16.05.2014 20:59:58
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Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar Wie Paderborn von der Bundesliga profitieren könnte Fußball und Image Hubertus Gärtner
Bielefeld (ots) - Vom amerikanischen Schriftsteller Bernard
Ma-lamud, der 1986 an einem Herzinfarkt gestorben ist, stammt eine
ergreifende Erzählung, die den Titel "Schwarz ist meine
Lieblingsfarbe" trägt. Die Hauptfigur, Nat Lime, ein jüdischer
Spirituosenhändler, lebt darin als Weißer mitten unter Farbigen in
einem New Yorker Viertel. Ma-lamud beschreibt, wie Lime die Grenzen
und Vorurteile zwischen den Menschen überwinden will, es aber nicht
schafft. Obwohl, wie gesagt, Schwarz doch seine Lieblingsfarbe ist.
Von Malamud über New York bis nach Paderborn ist es, zugegeben, ein
weiter Weg. Doch auch in der Stadt Paderborn ringt man schon viele
Jahre mit Vorurteilen, die offenbar kaum auszurotten sind. "Schwarz"
sei Paderborn, weil von CDU und Kirche geprägt, heißt es oft. Dabei
ist das längst Vergangenheit. Die CDU muss in Wahrheit um ihre
Mehrheit kämpfen, die Macht der Kirche geht schon lange zurück.
Tatsächlich ist Paderborn heute bunt, modern und wirtschaftlich wie
kulturell aufstrebend. Dem "großen Nachbarn" Bielefeld stehen die
Paderborner kaum noch nach, mindestens sportlich haben sie ihn
aktuell sogar schon überflügelt. Ganz Deutschland konnte sich davon
am letzten Wochenende überzeugen: Als der SC Paderborn den Aufstieg
in die Fußball-Bundesliga schaffte, schaute ein Millionenpublikum zu.
Die Menschen verfolgten am Bildschirm, wie eine ganze Stadt feierte
und auf äußerst sympathische Art und Weise Werbung für sich machte.
Viele Verantwortliche in Politik und Gesellschaft formulieren nun die
Hoffnung, dass dieser grandiose sportliche Erfolg, der von der
Fachwelt umgehend als mittleres "Wunder" eingestuft wurde, nun eine
Imageverbesserung, im günstigsten Fall sogar eine nachhal-tige
Imageveränderung für Paderborn mit sich bringen wird. Dazu sind aber
noch einige Voraussetzungen zu erfüllen. Zweifellos wohnt dem
Spitzenfußball ein gewaltiger Zauber inne, der ein Image einer Stadt,
also das Selbstbild und das Fremdbild, prägen kann. München
transportiert sich über die Kicker des FC Bayern machtvoll in die
ganze Welt, Dortmund bringt mit seiner Borussia nicht nur den
Ruhrpott zum Kochen. Manches bleibt einander aber auch erstaunlich
fremd. Das glorreiche Image von Borussia Mönchengladbach hat der
Stadt noch keinen Glanz verliehen, und Schalke 04 hat die
Arbeitslosenquote in Gelsenkirchen nicht beseitigt. In Dresden
überstrahlt die Semperoper alles. Gewaltbereite Fußballfans
verschlechtern dort sogar das Image. Und Hoffenheim wird auch nicht
liebenswerter, weil ein Milliardär dort Bundesliga-Fußball spielen
lässt. Andererseits hat Braunschweig durch seine treuen, friedlich
feiernden Eintracht-Fans sogar im Abstieg reichlich Sympathien
dazugewonnen. Fußball und Image - dieses Verhältnis ist also
kompliziert. Wenn unter Imagegesichtspunkten überhaupt etwas am SC
Paderborn zu bekritteln sei, dann die Vereinsfarben, sagt der
Medienwissenschaftler Jörg Müller-Lietzkow, der an der Paderborner
Hochschule lehrt. Schwarz-Blau sei zu düster. Um den jetzt erzielten
Imagegewinn zu verstetigen und nachhaltig zu nutzen, sollte in
Paderborn "jeder Gegner gefeiert" werden, rät der Professor. Ein
relativ kleiner Verein sollte sich möglichst als ganz großer
Gastgeber präsentieren. Wenn die ganze Stadt daran mitwirke, dann
werde sich ihr derzeit noch konservatives Image in ein
"hochintegratives" verwandeln. Auch die Medien könnten dann auf Dauer
nicht mehr ihre Vorurteile kolportieren. Wenn es ums Image für die
gesamte Stadt geht, dann sollte der SC Paderborn 07 auch in der 1.
Bundesliga möglichst so bleiben, wie er ist. Unprätentiös,
liebenswürdig und erfolgreich.
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