OeNB-Gouverneur Holzmann: Inflationsentwicklung genau beobachten

"Derzeit ist es so, dass alle Modelle darauf hinweisen, dass wir am Ende des Planungshorizontes 2023 wieder unter zwei Prozent sind", so der Gouverneur. Aus geldpolitischer Sicht sei dementsprechend momentan kein Handlungsbedarf für eine Zinsanhebung gegeben.

Allerdings müsse nun genau beobachtet werden, wie sich die Teuerungsraten in den kommenden Quartalen weiterentwickeln und man müsse diese Entwicklung auch möglichst gut antizipieren. Zu bedenken sei in diesem Zusammenhang auch, wie die Inflation derzeit berechnet wird und ob hier Anpassungen nötig seien.

Beispielsweise werde auf EU-Ebene überlegt, die Kosten für selbst genutztes Wohneigentum in die Messung aufzunehmen. Bisher ist dies nicht enthalten, die Mietkosten fließen jedoch sehr wohl in die Inflation ein. Derartige Anpassungen seien jedoch nicht in naher Zukunft, sondern frühestens in den nächsten drei bis fünf Jahren zu erwarten, so Holzmann.

Die Wahrscheinlichkeit, das sich die Inflationsberechnungen in den kommenden Monaten noch ändern, sei jedenfalls recht hoch. Eine absolute Sicherheit, dass die Inflation nur temporär hoch sei, gebe es daher zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht. Eine konsistente Prognose (Forward Guidance) seitens der Europäischen Zentralbank (EZB) sei jedoch äußerst wichtig, da sie den Märkten Planungssicherheit gebe. Nach der jüngsten EZB-Ratsentscheidung hatte die EZB-Chefin Christine Lagarde gesagt, dass es sich aktuell um "eine Phase vorübergehender Inflation im Zusammenhang mit der Wiedereröffnung" handle und ein Ende des Zinstiefs daher nicht in Sicht sei.

Die Europäische Zentralbank (EZB) müsse im kommenden Jahr bei ihren Entscheidungen "auf Sicht fahren", sagte Holzmann am Freitag erneut. Bereits vergangene Woche hatte Holzmann gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters auf die unsicheren Inflationsaussichten hingewiesen und zur Vorsicht geraten.

bel/tsk

APA