Abwarten ist keine Option |
15.11.2015 03:00:01
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Niedrigzinsphase jetzt mit Anlagestrategie nutzen
von Roger Bootz, Gastautor von Euro am Sonntag
Laut aktueller Statistiken der Deutschen Bundesbank liegen zwei Billionen Euro nahezu unverzinst auf Tages- und Festgeldkonten. Jedoch haben sich auch die Renditen anderer Anlageklassen erheblich reduziert. So ist die Verzinsung, die ein Anleger mit einem breiten Staatsanleiheportfolio aus der Eurozone verdienen konnte, von 1999 bis Mitte 2015 um 72 Prozent gefallen, im Markt für Eurounternehmensanleihen waren es sogar 78 Prozent. Der Trend niedrigerer Renditen hat auch den Aktienmarkt erfasst. Wenn man den breiten US-Aktienmarkt betrachtet, dann beträgt die Dividendenrendite heute im Schnitt nur die Hälfte des langfristigen Durchschnitts.
Die Auswirkungen sind drastisch. Aus einem Portfolio aus Eurostaatsanleihen in Höhe von 100.000 Euro konnte 1999 noch ein jährliches Einkommen von 5.357 Euro bezogen werden. Diese Summe ist, Stand Mitte 2015, auf 1.519 Euro geschrumpft. Wer aus einem Rentendepot regelmäßig etwa Miete und Unterhalt bestreiten muss, steht hier vor einer großen Herausforderung.
Erschwerend kommt hinzu: Nicht nur die Zinsen für Tagesgeld, sondern auch diejenigen für viele lang laufende Staatsanleihen liegen mittlerweile unterhalb der aktuellen Inflationsrate. Das bedeutet, dass auch ein breit gestreutes Anleiheportfolio unter Umständen nicht davor schützt, dass die Kaufkraft des Kapitals beständig abnimmt.
Nun könnte man einwenden, dass es sich bei den aktuell negativen Realzinsen nur um eine wahrscheinlich kurze Phase an den Finanzmärkten handelt, die sich mit steigenden Zinsen wieder bereinigen würde. Die US-Ökonomen Carmen Reinhart und Belen Sbrancia haben jedoch gezeigt, dass solche Phasen sehr lange anhalten können. So dauerte es 35 Jahre - von 1945 bis 1980 -, bis die Verzinsung von Festgeldern nach Abzug der Inflationsrate wieder positiv war. Abwarten scheint also für Anleger keine Option zu sein.
Wie kann nun eine Lösung aussehen? Zunächst einmal ist es wohl nicht sinnvoll, einfach die Anlageklassen mit den höchsten Renditen zu wählen. Denn ein höherer Ertrag korrespondiert immer mit einem höheren Kursrisiko. Allerdings gibt es dabei Unterschiede. Die Studie "The Income Challenge" der Deutschen Asset & Wealth Management zeigt, dass die Relation von höheren Erträgen und höherem Risiko nicht linear ist. Anders ausgedrückt: Es gibt Segmente, die einen höheren Ertrag bieten, ohne im gleichen Maße das Kursrisiko zu steigern.
Um solche Anlageklassen zu finden, gibt es verschiedene Möglichkeiten. Eine besteht darin, die aktuelle Rendite höher rentierlicher Segmente mit der historischen Schwankungsbreite beziehungsweise den aufgetretenen Kursrückschlägen ins Verhältnis zu setzen. Im Vergleich mit dem breiten Markt zeigt sich, ob der Renditeaufschlag mit einem vertretbaren Risiko erreicht wurde. Um für Anleger praktikable Ergebnisse zu erhalten, wurden in der Studie Kategorien gewählt, die mit einem investierbaren Index abgebildet werden können. So kann ein Portfolio zum Beispiel mit börsengehandelten Indexfonds (ETFs) nachgebildet werden.Portfolios mit Zielrenditen
Konkret bieten Dividendenindizes, bei denen Aktien mit höheren Ausschüttungen ein größeres Gewicht im Index erhalten, eine um 64 Prozent höhere Dividendenrendite als der vergleichbare breite Markt.
Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass Aktien mit hohen Dividenden langfristig auch eine bessere Wertentwicklung aufweisen als Aktien mit unterdurchschnittlichen Ausschüttungen. Die Kehrseite: Dividendenindizes verlieren in Krisenzeiten oft stärker als der breite Markt. Nun kommt es auf den Vergleich zwischen Rendite und Risiko an. Dieser zeigt aber, dass der Renditeaufschlag bei Dividendenindizes im Verhältnis zum breiten Aktienmarkt attraktiv erscheint, trotz des höheren Risikos.
In gleicher Weise lassen sich weitere Anlageklassen untersuchen. Es gilt, Anlagen auszuwählen, die eine attraktive Kombination zu dem damit verbundenen Risiko bieten. Eine aktuelle Studie zeigt, dass auf diese Weise Portfolios mit Zielrenditen von bis zu vier Prozent darstellbar sein können.
Kurzvita
Roger Bootz, Leiter öffentlicher
ETF-Vertrieb, Deutsche AWM
Bootz ist Betriebsökonom und studierte Banking & Finance in Zürich. Er verantwortet den Vertrieb von db-X-trackers-ETFs über Vermögensverwalter, Direktbanken, Finanzberater und Vermittlerpools hinweg.
Deutsche Asset & Wealth Management (Deutsche AWM) ist der Markenname für den Asset-Management- und Wealth-Management-Geschäftsbereich der Deutsche Bank AG und ihrer Tochtergesellschaften.
