18.06.2018 19:56:40

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Börsen-Zeitung: Falsche Loyalität / Kommentar von Stefan Kroneck zur

Festnahme von Audi-Chef Rupert Stadler

Frankfurt (ots) - Erst fast drei Jahre nach den aufgeflogenen

Dieselabgasmanipulationen zieht Volkswagen bei Audi endgültig die

Reißleine. Die Absetzung des langjährigen Chefs der Ingolstädter

Konzerntochter ist aber nicht das Ergebnis einer ausgereiften

hausinternen Überlegung, sondern eine hektische Reaktion auf dessen

Festnahme und Inhaftierung wegen des Verdachts auf Betrug. Dabei

deutete sich an, dass die Tage von Rupert Stadler an der Spitze von

Audi gezählt sind, nachdem die Strafverfolger eine Woche zuvor dessen

Haus durchsuchen ließen. Spätestens dann war das Maß endgültig voll,

obwohl natürlich auch für einen Spitzenmanager wie ihn nach deutschem

Strafrecht die Unschuldsvermutung so lange gilt, bis ein Gericht ein

Urteil gefällt hat oder die Staatsanwaltschaft das Verfahren gegen

eine Geldbuße einstellt.

In der jüngsten deutschen Wirtschaftsgeschichte ist die Causa

Stadler einmalig. In der Bundesrepublik wurde bisher noch nie der CEO

einer großen, börsennotierten Publikumsgesellschaft aus dem Amt

heraus wegen Tatverdachts in Haft genommen. Der Fall des früheren

Arcandor-Chefs Thomas Middelhoff lag anders. 1986 wurde Alfons

Lappas, der einstige Chef der Gewerkschaftsholding BGAG, wegen seiner

unrühmlichen Rolle beim Zusammenbruch der Co op AG in seinem

Haus festgenommen. Vor zehn Jahren machte Klaus Zumwinkel, seinerzeit

CEO der Deutschen Post, Schlagzeilen, als infolge einer Razzia die

Ermittlungen gegen ihn wegen Steuerhinterziehung publik wurden.

Im Fall Stadler haben die Eigentümerfamilien Porsche und Piëch es

versäumt, einen geordneten Übergang an der Spitze von Audi zu

bewerkstelligen. Dafür wäre genug Zeit gewesen. Diese ließen sie

verstreichen. Den Schaden daraus trägt nun die Premiummarke Audi, die

auch aufgrund der Betrugsaffäre gegenüber den Wettbewerbern BMW und

Daimler auf vielen Feldern ins Hintertreffen geraten ist. Aus

falscher Rücksichtnahme und Loyalität gemischt mit Trotzreaktion

hielten sie an dem CEO fest, obwohl er infolge der Dieselkrise

faktisch längst nicht mehr tragbar war.

Stattdessen versuchten sie, mit Bauernopfern die Kritiker an dem

"Aufklärungskurs" in Sachen Dieselgate ruhigzustellen. Im vergangenen

Jahr tauschten die privaten Großaktionäre fast den kompletten

Audi-Vorstand aus. Stadler durfte vorerst bleiben. Diese Taktik

fällt dem Konzern jetzt auf die Füße. Sie ist auch Ausdruck einer

Corporate Governance im VW-Konzern, bei der seit langem

Verbesserungsbedarf besteht.

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