27.09.2018 20:47:41
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Börsen-Zeitung: Aus eins mach zwei / Kommentar von Christoph Ruhkamp
zur Aufspaltung von Thyssenkrupp
Frankfurt (ots) - Thyssenkrupp-Interimschef Guido Kerkhoff prescht
vor - und schafft damit Tatsachen für einen etwaigen neuen
Aufsichtsratschef des Konzerns. Welche goldenen Perspektiven der
Kapitalmarkt in der nun geplanten Aufspaltung von Thyssenkrupp sieht,
zeigt der Aktienkurs: Allein die Pläne von Kerkhoff, die der
Aufsichtsrat erst noch absegnen muss, treiben den Aktienkurs um fast
10% nach oben. Tatsächlich hat sich Kerkhoff vorab der Zustimmung der
beiden Großaktionäre Krupp-Stiftung und Cevian versichert. Auch die
IG Metall steht mit ihrer Stimmenmehrheit im Aufsichtsrat, in dem
zwei Posten auf der Anteilseignerseite weiter vakant sind, hinter
Kerkhoff.
Der Manager kann sich deshalb ausrechnen, dass er vom Aufsichtsrat
auch zum dauerhaften CEO des Konzerns gekürt werden wird. Mit der
Abspaltung der Kriegsschiffsparte vom Anlagenbau hatte er sich
zuletzt schon als zupackender Macher in Szene gesetzt. Nicht jedem
Investor wird gefallen, dass Kerkhoff bleibt. Und für die
unabhängigen Aufsichtsräte muss die eilige Neuausrichtung einen
schalen Beigeschmack haben. Sie werden jetzt nur noch zum Abnicken
gebraucht.
Die klare Teilung des Konzerns in einen Industriegüterkonzern und
einen Stahlkonzern samt Weiterverarbeitungsaktivitäten gefällt dem
Kapitalmarkt jedenfalls - zumal es keine Holding mit teuren
Verwaltungsaktivitäten oberhalb der beiden Schwesterkonzerne mehr
geben wird.
Die von der Investmentbank Goldman Sachs ausgearbeitete Lösung hat
zudem noch ein weiteres cleveres Finanzdetail: Der Stahlkonzern
"Thyssenkrupp Materials" wird mit einer Minderheitsbeteiligung am
Schwesterkonzern "Thyssenkrupp Industrials" beteiligt werden. Diese
Aktien kann der Stahl- und Werkstoffkonzern jederzeit versilbern, um
mit dem frischen Kapital zuzukaufen oder zu investieren.
Cevian-Gründer Lars Förberg hatte schon lange die Matrixstruktur
des Konzerns kritisiert, die eine übermäßig teure Zentrale erfordert,
und verlangt, mehr Entscheidungsmacht in die sechs
Tochtergesellschaften zu verlagern. Mit der Aufspaltung kommt der
Finanzinvestor diesem Ziel einen bedeutenden Schritt näher. Da zudem
Krupp-Stiftungs-Chefin Ursula Gather sich nur als "stille
Ankeraktionärin" sieht, die lediglich von Zeit zu Zeit kritische
Fragen stellt, hat der Plan allerbeste Chancen auf Verwirklichung.
Denn auch die IG Metall - vor allem der einflussreiche
Vizeaufsichtsratschef Markus Grolms - scheint sich mit der
Aufspaltung anzufreunden.
(Börsen-Zeitung, 28.09.2018)
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