23.03.2021 20:29:38
|
OTS: Börsen-Zeitung / Anstalt ist nicht Anstalt, Kommentar zur KfW von Jan ...
Anstalt ist nicht Anstalt, Kommentar zur KfW von Jan Schrader
Frankfurt (ots) - Nur 51 Tage sind verstrichen, ehe die BaFin nach der
Bekanntgabe des Rücktritts von Präsident Felix Hufeld am Montag mit Mark Branson
einen Nachfolger ernannt hat. 97 Tage zogen derweil vorbei, seitdem der
politisch besetzte Verwaltungsrat der KfW zuletzt auseinanderging - und schon
damals keinen Nachfolger für Bankchef Günther Bräunig fand, der vor dem
Ruhestand steht. Wenn der Rat am Mittwoch erneut tagt, wird er dem Hörensagen
nach zwar den ebenfalls vakanten Vorstandsposten der internationalen
Finanzierung mit Christiane Laibach besetzen, der derzeitigen Chefin der
KfW-Tochter DEG. Für Bräunig jedoch wird abermals keine Nachfolge benannt.
Der Zeitdruck, um die Spitze der Kreditanstalt für Wiederaufbau zu besetzen, ist
also geringer, als die oberste Position der Bundesanstalt für
Finanzdienstleistungsaufsicht zu vergeben. Klar, noch bleiben drei Monate, ehe
Bräunigs Vertrag ausläuft, der Grund liegt aber tiefer. So ist der Druck, dem
sich die BaFin nach dem Wirecard-Kollaps ausgesetzt sieht, wesentlich größer als
im Falle der KfW. Die Staatsbank steht in der Causa zwar ebenfalls blamiert da:
Die Tochter Ipex-Bank gewährte Wirecard eine 100 Mill. Euro schwere Kreditlinie,
die Forderung hat die Bank für einen Bruchteil verkauft, die Staatsanwaltschaft
ermittelt. Doch die BaFin, die mit dem Leerverkaufsverbot für Wirecard-Aktien
die Mär einer Attacke durch Spekulanten zusätzlich nährte und den
Zahlungsdienstleister nicht als Ganzes direkt beaufsichtigt hat, steht anders
als die Staatsbank unter Erneuerungsdruck.
Hinzu kommt die politische Konstellation: Die BaFin untersteht der Rechts- und
Fachaufsicht des SPD-geführten Bundesfinanzministeriums, die Leitung des
KfW-Verwaltungsrats liegt im Wechsel beim Finanz- und beim
Wirtschaftsministerium, das unter CDU-Obhut steht. Die Nachfolge braucht also
breiten Rückhalt. Während Umfragen lange nahegelegt haben, dass die
Unionsparteien auch hinter der künftigen Regierung stehen werden - vermutlich
mit den Grünen -, ist die SPD der Opposition näher gerückt. Auch wenn sich die
Umfragewerte in der Maskenaffäre verschoben haben, waren Union und
Sozialdemokraten zuletzt ungleiche Partner, was eine Einigung erschwert hat.
Eine zeitweilige Vakanz wirft die KfW nicht um. Doch das lange Hickhack legt
nahe, dass die Führung der Bank nicht primär nach fachlichen, sondern
politischen Kriterien ausgewählt wird. Dieser Eindruck, ob zutreffend oder
nicht, schadet der Glaubwürdigkeit der Bank. Höchste Zeit, die Nachfolge zu
klären
Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion
Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de
Weiteres Material: http://presseportal.de/pm/30377/4871766
OTS: Börsen-Zeitung

Wenn Sie mehr über das Thema Aktien erfahren wollen, finden Sie in unserem Ratgeber viele interessante Artikel dazu!
Jetzt informieren!