05.03.2016 17:08:00
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Österreichs Botschaft in Bogota: 2012 eingespart, 2016 wieder da
Manchmal kommt es eben anders als gedacht: 2012 wurde Österreichs Botschaft in Bogota vom Außenministerium eingespart, nun ist sie wieder da. Die Wiedereröffnung am heutigen Freitag geschehe - wie auch sein aktueller Besuch in Kolumbien - zum "richtigen Zeitpunkt", befand Bundespräsident Heinz Fischer dazu am Donnerstagabend (Ortszeit) vor österreichischen Journalisten.
Dass die Optik ein bisschen seltsam ist, stellte Fischer erst gar nicht in Abrede, doch hielt er dem Außenamt (BMEIA) die Stange. Damals sei nicht absehbar gewesen, "wie sehr Kolumbien auf die Überholspur kommen wird". Seither habe sich die wirtschaftliche und politische Situation "gerade in Kolumbien" aber verbessert und biete daher auch neue Chancen. Das für heuer erwartete Handelsvolumen von 150 Millionen Euro ist zwar wenig im Vergleich zu jenem mit Ländern wie Deutschland, der Schweiz oder Italien. Aber bereits das drittgrößte in Lateinamerika, rechnete der Bundespräsident vor. Nach Brasilien und Mexiko.
Ab 2013 wurde Kolumbien von der österreichischen Vertretung in Peru mitbetreut. Als neue Botschafterin in Bogota ist Marianne Feldmann designiert, die bisher in Brasilien tätig war. Sie wird ihr neues Amt wohl nach den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro antreten. Die Räumlichkeiten der früheren Botschaft sind ohnehin noch vorhanden und können wieder bezogen werden. Zuletzt waren Vertreter der Wirtschaftskammer (WKO) darin ansässig. Das soll auch so bleiben. Das Gebäude wird künftig von WKO und BMEIA geteilt. "Ein Pilotprojekt", wie Feldmann am Donnerstagabend sagte. In die ehemalige Residenz wird sie freilich nicht mehr einziehen können, diese ist bereits baufällig. Das in guter Lage befindliche Grundstück soll veräußert werden.
Kolumbiens Präsident Juan Manuel Santos hatte die Wiedereröffnung der österreichischen Botschaft bereits am Donnerstag nach seinem Treffen mit Fischer als "gute Nachricht für die Stärkung unserer Beziehungen" bezeichnet. Dazu sollen in Zukunft auch ein Doppelbesteuerungs- und ein Investitionsschutzabkommen beitragen, die in Ausarbeitung sind. Kolumbien drängt auch darauf, dass Österreich ein mit der EU abgeschlossenes Freihandelsabkommen ratifizieren soll. Das sei bisher daran gescheitert, dass es menschenrechtliche Bedenken in Bezug auf den Arbeitnehmerschutz in dem südamerikanischen Staat gebe, erläuterte SPÖ-Klubobmann Andreas Schieder in Bogota. Diese sollten aber ausgeräumt werden können, womit einer Ratifizierung bald nichts mehr im Wege stehe.
Eine "Absichtserklärung zur Verhandlung eines Abkommens zur Überstellung von Strafgefangenen" wurde schon am Donnerstag von Justizminister Wolfgang Brandstetter (ÖVP) und seinem kolumbianischen Amtskollegen Yesid Reyes Alvarado unterzeichnet. Dies ist wohl auch angesichts der touristischen Ambitionen Kolumbiens von Bedeutung. Kolumbien rechnet nach dem für 23. März geplanten Friedensabkommen mit mehr Touristen im Land. Auch aus Österreich - die künftig vielleicht mit AUA-Direktflügen nach Bogota jetten werden, wie Präsident Santos hofft. "Ein formelles Abkommen hilft unseren Landsleuten, wenn sie in Kolumbien in rechtliche Schwierigkeiten kommen sollten", formulierte Brandstetter.
Ob der Friedensvertrag wirklich am 23. März unterzeichnet werden kann, ist fraglich. Fischer sieht Kolumbien und Santos aber auf dem richtigen Weg. "Dieser Friedensprozess ist eine heroische Aufgabe. Er hat in etwa so viele Opfer gekosten wie der Konflikt in Syrien, er dauert aber schon länger. Bürgerkriege sind besonders schwer zu handeln. Santos hat einen Kurs eingeschlagen, der Respekt verdient." Der über 50 Jahre anhaltende Konflikt forderte nach unterschiedlichen Angaben zwischen 220.000 und über 250.000 Tote.
Eine theatralische Überraschung hatte Santos für Fischer und seine Entourage beim feierlichen Mittagessen am Donnerstag parat. Während des Festschmauses schmetterten zwei Kellner und ein Sicherheitsbeamter eine Arie aus der "Hochzeit des Figaro", den Schmachtfetzen "O sole mio" und eine kolumbianische Volksweise. Und zwar vollendet, handelte es sich bei den Interpreten doch um verkleidete Opernsänger.
(Schluss) ed/tsc/hel
WEB http://wko.at
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