie sie noch im Zwischenbericht zu lesen war, wieder kassiert wurde:
Die Bischöfe haben eine Tür zur Wirklichkeit der Menschen geöffnet,
anstatt sie zum unzähligsten Male zuzuschlagen. Diesen offenen Spalt
werden auch die Traditionalisten im Klerus nicht so leicht wieder
verschließen können. Wenn man so will, hält Papst Franziskus, Garant
und Initiator dieser Entwicklung, die Tür gegen die Widerstände auf.
Denn die sind nicht zu überhören. Definitiv wurde auf der Synode
nichts beschlossen. Die Kirche hat ihren Katechismus und ihre Doktrin
nicht verändert, Sünde bleibt Sünde und das Ideal der Ehe zwischen
Mann und Frau unangetastet. Die Bischöfe haben gar keine Macht zur
Veränderung der Lehre. Die Gretchenfrage der Synode, ob
wiederverheiratete Geschiedene zur Kommunion zugelassen werden
können, ob also eine Ausnahme vom Prinzip (der Unauflöslichkeit der
Ehe) möglich ist, bleibt vorerst unbeantwortet. Die Synodenväter
konnten allein Empfehlungen und ihre Sicht der Dinge darlegen. Sie
haben aber einer neuen Grundstimmung Ausdruck gegeben, die Folgen
haben wird.
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