10.01.2017 20:50:41

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Börsen-Zeitung: Nicht wirklich schade, Kommentar zu J. Safra Sarasin

von Bernd Wittkowski

Frankfurt (ots) - Erst die liechtensteinische LGT, dann die Credit

Suisse mit ihrem hierzulande gebuchten Private-Banking-Geschäft -

beides ging an die Bethmann Bank -, nun die schweizerische J. Safra

Sarasin: Sind die ausländischen Vermögensverwalter auf dem Rückzug

aus Deutschland? Gewinnt die lange erwartete Renationalisierung

gerade im Private Banking jetzt an Schwung? Umgekehrt lassen ja auch

viele deutsche Häuser die Schweiz oder Luxemburg längst links liegen,

weitere Institute sind dort auf dem Sprung.

Was die Absetzbewegung aus dem vom Potenzial her höchst

attraktiven Vermögensverwaltungsmarkt Deutschland angeht, wäre es

sicher verfrüht, von einem Trend zu sprechen. Gewiss ist es ein

branchenweites Problem, dass insbesondere Adressen, denen es an der

kritischen Masse fehlt, größte Mühe haben, auf dem hart umkämpften

Markt Geld zu verdienen. Es dürfte kaum drei eidgenössische Banken

geben, die hier in der Vergangenheit auf ihre Kosten gekommen sind,

schon gar nicht nachhaltig. Ferner ist im Zuge wachsender

Steuertransparenz das "Geschäftsmodell Schweiz" zunehmend unter die

Räder gekommen; das wirkt sich auch auf die Auslandsaktivitäten aus.

Die auf Hochtouren laufende Regulierungsmaschine sowie das Zins- und

Währungsumfeld machen die Sache nicht leichter. Das heißt indes

nicht, dass es für Ausländer von vornherein aussichtslos wäre, auf

dem deutschen Markt anzutreten.

Die jüngere Geschichte namentlich der LGT und von J. Safra Sarasin

spricht dafür, dass es sich ungeachtet der institutsübergreifend

schwierigen Bedingungen doch eher um Einzelfälle handelt. Der Name

der liechtensteinischen Fürstenbank, die noch 2011 die BHF-Bank

übernehmen wollte, mit diesem Vorhaben aber an der deutschen

Finanzaufsicht BaFin scheiterte, war in Deutschland durch die

Verbindung zum als Steuerhinterzieher verurteilten Ex-Post-Chef Klaus

Zumwinkel verbrannt. Derweil hat sich J. Safra Sarasin hierzulande

durch ihre Verwicklung in die für Anleihegläubiger teure Pleite des

Windparkentwicklers Windreich und mehr noch durch ihre unrühmliche

Rolle bei den vermeintlich besonders pfiffigen

Cum-ex-Aktiengeschäften zulasten des Fiskus "einen Namen gemacht".

Es bedarf keiner ausschweifenden Fantasie, sich vorzustellen, dass

auch diese Vorgänge die BaFin auf den Plan gerufen und die von ihr

verhängten oder angedrohten Konsequenzen der Bank den letzten Rest

von Spaß am deutschen Onshore-Geschäft verleidet haben. Aus Sicht des

Finanzplatzes ist es eingedenk solcher Verhaltensauffälligkeiten

nicht wirklich schade um diese Bank.

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