14.05.2024 12:34:00

Österreichs Außenwirtschaft dank Tourismus und Güterhandel erholt

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Nach schwierigen vergangenen Jahren aufgrund der Coronapandemie und der hohen Inflation hat sich die Außenwirtschaft 2023 wieder etwas erholt. Geholfen haben dabei vor allem ein starker Güterhandel und der Tourismus, der wieder deutlich Fahrt aufgenommen hat, geht aus am Dienstag präsentierten Daten der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) hervor. Die Leistungsbilanz ergab im Vorjahr einen Überschuss von 12,7 Mrd. Euro oder plus 2,7 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP).

Im Jahr davor, 2022, war sie noch - erstmals seit zwei Jahrzehnten - mit minus 1,3 Mrd. Euro bzw. minus 0,3 Prozent des BIP negativ gewesen, schreibt die OeNB. "Die Drehung der Leistungsbilanz geht auf den Güterhandel zurück, der einen positiven Saldo von 9,3 Mrd. Euro beisteuerte", sagte Johannes Turner, Direktor der OeNB Hauptabteilung Statistik, in der Aussendung. Das sei zwar eine Rekordgröße, allerdings sei der Wert an sich sehr volatil, da dahinter große Warenströme im Wert von mehr als 200 Mrd. Euro stünden, die auch oft von Einzeltransaktionen abhängig seien.

Im Güterhandel ist vor allem die Entspannung bei Energie- und damit den Importpreisen für den positiven Beitrag verantwortlich, nachdem der Sektor in den beiden Jahren davor (2021 und 2022) die Bilanz noch deutlich belastet hatte. 2023 habe es keinen negativen Beitrag mehr aus diesem Bereich gegeben. "Die Energiepreise auf der Importseite haben sich wieder in einem normalen Bereich bewegt", so Turner. Bei Erdöl und Erdgas gab es 2023 einen Rückgang bei den Importwerten um 33 Prozent zum Jahr 2022, während die Exportwerte nur um 3 Prozent abnahmen. Die Einfuhrmengen bei den Energieträgern hätten sich dagegen etwas erhöht, um zwar um 4 Prozent.

Positiv entwickelte sich außerdem der Bereich chemische Erzeugnisse. Die Einnahmen aus Exporten stiegen um 19 Prozent, während die Ausgaben für Importe um 3 Prozent zurückgingen. In der größten Warengruppe, Maschinen und Fahrzeuge, gab es ein Ausfuhrplus von 8 Prozent zum Jahr 2022 und ein Einfuhrplus von 6 Prozent.

Weniger volatil als der Güterverkehr sei dagegen der Tourismussektor, der für die heimische Außenwirtschaft traditionell eine wichtige Rolle spielt und im Vorjahr wieder deutlich Schwung aufgenommen hat. 2023 trug der Sektor per Saldo 9,2 Mrd. Euro zum Ergebnis bei. Die Einnahmen des Tourismus durch ausländische Gäste betrugen 23,1 Mrd. Euro, das war ein nominelles Plus von 13 Prozent gegenüber der Vorcoronazeit. Real - also unter Berücksichtigung der Inflation - gab es dagegen einen Einnahmenrückgang.

"Trotz allem sind 1,9 Prozent als Saldowert des BIP für den Tourismus ein ganz relevanter Beitrag", so Turner. Der Rekordwert von 2,6 Prozent des BIP aus dem Jahr 2019 konnte damit aber noch nicht wieder erreicht werden. Das liege am hohen Nachholbedarf der Österreicherinnen und Österreicher bei Urlaubsreisen ins Ausland, der die Einnahmen wieder relativiere.

Bei den Herkunftsländern bleibt Deutschland auch im Vorjahr auf Rang eins, rund 45 Prozent aller Ankünfte sind dem Nachbarland zuzurechnen. Außerhalb der EU waren vor der Pandemie Gäste aus China und Russland für den heimischen Tourismus bedeutend. 2023 haben die Einnahmen für Besucher aus China wieder deutlich zugenommen, aufgrund der geopolitischen Lage blieben russische Gäste aber aus.

Damit der Tourismus weiterhin einen positiven Beitrag zum heimischen Außenhandel leisten kann, müsse er künftig einige Hürden überwinden, sagte Turner. Zum einen wies er auf die Auswirkungen des globalen Klimawandels hin, zum anderen auf die unterschiedlichen Intensitäten des Tourismus je nach Bundesland, die auch Auswirkungen auf die Umwelt und das Wohlbefinden der Bevölkerung haben. So sei die Tourismusintensität in Tirol (63 Nächtigungen pro Kopf der Wohnbevölkerung im Jahr 2023) und Salzburg (52 Nächtigungen) im Vorjahr deutlich höher gewesen als jene in Wien (9 Nächtigungen) oder der Steiermark (11 Nächtigungen). Insgesamt gebe es in Österreich 17 Nächtigungen pro Kopf der Bevölkerung, davon 12 Nächtigungen aus dem Ausland. Im Vergleich liege Österreich damit beispielsweise hinter Kroatien (24 Nächtigungen), aber vor Italien (7 Nächtigungen).

Die Kapitalbilanz wurde indessen vor allem von einem Aufbau bei Wertpapierverpflichtungen getrieben. 2023 wurden österreichische Wertpapiere im Wert von 36,4 Mrd. Euro von ausländischen Investoren gekauft, besonders gefragt waren dabei Staats- und Bankanleihen. Auf der Forderungsseite kauften aber auch heimische Banken mehr ausländische Wertpapiere. Unterm Strich wurden in Österreich 2023 um 16,2 Mrd Euro mehr Wertpapiere an das Ausland verkauft als zugekauft.

Direktinvestitionen von Unternehmen trugen mit 5,2 Mrd. Euro positiv zur Kapitalbilanz bei. Insgesamt stiegen Österreichs Finanzaktiva im Ausland im Vorjahr erstmals auf über eine Billion (1.081 Mrd. Euro) an. Auch die Verpflichtungen stiegen mit 1.002 Mrd. Euro zum ersten Mal über eine Billion Euro.

Wie sich der Außenhandel heuer entwickeln werde sei nur schwer vorherzusagen. "Was man aber jetzt schon sieht, ist, dass die Außenwirtschaft weiterhin aufgrund der geopolitischen und ökonomischen Entwicklungen vor entsprechenden Herausforderungen steht", so OeNB-Vize-Gouverneur Gottfried Haber am Dienstag.

(Redaktionelle Hinweise: GRAFIK 0635-24, 88 x 92 mm) bel/pro/tsk

WEB http://www.oenb.at/

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