Laut aktueller Statistiken der Deutschen Bundesbank liegen zwei Billionen Euro nahezu unverzinst auf Tages- und Festgeldkonten. Jedoch haben sich auch die Renditen anderer Anlageklassen erheblich reduziert. So ist die Verzinsung, die ein Anleger mit einem breiten Staatsanleiheportfolio aus der Eurozone verdienen konnte, von 1999 bis Mitte 2015 um 72 Prozent gefallen, im Markt für Eurounternehmensanleihen waren es sogar 78 Prozent. Der Trend niedrigerer Renditen hat auch den Aktienmarkt erfasst. Wenn man den breiten US-Aktienmarkt betrachtet, dann beträgt die Dividendenrendite heute im Schnitt nur die Hälfte des langfristigen Durchschnitts.
Die Auswirkungen sind drastisch. Aus einem Portfolio aus Eurostaatsanleihen in Höhe von 100.000 Euro konnte 1999 noch ein jährliches Einkommen von 5.357 Euro bezogen werden. Diese Summe ist, Stand Mitte 2015, auf 1.519 Euro geschrumpft. Wer aus einem Rentendepot regelmäßig etwa Miete und Unterhalt bestreiten muss, steht hier vor einer großen Herausforderung.
Erschwerend kommt hinzu: Nicht nur die Zinsen für Tagesgeld, sondern auch diejenigen für viele lang laufende Staatsanleihen liegen mittlerweile unterhalb der aktuellen Inflationsrate. Das bedeutet, dass auch ein breit gestreutes Anleiheportfolio unter Umständen nicht davor schützt, dass die Kaufkraft des Kapitals beständig abnimmt.
Nun könnte man einwenden, dass es sich bei den aktuell negativen Realzinsen nur um eine wahrscheinlich kurze Phase an den Finanzmärkten handelt, die sich mit steigenden Zinsen wieder bereinigen würde. Die US-Ökonomen Carmen Reinhart und Belen Sbrancia haben jedoch gezeigt, dass solche Phasen sehr lange anhalten können. So dauerte es 35 Jahre - von 1945 bis 1980 -, bis die Verzinsung von Festgeldern nach Abzug der Inflationsrate wieder positiv war. Abwarten scheint also für Anleger keine Option zu sein.
Wie kann nun eine Lösung aussehen? Zunächst einmal ist es wohl nicht sinnvoll, einfach die Anlageklassen mit den höchsten Renditen zu wählen. Denn ein höherer Ertrag korrespondiert immer mit einem höheren Kursrisiko. Allerdings gibt es dabei Unterschiede. Die Studie "The Income Challenge" der Deutschen Asset & Wealth Management zeigt, dass die Relation von höheren Erträgen und höherem Risiko nicht linear ist. Anders ausgedrückt: Es gibt Segmente, die einen höheren Ertrag bieten, ohne im gleichen Maße das Kursrisiko zu steigern.
Um solche Anlageklassen zu finden, gibt es verschiedene Möglichkeiten. Eine besteht darin, die aktuelle Rendite höher rentierlicher Segmente mit der historischen Schwankungsbreite beziehungsweise den aufgetretenen Kursrückschlägen ins Verhältnis zu setzen. Im Vergleich mit dem breiten Markt zeigt sich, ob der Renditeaufschlag mit einem vertretbaren Risiko erreicht wurde. Um für Anleger praktikable Ergebnisse zu erhalten, wurden in der Studie Kategorien gewählt, die mit einem investierbaren Index abgebildet werden können. So kann ein Portfolio zum Beispiel mit börsengehandelten Indexfonds (ETFs) nachgebildet werden.
Portfolios mit Zielrenditen
von bis zu vier Prozent
Konkret bieten Dividendenindizes, bei denen Aktien mit höheren Ausschüttungen ein größeres Gewicht im Index erhalten, eine um 64 Prozent höhere Dividendenrendite als der vergleichbare breite Markt.
Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass Aktien mit hohen Dividenden langfristig auch eine bessere Wertentwicklung aufweisen als Aktien mit unterdurchschnittlichen Ausschüttungen. Die Kehrseite: Dividendenindizes verlieren in Krisenzeiten oft stärker als der breite Markt. Nun kommt es auf den Vergleich zwischen Rendite und Risiko an. Dieser zeigt aber, dass der Renditeaufschlag bei Dividendenindizes im Verhältnis zum breiten Aktienmarkt attraktiv erscheint, trotz des höheren Risikos.
In gleicher Weise lassen sich weitere Anlageklassen untersuchen. Es gilt, Anlagen auszuwählen, die eine attraktive Kombination zu dem damit verbundenen Risiko bieten. Eine aktuelle Studie zeigt, dass auf diese Weise Portfolios mit Zielrenditen von bis zu vier Prozent darstellbar sein können.
Kurzvita
Roger Bootz, Leiter öffentlicher
ETF-Vertrieb, Deutsche AWM
Bootz ist Betriebsökonom und studierte Banking & Finance in Zürich. Er verantwortet den Vertrieb von db-X-trackers-ETFs über Vermögensverwalter, Direktbanken, Finanzberater und Vermittlerpools hinweg.
Deutsche Asset & Wealth Management (Deutsche AWM) ist der Markenname für den Asset-Management- und Wealth-Management-Geschäftsbereich der Deutsche Bank AG und ihrer Tochtergesellschaften.
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