02.07.2015 20:55:39

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Börsen-Zeitung: Kein Vorbild, Kommentar zur Energiewende von Ulli

Gericke

Frankfurt (ots) - Ein neues Kapital in den Geschichtsbüchern werde

mit den Eckpunkten für eine erfolgreiche Umsetzung der Energiewende

aufgeschlagen, ist sich Vizekanzler und Wirtschaftsminister Sigmar

Gabriel sicher. Um in gleicher Tonlage anzufügen, das Ergebnis des

Spitzentreffens der Parteichefs von Union und SPD sei ein

"historischer Pakt für neuen Wohlstand", der die Ökonomie mit der

Ökologie versöhne. Für Menschen, die schlichter denken und nicht vom

Atem der Welterkenntnis beseelt sind, ist das beschlossene

Sammelsurium aus Stromreserve, KWK-Förderung, Netzausbau und neuen

(staatlich geförderten) Gaskraftwerken eher ein sündhaft teures

Rumgeflicke an einer hoch subventionierten Energiewende, die längst

ein Eigenleben entwickelt hat. Etwa 24 Mrd. Euro jährlich kostet der

Umbau der herkömmlichen Stromproduktion in eine CO2-arme Erzeugung

Industrie und Bürger schon heute. Mit den jetzigen Beschlüssen werden

in den nächsten Jahren gut 10 Mrd. Euro hinzukommen.

Ausgangspunkt ist das Versprechen Berlins, den Ausstoß des

klimaschädlichen Kohlendioxids (CO2) bis 2020 um 40% gegenüber 1990

zu senken. Mit dem sukzessiven Aus der Atommeiler nach der

Katastrophe in Fukushima geriet dieses Ziel jedoch in Schieflage,

muss CO2-freier Atomstrom doch durch CO2-reiche fossile Energien

ersetzt werden. Um das 40-Prozent-Ziel dennoch zu erreichen, hat die

Koalition der Energiewirtschaft einen Extrasparbeitrag von 22

Millionen Tonnen CO2 verordnet.

Nachdem die vorgeschlagene Klimaabgabe für alte

Braunkohlekraftwerke am Widerstand von RWE und Vattenfall, der

Gewerkschaft IGBCE sowie den betroffenen SPD-regierten Ländern

Nordrhein-Westfalen und Brandenburg gescheitert war, werden diese

Kraftwerke zur Reserve versetzt und dafür entschädigt. Werden alte

Heizkessel mit Staatsgeld durch neue ersetzt. Werden Kraftwerke mit

Kraft-Wärme-Kopplung auf Kosten der Verbraucher neu gebaut oder auf

Gas umgestellt. Und um den sauberen Windstrom aus dem Norden in den

industriestarken Süden zu leiten - wo man allerdings keine hässlichen

Stromautobahnen mag - werden Kabel unter die Erde verlegt.

Netzbetreiber sagen, das koste das Drei- bis Achtfache. Berlin ist

sicher, dass Erdkabel maximal doppelt so teuer sind wie

Freiluftleitungen. Gedacht war die Energiewende als Vorbild für die

Welt, dass der Umstieg in eine CO2-arme Erzeugung möglich ist.

Möglich ist er - doch außer dem reichen Deutschland kann sich kein

anderes Land dies teure Experiment leisten. Ein Vorbild ist diese

Politik nicht.

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