21.06.2018 20:35:41
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Börsen-Zeitung: Das dicke Ende droht noch, Kommentar zu Daimler von
Isabel Gomez
Frankfurt (ots) - Über Jahre hinweg lief es bei Daimler glänzend,
wirtschaftlicher Erfolg und Skandalfreiheit sind eben ein gutes
Gespann. Jetzt aber trifft es den Autokonzern mit voller Wucht.
Für Daimlers Gewinnwarnung gibt es gleich vier Gründe. Zwei davon
seien "maßgeblich": Die chinesischen Zölle auf Pkw aus den USA, die
China mit einer Mitteilung des Handelsministeriums vom 17. Juni zum
6. Juli hin einführen will, und die Umstellung auf das neue
TypGenehmigungsverfahren WLTP. Hinzu kommen Kosten für den
Diesel-Rückruf und die sinkende Bus-Nachfrage in Südamerika.
In dem von US-Präsident Donald Trump angezettelten Handelsstreit
bleibt Daimler und sämtlichen anderen europäischen Autoherstellern
und Zulieferern nur eines: Über den europäischen Branchenverband Acea
zu versuchen, auf die US-Regierung einzuwirken und mit Zahlen und
Fakten darzustellen, wie wichtig die US-Werke der
europäischen Hersteller für die US-Wirtschaft sind. Das geschieht
auch, ob Zahlen und Fakten beim Adressaten fruchten, ist freilich
eine andere Frage. In Brasilien reagierten Kunden nach Lohnstreiks
verunsichert mit Auftragsstornierungen, was angesichts der jüngsten
wirtschaftlichen und politischen Entwicklung des Landes nicht
verwundert.
Dass Daimler bei der Umstellung auf WLTP nicht vorankommt, muss
sich der Konzern selbst ankreiden. Die Branche hat lange versucht,
die Einführung des Genehmigungsverfahrens zu verzögern. Das ging
schief, so dass nun, drei Monate bevor WLTP gilt, nicht nur die
Zulassungsbehörde vor einem Berg abzuarbeitender Genehmigungen sitzt,
sondern Hersteller ihr Zögern mit hohen Sonderkosten bezahlen. Dabei
rechnet Daimler im Gegensatz zu VW noch nicht einmal mit
Produktionsausfällen.
Das dicke Ende in Form einer weiteren Gewinnwarnung droht aber
durch den Rückruf. Von den 774000 Pkw ist laut Daimler ein Teil durch
die 2017 angebotenen und als freiwillig bezeichneten Software-Updates
für 3 Millionen Mercedes-Diesel abgedeckt. Dafür verbuchte Daimler
2017 bereits 220 Mill. Euro. Für jene Autos, die 2017 nicht enthalten
waren, wird nun ein weiterer mittlerer zweistelliger Millionenbetrag
fällig. Das zahlt Daimler ohne Probleme. Wenn aus der dem Ministerium
zufolge illegalen Einstellung der Abgasnachbehandlung allerdings noch
ein Bußgeld resultiert, hat Daimler wohl ein Problem. Bei maximal
5000 Euro je betroffenen Pkw wären das bis zu 3,9 Mrd. Euro, was wohl
die nächste Gewinnwarnung zur Folge hätte.
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