29.05.2017 20:56:40

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Börsen-Zeitung: Madame Mèrkel, Kommentar zur EU von Detlef Fechtner

Frankfurt (ots) - Versprochen ist versprochen! Jahrelang haben

sich deutsche Finanzminister über den Wildwuchs bei den

Mehrwertsteuersätzen in der EU aufgeregt. Aber keiner von ihnen hat

je Anstoß an den Ermäßigungen genommen, die Frankreich Gastronomen

gewährt. Immerhin hatte ja einst Gerhard Schröder versprochen, dass

Deutschland diese Schonung akzeptiert. Und was ein deutscher Kanzler

einem französischen Präsidenten zusagt, stellen deutsche Minister nie

mehr in Frage. Basta!

Zweifelsohne ist die deutsch-französische Freundschaft eine ganz

besondere. Abgesehen von wenigen Reibereien - etwa nach Mitterrands

Störfeuern gegen die deutsche Einheit - suchten Berlin und Paris

stets eine engere Abstimmung als mit anderen EU-Partnern. Schließlich

wissen beide Länder nur zu gut, dass ihr dominierender

gestalterischer Einfluss in der EU auf dieser außergewöhnlichen

Partnerschaft gründet. Anders gesagt: Ohne den anderen haben beide

Seiten nicht einmal halb so viel in Europa zu sagen.

Insofern ist das demonstrative Zusammenrücken von Angela Merkel

und Emmanuel Macron nicht überraschend, aber in seiner Art und Weise

bemerkenswert. Schließlich hat Merkel Macron umgehend und

voraussetzungslos Unterstützung zugesagt. Macron wiederum hat Merkel

den Gefallen getan, sich offiziell gegen Euro-Bonds auszusprechen -

auch wenn er sich geschickt mit einem sprachlichen Zusatz Optionen

offenhielt.

Merkel und Macron brauchen nicht nur einander, sie passen auch

recht gut zueinander. Die Kanzlerin findet in Macron einen liberalen

und offenen politischen Partner, der zugleich zuverlässig zu sein

scheint. Einer, der nicht so unberechenbar und erratisch agiert wie

Sarkozy und nicht so verzagt und ermüdend wie Hollande. Macron erhält

dafür postwendend Starthilfe, um sich in Rekordtempo außenpolitisch

zu profilieren, was ihm bei den Umfragen guttut. Und so spricht

vieles dafür, dass das Tandem beste Chancen hat, endlich schwierige

Reformvorhaben der EU voranzubringen, etwa die Vertiefung der

Währungsunion. Die Kanzlerin scheint auf dem Wege, in Brüssel eine

deutsche Europapolitik mit starkem französischen Akzent zu vertreten

- sozusagen als Madame Mèrkel. Schon bald darf man Initiativen für

die Haushaltspolitik und Finanzpolitik erwarten, die sowohl

ausreichend Konditionalität für die Deutschen als auch genug

Flexibilität für die Franzosen beinhalten. Ausgerechnet in Zeiten von

Krisen und Unwägbarkeiten könnte der deutsch-französische Motor

wieder auf Touren kommen

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