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19.02.2016 19:40:39

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Börsen-Zeitung: Heiße Luft von der Opec, Marktkommentar von Dieter

Kuckelkorn

Frankfurt (ots) - Mit großem Getöse war die Übereinkunft

bekanntgegeben worden. Endlich hatten sich mit Russland und

Saudi-Arabien zwei der wichtigsten Ölproduzenten auf Maßnahmen zur

Stützung des Ölpreises geeinigt. Dem Pakt haben sich dann auch andere

Länder innerhalb der Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec)

angeschlossen. Selbst der Iran, der ja eigentlich seine Förderung

nach dem Ende der Sanktionen im Atomstreit massiv ausbauen möchte,

äußerte sich wohlwollend. Die Aktion hat dann auch zunächst das

erreicht, was sie beabsichtigte: Der Ölpreis hat vorerst seine

Talsohle durchschritten und ist wieder deutlich über die Marke von 30

Dollar je Barrel gestiegen. Zeitweise kostete Brent sogar mehr als 35

Dollar.

Mittlerweile wird allerdings deutlich, dass in der angepriesenen

Übereinkunft der Produzenten viel heiße Luft enthalten ist.

Dementsprechend gibt der Ölpreis auch schon wieder nach, zumal auch

besorgniserregende Zahlen zu den US-Lagerbeständen hinzugekommen

sind. Diese haben erneut ein Rekordniveau markiert.

Sieht man sich an, was die Ölländer vereinbart haben, so erkennt

man rasch, dass darin wenig Substanz enthalten ist, die geeignet

wäre, den Ölpreis nachhaltig nach oben zu treiben. Versprochen wurde

nämlich lediglich eine Deckelung der Produktion auf dem Stand vom

Januar. Dazu muss man wissen, dass sowohl die Opec als auch Länder

wie Russland derzeit auf Teufel komm raus produzieren, um die Folgen

des niedrigen Preises für ihre Staatshaushalte zu begrenzen.

Ausgehend von diesem Niveau ist eine nennenswerte weitere Steigerung

praktisch gar nicht möglich. Was das Überangebot auf den Ölmarkt

betrifft, das auf 2 Mill. Barrel pro Tag geschätzt wird, so ändert

sich also zunächst einmal gar nichts.

Aber selbst die dürftige Einigung auf den Verzicht eines weiteren

Ausbaus der Förderung scheint noch nicht in Stein gemeißelt zu sein.

Darauf deuten jedenfalls Äußerungen von Offiziellen aus Russland als

auch Saudi-Arabien hin. So ließ sich der stellvertretende russische

Energieminister Kirill Molodtsov vernehmen, auch unter Beachtung der

Einigung mit den Opec-Ländern könne Russland die Produktion um

weitere 1,9% steigern - Disziplin zur Stabilisierung des Ölpreises

sieht anders aus. Und der saudische Außenminister Adel al-Jubeir hat

am Rande der Verhandlungen in Doha noch einmal klargestellt, dass

sein Land nicht daran denkt, die Produktion zu senken. Die jüngste

Erholung des Ölpreises war aber im Verständnis der Marktteilnehmer

erfolgt, dass die Deckelung nur einen ersten Schritt darstellt.

So ist also nicht damit zu rechnen, dass die Übereinkunft bereits

für einen nachhaltigen Anstieg des Ölpreises sorgen wird. Allerdings

ist auch nicht zu befürchten, dass der Ölpreis noch weiter unter

Druck gerät und Niveaus um die 20 Dollar je Barrel realisiert, wie

sie Analysten schon für realistisch gehalten hatten. Denn immerhin

haben die Ölförderstaaten das Signal ausgesendet, dass sie einem

weiteren Verfall des Ölpreises - insbesondere wenn er noch

dramatischere Ausmaße annehmen sollte - nicht komplett tatenlos

zusehen werden. Damit deutet vieles darauf hin, dass der Ölpreis

seine Talsohle in der Tat durchschritten hat.

Es bleibt dann noch die Frage bestehen, wie weit eine Erholung

gehen kann. Zwar muss damit gerechnet werden, dass der Iran alles

daran setzt, seine Produktion längerfristig wieder auf Niveaus von

vor dem Atomstreit anzuheben. Allerdings dürfte das Angebot aus

anderen Teilen der Welt allmählich nachlassen. So meinen viele

Analysten, dass die US-Schieferölindustrie ihren Anpassungsprozess im

Wesentlichen noch vor sich hat.

Denn es ist davon auszugehen, dass die Unternehmen angesichts des

im historischen Vergleich immer noch sehr niedrigen Preisniveaus von

der Finanzierungsseite her kräftig unter Druck kommen. Die jüngsten

Turbulenzen bei den Aktienkursen von Banken waren nicht zuletzt von

Sorgen ausgelöst worden, dass die Institute umfangreiche Kreditmittel

in die angeschlagene Branche gepumpt haben. Dass bislang von

Produktionsrückgängen noch nicht viel zu sehen ist, liegt auch daran,

dass - bei einer bereits deutlich rückläufigen Anzahl an neuen

Bohrlöchern - die bestehenden Förderanlagen derzeit stärker und

länger ausgebeutet werden. Auf Dauer wird dieses Niveau aber nicht

durchzuhalten sein.

Bis zum Jahresende kann der Ölmarkt somit bereits wieder deutlich

entspannter aussehen - bei einem Ölpreis, der dann zwischen 40 und 50

Dollar liegen könnte.

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