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31.01.2016 22:47:37

Neue Westfälische (Bielefeld): Vorwahlen in den USA Lärmende Angst Dirk Hautkapp, Washington

Bielefeld (ots) - Das mit seinem Flüchtlingsdilemma vollauf beschäftigte Europa täte gut daran, einen Moment innezuhalten. Heute fällt in einem gottbehüteten Landstrich Amerikas der Startschuss zur Auswahl der Kandidaten, die im November Barack Obama beerben wollen. Das gewaltige Mengen an Menschen, Material und Moneten aufzehrende Politspektakel der Vorwahlen wird zugleich das Widerwärtigste und Strahlendste der Demokratie hervorbringen. Und am Ende, Putin hin, Peking her, die immer noch wichtigste globale Personalfrage beantworten. Anders als vor acht Jahren, als ein Schwarzer mit strahlendem Lächeln Hoffnung auf Wandel, Versöhnung und Frieden verströmte, ist in Amerika das Zeitalter der Verzagtheit angebrochen. Nicht länger die "Mutigen" und "Freien" geben den Ton an. Sondern bis auf die Knochen frustrierte Wutbürger, die nach einem Ventil suchen. Das Ventil ist dubios frisiert und heißt Donald Trump. Er und einige andere republikanische Bewerber zeichnen ein apokalyptisches Bild von Amerika, das sich von der Welt demütigen (Iran) oder über den Tisch ziehen (China) lässt. Angeblich. Diese wie aus der Zeit gefallenen Herrschaften werben für Abschottung und Ausgrenzung, für einen religiös grundierten Isolationismus, für einen verkrüppelten Staat, für das Ausblenden von wissenschaftlichen Erkenntnissen über den Zustand des Planeten und für gnadenlose Militäreinsätze. Was sie eint in ihrem spalterischen Ton ist die verbiesterte Entschlossenheit: Die einzige Supermacht der Erde, die sich nie versiegenden Optimismus in die Gründungsakte geschrieben hat, verfällt in den Zustand lärmender Angst, ja Paranoia. Symptomatisch: die irrlichternde Debatte um den Bau einer Mauer an der Grenze zu Mexiko, die Deportation von 11 Millionen schon vor Jahren illegal ins Land gekommenen Einwanderern und der gehässige Generalverdacht gegen den Islam, der bei vielen gleichgesetzt wird mit Terror. Im Fall eines republikanischen Wahlsiegs würde der Druck auf Europa schmerzhaft größer. Nur ein Beispiel: Der Mittlere Osten ist unter Obamas zögerndem Oberbefehl gewiss nicht weniger chaotisch geworden. Unter den militärische Haudrauf-Lösungen versprechenden republikanischen Kandidaten würde die Region aber mit großer Wahrscheinlichkeit bald vollends explodieren. Und Europa würde um Schützenhilfe gebeten.

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