30.06.2016 20:30:39

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Börsen-Zeitung: Hört die Signale!, Kommentar zur geplanten

Börsenfusion von Claus Döring

Frankfurt (ots) - Zugegeben: Die Internationale gehört nicht

unbedingt zum Sangesgut von Investmentbankern und Börsenmanagern. Und

auch viele Politiker haben in den Wochen vor dem britischen

EU-Referendum die Signale aus dem Volk nicht gehört oder hören wollen

und sind vom Ergebnis der Abstimmung auf dem falschen Fuß erwischt

worden. Aber den Knall des Brexit-Votums, die damit für den

Finanzplatz London schlagartig veränderten und sich noch verändernden

Rahmenbedingungen und ihre Implikationen für das Fusionsvorhaben der

Börsen in London und Frankfurt nur mit einem trotzigen "Weiter so"

und "Jetzt erst recht" zu beantworten, signalisiert Realitätsverlust.

Jetzt zeigt sich, dass die Kritik am Timing des Fusionsvorhabens

mehr als berechtigt war. Gleiches gilt für Vorbereitung und

Konditionen der Fusion. Denn der Fusionsvorschlag kennt keinen Plan B

für den Fall eines positiven Brexit-Votums. Folglich sollen nun die

Aktionäre der London Stock Exchange einem Zusammenschluss zustimmen

und die Anteilseigner der Deutschen Börse einem Aktientausch, dessen

strategische, betriebswirtschaftliche und rechtliche Grundlagen und

Perspektiven sich mit dem Brexit-Votum erheblich verändert haben. Der

von den Fusionspartnern eingesetzte Referendumsausschuss ist ein

Placebo und kann nur im Nachhinein kosmetische Korrekturen des

Mergers erreichen. Nötig wären aber von Grund auf überarbeitete

Fusionsbedingungen einschließlich der Governance und der Sitzfrage

der fusionierten Börse. Aufgrund der aktuellen und der im Brexit-Fall

noch absehbaren Kräfteverschiebungen kann der Sitz bei einem

Zusammengehen mit London nur in Frankfurt sein.

Wem es bei der Börsenfusion um die Sache geht - nämlich einen

wettbewerbsfähigen Börsenbetreiber für den europäischen Kapitalmarkt

zu schaffen, der auch international ganz vorne mitspielt - und nicht

nur um die persönliche Karriere oder dicke Beraterprovisionen, muss

das Vorhaben jetzt stoppen. Wenn Vorstand und Aufsichtsrat dazu nicht

in der Lage oder willens sind, werden im Herbst Politik und Aufsicht

dafür sorgen. Das muss auch den Schwerhörigen unter den

Börsen-Verantwortlichen in den vergangenen Tagen deutlich geworden

sein. Eine Genehmigung mit Auflagen, wie mitunter spekuliert, wird es

nicht geben. Das ist schon börsenrechtlich nicht möglich.

Wer die Signale bisher überhört hat, sollte sich einer alten

Indianer-Weisheit erinnern: Wenn Du entdeckst, dass Du ein totes

Pferd reitest, steig ab!

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