15.08.2018 20:30:41

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Börsen-Zeitung: Ein Klumpen Risiko, Kommentar zur Bankenaufsicht von

Bernd Neubacher

Frankfurt (ots) - Erst Griechenland, dann Italien, nun die Türkei:

Es ist wieder die Zeit, in der man die Forderungen von Banken in

einem kriselnden Land zusammenrechnet, um zu ermitteln, von welchen

Instituten sich An- und Einleger lieber fernhalten sollten.

Angesichts des Verfalls der türkischen Lira staunten Beobachter

dieser Tage nicht schlecht: Da steht bei der spanischen Großbank BBVA

mal eben knapp das Doppelte des harten Kernkapitals am Bosporus im

Feuer; Unicredit ist dort mit 84 Prozent des Eigenkapitals am Start,

ING mischt mit 39 Prozent mit. Zwar zählt bei der Bewertung solcher

Exposures nicht nur das schiere Volumen, sondern auch die Frage nach

Sicherheiten, Laufzeiten und Risikogewichtungen. Dennoch dürfte klar

sein: Das Klumpenrisiko ist jeweils zu hoch oder aber das

Eigenkapital zu niedrig - in Spanien entfällt ohnehin rund ein

Viertel der "harten" Eigenmittel nicht auf gezeichnetes Kapital,

sondern auf in Steuergutschriften umgewandelte Verlustvorträge.

Die Lage in der Türkei ist nicht für jeden Marktakteur

überraschend eskaliert. Institute wie der Wiesbadener

Immobilienfinanzierer Aareal haben ihr Exposure dort schon vor Jahren

auf verdauliche Größen abgebaut. BBVA stockte ihren Anteil an der

Garanti Group, der zweitgrößten Bank des Landes, um zehn

Prozentpunkte auf fast 50 Prozent auf. Nun muss man nicht Sitz und

Stimme im Europäischen Ausschuss für Systemrisiken haben, um vor

einem Szenario Bammel zu bekommen, in dem die Türkei-Krise auf andere

Schwellenländer etwa in Lateinamerika übergreift. Denn in Südamerika

holt BBVA mehr Erträge herein als auf dem spanischen Heimatmarkt.

Wenn schon das Management des Instituts die Steuerung der

Klumpenrisiken nicht beherrscht, warum hat dann die Aufsicht nicht

beizeiten interveniert? Vermutlich geht man nicht ganz fehl in der

Annahme, dass die EZB angesichts der Türkei-Risiken derzeit

entsprechende Eigenkapitalzuschläge plant oder den Banken einen

geordneten Rückzug aus ihren Engagements am Bosporus nahelegt. Es

könnte bereits zu spät sein.

Tatsächlich sind das Management der Banken und die EZB nun ein

leichtes Ziel der Kritik, aber nicht das einzige. Wahr ist ebenso:

Regulierer, die es Kreditinstituten ermöglichen, gerade einmal 3

Prozent ihrer Bilanzsumme als Eigenkapital zu halten, dürfen sich

nicht beschweren, wenn eine Krise die Häuser rasch zu überfordern

droht. Allen teilweise berechtigten Beschwerden über Überregulierung

zum Trotz zeigen die Verwerfungen in der Türkei auch: Etliche Banken

haben nach wie vor zu wenig Eigenkapital.

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