02.12.2014 21:16:47
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Börsen-Zeitung: Gipfel der Entfremdung, Kommentar zur
South-Stream-Pipeline von Eduard Steiner
Frankfurt (ots) - Nicht einmal bei der Begründung des Scheiterns
herrschte Einigkeit. So umstritten wie das russische Pipelineprojekt
South Stream zu Zeiten seiner möglichen Realisierung war, so
umstritten bleibt es auch nach seinem Aus, das von Kremlchef Wladimir
Putin am späten Montagabend verkündet worden war. Die EU mit ihrer
obstruktiven Position sei schuld, hieß es seitens der Russen. In
Wahrheit freilich, so eine EU-Quelle gegenüber der russischen Agentur
Interfax, sei das Projekt angesichts der fallenden Preise auf
Energieträger nicht mehr machbar.
In gewissem Maß haben beide Seiten Recht. Die EU wurde angesichts
der Ukraine-Krise zuletzt stur. Die Russen ihrerseits wollten ohnehin
nie akzeptieren, dass das dritte EU-Energiepaket, das Gasproduzenten
den Betrieb einer Pipeline auf EU-Gebiet untersagt, auch für South
Stream gilt. Bei so viel Diskrepanz brauchte es nur noch einen
finanziellen Engpass, damit das Unterfangen stirbt.
Zwar spricht Russland nicht offen von Finanzproblemen. Aber gleich
mehrere Indizien legen eine solche nahe. So hat Gazprom vor einem
Jahr bekannt gegeben, dass die Investitionskosten um 40% auf 23,5
Mrd. Dollar steigen. Kurz darauf, im ersten Halbjahr 2014, haben
Rückstellungen wegen des Gaskonfliktes den Gewinn Gazproms um 23% auf
8,8 Mrd. Euro fallen lassen. Damit nicht genug, ist seither der
Ölpreis abgestürzt, was Gazprom 2015 richtig zu spüren bekommt,
bildet der russische Gaspreis doch den Ölpreis mit einer Verzögerung
von mehreren Monaten ab. Schließlich schlagen noch die westlichen
Sanktionen zu Buche, weil Gazprom sich nicht die Unterstützung
westlicher Kreditgeber sichern kann. Dies ist umso einschneidender,
als Gazprom sich wegen des Zerwürfnisses mit dem Westen China
zuwendet und dort nun vor dem Problem steht, voraussichtlich nicht
nur eine, sondern zwei Pipelines ins Reich der Mitte bauen zu müssen
- übrigens ohne die Vorauszahlungen aus China zu erhalten, die man
sich erhofft hatte. Drei Pipelines auf einmal wären selbst in
besseren Zeiten nicht zu stemmen gewesen.
Unterm Strich freilich markiert das Aus für South Stream den
Höhepunkt einer Entfremdung zwischen Russland und Europa auf dem
Gassektor, die nicht erst mit der diesjährigen Ukraine-Krise, sondern
2006 mit dem ersten russisch-ukrainischen Gaskonflikt begonnen hat.
Damals hatte man in Russland gesagt, mit Gazprom könne man in Europa
Kinder erschrecken. Das Image wurde nie richtig korrigiert.
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