05.10.2016 20:55:39

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Börsen-Zeitung: Das Versagen der anderen, Kommentar zur Deutschen Bank

von Bernd Wittkowski

Frankfurt (ots) - Die Deutsche Bank erleidet das gleiche Schicksal

wie die Fußballnationalmannschaft: Zu ihr hat jeder eine Meinung, und

alle wissen es besser. Wie Manuel Neuer & Co. neben Jogi Löw 82

Millionen weitere Bundestrainer haben, so hat der Vorstand des

Geldkonzerns weit mehr als 82 Millionen Aufsichtsratsmitglieder, die

eine genaue Vorstellung davon haben, was in der Bank schiefläuft und

wie damit umzugehen ist. Die Zahl ist noch viel höher, weil ja nicht

nur die Bürger dieses Landes, sondern auch Krethi und Plethi jenseits

der Grenzen glauben, allweil ihren Senf dazugeben zu müssen. Das

Phänomen ist nicht neu. Es tritt beim Small Talk über den Gartenzaun

ebenso auf wie am offiziellen Meinungsmarkt, natürlich gehäuft in

herausfordernden Situationen. Weil die Nationalelf erst am Samstag

und Dienstag spielt, bleiben wir an dieser Stelle für heute bei der

Deutschen Bank. Da sind neben vielen anderen zuletzt beispielsweise

Italiens Regierungschef Matteo Renzi, Bundeswirtschaftsminister

Sigmar Gabriel oder der Vice Chairman des Vermögensverwalters

BlackRock und frühere Schweizer Nationalbankpräsident Philipp

Hildebrand auffällig geworden. Renzi etwa zerbricht sich gerne den

Kopf über die Stabilität der Deutschen Bank (und des ganzen hiesigen

Bankensystems). Gabriel, im Interesse der deutschen Wirtschaft auf

rutschigem diplomatischem Parkett im Iran unterwegs, belustigt sich

öffentlich darüber, "dass die Bank, die das Spekulantentum zum

Geschäftsmodell gemacht hat, sich jetzt zum Opfer von Spekulanten

erklärt" (was CEO John Cryan in der Tat getan hatte). Und Hildebrand

stellt am Mittwoch im FAZ-Interview nonchalant fest: "Europas Banken

haben in einem großen Ausmaß versagt." Dem Verdikt mag man eingedenk

der Performance mancher Häuser nur bedingt widersprechen. Die

Attitüde aber, mit der diese Leute auftreten, wirkt befremdlich. Wer

hat denn alles versagt? Nicht auch der einst über ein Devisengeschäft

seiner Ehefrau gestolperte Hildebrand? Hätte er nicht als Notenbanker

längst auf eine überzeugende Lösung des beklagten "Too big to

fail"-Problems oder als Großaktionär der Deutschen Bank auf die

Etablierung eines nachhaltigen Geschäftsmodells hinwirken müssen?

Hätte Gabriel nicht mehr Grund, sich zu fragen, ob er darüber lachen

oder wütend sein soll, dass sein Iran-Besuch mit einem Eklat endete

(sein höchstrangiger Gesprächspartner sagte ein Treffen kurzfristig

ohne Begründung ab)? Und hätte Renzi nicht genug damit zu tun,

endlich die maroden italienischen Banken zu sanieren? Einfacher ist

es natürlich, andere des Versagens zu zeihen.

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