17.10.2016 19:39:40

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Börsen-Zeitung: Leere Drohung, Kommentar zu Schottland von Andreas

Hippin

Frankfurt (ots) - Die EU braucht nichts weniger als ein neues

Mitglied, dessen Haushaltsdefizit sich bald auf ein Zehntel seines

Bruttoinlandsprodukts beläuft. Trotzdem glauben die schottischen

Nationalisten offenbar, der unter der Last seiner sozialen Wohltaten

ächzende Ölstaat im Norden Europas würde von Brüssel mit offenen

Armen empfangen, wenn er sich einmal aus der Umklammerung

Restbritanniens lösen sollte. Schwer vorstellbar auch, dass

EU-Staaten wie Frankreich oder Spanien dem Unabhängigkeitsstreben von

Basken, Katalanen oder Korsen durch ein herzliches Willkommen für

Schottland Vorschub leisten wollen.

Nicola Sturgeon, die Führerin der schottischen Nationalisten,

droht seit der britischen Volksabstimmung über die EU-Mitgliedschaft

dennoch bei jeder Gelegenheit mit einem neuen Referendum über den

Fortbestand des Vereinigten Königreichs. Schließlich habe sich eine

klare Mehrheit der Schotten für den Verbleib in der europäischen

Staatengemeinschaft ausgesprochen. Wenn Westminster nun den

EU-Austritt vorantreibe, müsse sie alles tun, um die Interessen

Schottlands zu wahren. Dazu gehört das Gerede über einen Verbleib im

Binnenmarkt für den Fall, dass die britische Regierung es vorziehen

sollte, die Freizügigkeit im Personenverkehr einzuschränken. Werden

dann Grenzkontrollen im Norden Englands eingeführt? Mit solchen

Details gibt sich Sturgeon nicht ab. Wenn es darum geht, den Brexit

zu verhindern, arbeitet sie mit Labour-Abgeordneten ebenso zusammen

wie mit Liberaldemokraten und austrittsunwilligen Tories.

Es mag vielen schottischen Nationalisten nicht auffallen, aber sie

werden von den EU-Austrittsgegnern vor den Karren gespannt, die ihre

Niederlage bei der Volksabstimmung im Juni immer noch nicht

akzeptieren wollen. Sturgeon hätte man für intelligenter gehalten,

schließlich haben die Nationalisten unter ihrer Führung bei den

Unterhauswahlen im vergangenen Jahr einen geradezu erdrutschartigen

Sieg davongetragen. Aber offenbar ist der Druck von Teilen der Partei

zu groß. Dort glaubt man wohl ernsthaft, die staatliche

Unabhängigkeit im zweiten Anlauf doch noch erreichen zu können.

Sollen die Schotten ruhig erneut abstimmen. Es ist nur eine leere

Drohung. Meinungsforschern zufolge ist eine Mehrheit unter den

gegebenen Umständen dagegen, den Sprung in die Unabhängigkeit zu

wagen. Und wer würde schon erst mühsam für die Souveränität kämpfen

wollen, um sie dann schnellstmöglich an Brüssel abzugeben?

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