20.06.2014 20:45:46
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Börsen-Zeitung: Noch länger niedrig, Marktkommentar von Kai Johannsen
Frankfurt (ots) - Noch länger niedrig - so einfach lässt sich die
Zinsperspektive für die USA zusammenfassen. Nach den Aussagen der
US-Notenbanker vom Mittwochabend gehen immer mehr Marktteilnehmer nun
davon aus, dass die Leitzinsen und damit die Renditen am Bondmarkt
dann wohl doch nicht so schnell den Weg nach oben einschlagen werden.
Denn die Zentralbanker sind in ihrer Einschätzung der konjunkturellen
Lage und damit des Exits sehr vorsichtig geworden und kommunizieren
das zudem sehr, sehr zurückhaltend.
Da sind zuallererst die Wachstumsprojektionen zu nennen. Die Fed
rechnet ausgehend von dem schwachen ersten Quartal nun noch für
dieses Jahr mit einem Anstieg des Bruttoinlandsproduktes (BIP) von
2,1% bis 2,3%. Zuvor waren die Währungshüter noch von einem Plus von
2,8 bis 3,0% ausgegangen. Das entspricht also mal einer Kürzung der
Prognose um fast einen Prozentpunkt - das ist nicht gerade wenig. Da
das Jahresende noch nicht unmittelbar bevorsteht, besteht noch
Spielraum für Anpassungen nach unten, wenn die Konjunktur sich noch
schlechter als gedacht entwickelt.
Aufhorchen lassen aber nicht nur die Wachstumsprojektionen,
sondern auch die Erwartungen innerhalb der Zentralbank für die
Leitzinsanhebungen - zumindest mal die ersten. Bislang hatte sich der
Markt entsprechend der Fed-Kommunikation darauf eingestellt, dass ab
2015 an der Zinsschraube gedreht wird. Nun halten noch zwölf
Zentralbanker 2015 für einen geeigneten Zeitpunkt, um die Zinsen
anzuheben. Vor drei Monaten war es noch einer mehr. Es ist zwar nur
einer, der jetzt den Rückzieher macht, aber immerhin: Es ist ein
klares Zeichen. Drei Notenbanker wollen damit bis zum Jahr 2016
warten. Sollte die Konjunktur schlechter laufen, die Prognosen für
das BIP-Wachstum im Verlauf des Jahres noch weiter nach unten
angepasst werden, dann wird sehr schnell auch das Jahr 2017 Eingang
in die Diskussion über die ersten Zinsanhebungen in den USA finden.
Yellen hofft nun
Und auch mit dem Ausstieg aus den unkonventionellen Maßnahmen ist
wohl nicht mehr alles so klar, wie es zunächst für manchen den
Anschein hatte. Fed-Chefin Janet Yellen hofft nun, dass sie im Laufe
des Jahres überarbeitete Ausstiegsprinzipien vorlegen kann. Die
monatlichen Bondkäufe wurden erwartungsgemäß gekürzt, und zwar um 10
auf nunmehr 35 Mrd. Dollar. Aber mit dem Tapering hat der Markt seit
geraumer Zeit schon kein Problem mehr, d.h., eine Kürzung der
Bondkäufe sorgt nicht mehr für steigende Renditen. Denn viele Akteure
gehen davon aus, dass die Konjunktur nicht so rosig sein wird, so
dass die Fed ihre Zinsanhebung weiter in die Zukunft verschiebt.
Die deutlich vorsichtigeren Projektionen der Fed hinsichtlich des
Wachstums hinterließen hierzulande am Markt klare Spuren. Der
Bund-Future mit September-Fälligkeit sprang auf Kontrakthoch. Damit
lag er noch einen knappen Punkt unter seinem Rekordhoch. Der Markt
der Bundesanleihen wird aufgrund der nun bestehenden Aussicht auf
eine noch länger anhaltende Phase ultraniedriger Zinsen in den USA
nicht mehr so stark im Schlepptau des US-Rentenmarktes gezogen werden
können, d.h., der Einfluss eventuell anziehender US-Zinsen auf den
Bund-Markt nimmt nochmals ab. In der Eurozone wirkt zudem die
Zinspolitik der Europäischen Zentralbank, die bekanntermaßen nicht
gerade auf Leitzinserhöhungen ausgerichtet ist. Damit können sich die
Anleger in der Eurozone noch verstärkt darauf einstellen, dass es
auch im Eurozonenraum nicht zu höheren Renditen bei den Anleihen
kommt.
Doch mit dieser nun nochmals zementierten Aussicht auf
ultraniedrige US-Zinsen werden am Markt (seit Monaten) bestehende
Trends noch weiter befeuert. Denn die Anleger suchen weiterhin
krampfhaft nach Rendite und greifen immer weiter bei
Peripherieanleihen zu. Peripheriespreads werden sich damit noch
weiter einengen. Der Markt wird damit kaum adäquat Staatsrisiken aus
Irland, Portugal, Spanien oder Italien bepreisen. Denn die Länder
weisen mitnichten die konjunkturelle Verfassung auf, die im
zehnjährigen Bereich Marktzinssätze von weniger als 3% (im Falle von
Spanien und Italien) rechtfertigen.
Das nächste Beispiel in diesem Zusammenhang kam in der
abgelaufenen Woche aus Zypern. Das Land kehrte mit einer fünfjährigen
Anleihe zu 4,85% an den Kapitalmarkt zurück. Das wurde als attraktiv
eingestuft. Natürlich ist das attraktiv! Der Bund zahlt in diesem
Segment gerade einmal ein Zwölftel. Angesichts des enormen Kapitals,
das nach Anlage drängt, ist es nur eine Frage der Zeit, bis Zypern
auch bei Sätzen angekommen ist, die vor einigen Jahren der Bund
bezahlte.
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