28.10.2015 21:10:40

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Börsen-Zeitung: Alles offen, Kommentar zur US-Geldpolitik von Kai

Johannsen

Frankfurt (ots) - Wenn irgendetwas mit vollkommener Sicherheit in

das gestrige Statement der US-Notenbank zum Zinsentscheid und die

weitere Gangart in der US-Geldpolitik hineininterpretiert werden

kann, dann wohl Folgendes: Es ist alles offen. Und damit kann es noch

in diesem Jahr, und zwar im Dezember, zur ersten Zinsanhebung seit

der Finanzkrise kommen - oder 2016 oder noch später.

Fed-Chefin Janet Yellen hält sich alle Optionen offen. So war es

gestern, und so war es auch schon im September. Die US-Währungshüter

stellen fest, dass die Wirtschaft in gemäßigtem Tempo zulegt, sie

sehen aber auch Risiken für den Wirtschaftsausblick. Der Arbeitsmarkt

sei fast im Gleichgewicht. Einmal mehr wurde auch betont, dass die

Zinsen angehoben werden, sofern es zu weiteren Verbesserungen am

Arbeitsmarkt gekommen ist und wenn sich die Notenbank einigermaßen

sicher sein kann, dass sich die Inflation wieder in Richtung des

Zielwertes der Fed von 2% bewegt. Das hat man nun aus den Reihen der

Fed-Vertreter und auch bei früheren Statements schon gehört und

bedeutet alles und nichts zugleich. So manch einer im Markt hatte

darauf gesetzt, dass Yellen & Co. nun zu einer schärferen Rhetorik

greifen werden und damit deutlicher als bisher klarmachen, ab wann

denn nun mit dem Zinsschritt zu rechnen ist. Das ist nicht geschehen

- wieder einmal.

So langsam muss man konstatieren, dass der Fed für einen Schwenk

in der Geldpolitik mittlerweile ein wenig die Zeit davonläuft. Und so

mancher Analyst macht auch darauf aufmerksam, wie es um die

US-Konjunktur bestellt ist. Die Wirtschaft befindet sich näher an der

nächsten Rezession, als das Ende der vorigen Rezession entfernt ist.

Das macht eine Zinsanhebung nicht gerade einfacher für die Fed. Zudem

müssen die US-Notenbanker weitere Störfeuer einkalkulieren. Die

könnten aus China kommen in Form von Zinssenkungen und Abwertungen.

Die Chinesen haben es im September begrüßt, dass die Amerikaner die

Zinsen nicht angehoben haben. Verständlich, denn Abzug von Kapital

ist in einer schwächeren Wirtschaftsverfassung nicht gerade

erwünscht.

Und dann bleibt da ja auch noch die Europäische Zentralbank.

Ziemlich deutlich haben die europäischen Währungshüter eine

Ausweitung ihrer ohnehin schon lockeren Geldpolitik in Aussicht

gestellt. Und diese werden sie im Dezember wohl auch liefern. Das

schwächt den Euro und stärkt den Dollar. Für die Fed wird es dann im

Dezember nicht unmöglich, die Zinsen anzuheben, aber es wird sehr,

sehr schwer.

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