21.07.2015 20:50:40

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Börsen-Zeitung: Here entlang! Kommentar zu Nokia Here von Heidi Rohde

Frankfurt (ots) - Es scheint, den deutschen Autobauern ist ein

Coup gelungen. Das Konsortium aus Daimler, BMW und Audi bekommt

offenbar den Zuschlag für Nokia Here, die Kartentochter des

finnischen Telekomausrüsters, für 2,5 Mrd. Euro - ein Preis, der nur

geringfügig über dem Buchwert, aber weit unter den Schätzungen von

Analysten und auch den Hoffnungen von Nokia liegt.

Die Finnen, die ihre 15 Mrd. Euro teure Übernahme des Konkurrenten

Alcatel-Lucent finanzieren müssen, wollten ursprünglich mindestens 4

Mrd. Euro für die kleine Sparte mit einem Jahresumsatz von rund 1

Mrd. Euro erlösen. Die Chancen schienen nicht schlecht, denn Here ist

mit einem geschätzten Marktanteil von gut 60% Weltmarktführer für

hochexakte digitale Karten in automobilen Navigationssystemen. In

Europa und Nordamerika ist das Unternehmen sogar zu 80% in der

Autonavigation an Bord. Für die deutschen Premiumhersteller war daher

die Aussicht, dass Here in die Hände eines neuen Eigentümers fällt,

mit schwerwiegenden Unwägbarkeiten verbunden - zumal das Risiko im

Raum stand, dass einer der großen US-Internetgiganten das Unternehmen

schlucken würde.

Die erschreckende Aussicht, dass etwa das datenhungrige soziale

Netzwerk Facebook die Kontrolle über Here übernehmen könnte und die

Autohersteller infolgedessen bei einem der wichtigsten Assets für das

Zukunftsthema "autonomes Fahren" in Abhängigkeit geraten oder sogar

an Kernkompetenz für das Automobil 2.0 verlieren könnten, hat die

Wettbewerber zum Schulterschluss bewegt.

Ein preistreibendes Bietergefecht blieb ihnen indes erspart, denn

die anfangs zahlreichen konkurrierenden Kaufinteressenten zogen sich

nach und nach zurück. Facebook begnügte sich mit einer

Here-Kooperation. Weder Uber noch Apax haben Flagge gezeigt. Apple

stützt sich für seine Navigationsdienste auf den Here-Konkurrenten

TomTom, der just auch eine Kooperation mit Bosch unter Dach und Fach

gebracht hat. So mag auch die Aufholjagd des einzigen globalen

Wettbewerbers, dessen Produktqualität offenbar zu der von Here

aufschließt, den Kaufpreis gedrückt haben.

Wahrscheinlicher ist allerdings, dass ein anderer Schachzug den

Autobauern zum Vorteil gereichte. Sie haben dem Vernehmen nach die

chinesische Baidu als Partner an Bord genommen, die einer der größten

Anbieter von Navigationsdiensten in China ist. Das Reich der Mitte

ist geradezu ein weißer Fleck auf den Karten sowohl von Here als auch

von TomTom - ein Mangel, der geeignet war, andere Käufer

abzuschrecken.

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