29.04.2014 20:54:59

Neue Westfälische (Bielefeld): Schröders Sause mit Putin Nur peinlich BERNHARD HÄNEL

Bielefeld (ots) - Ein Foto mit äußerst langer Brennweite erschüttert die Republik. Im übertragenen Sinne wohlgemerkt. Es wurde mit sehr langer Brennweite aufgenommen, ganz im Stile von Paparazzi-Fotos, die man sonst nur aus der Welt der Stars und Sternchen kennt. Auf diesem Niveau also ist Altkanzler Gerhard Schröder angekommen. Dies aber ändert nichts daran, dass man erschüttert, also emotional beunruhigt, reagieren darf, nein muss. Denn natürlich ist es barer Unsinn, wenn Schröder und seine wohlmeinenden Genossen von einem privaten Fest des Bürgers Schröder mit seinem Freund Wladimir Putin reden. Schröder ist, wie jeder Exregierungschef, eine öffentliche Person. Zwar bekleidet er kein öffentliches Amt mehr, er hat aber weiterhin das Recht auf die Anrede "Herr Bundeskanzler". Seine Ablehnung der Titulierung war und bleibt kokett. Unglaubwürdig sind die entschuldigenden Einlassungen führender Sozialdemokraten. Bewundernswert dagegen ist der versuchte Freispruch Schröders durch Frank-Walter Steinmeier. Der kämpft derzeit an allen Fronten für eine Deeskalation im Konflikt mit Russland. Und er weiß, dass bei Schröders Sause mit Putin kaum über die Lösung des Ukraine-Konflikts oder die Befreiung deutscher und anderer Geiseln aus der Hand einer Amok laufenden Separatistenmeute gesprochen wurde. Rechtfertigen ließe sich Schröders freundschaftliche Umarmung Putins allenfalls mit dem Versuch, zur Konfliktlösung beizutragen. Selbstverständlich dürfen die Gesprächsfäden mit Putin nicht abreißen. Doch diese Gefahr besteht ohnehin nicht, da der Kremlchef gerne mit Obama und Merkel telefoniert. Dass Schröder bei seiner peinlichen Sause mit Putin den außenpolitischen Sprecher der Union, Philipp Mißfelder, dabeihatte, zeigt, wie instinktlos Teile der politischen Klasse agieren. Mißfelder gehört zum Zukunftsteam der Union, während Schröder das Altenteil genießt.

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